Berga/Elster (dsd/aw). Vor drei Jahren stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) für die Sheddachsanierung der Industriehalle des ehemaligen Greika-Werks 4 in Berga/Elster im Landkreis Greiz 20.000 Euro zur Verfügung. In diesen Tagen erhält nun Denkmaleigentümer Alexander Rathgeber eine Bronzetafel mit dem Hinweis „Gefördert durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz mit Hilfe der GlücksSpirale“. Dadurch bleibt das Engagement der privaten Förderer der Stiftung und der Rentenlotterie von Lotto auch nach den Maßnahmen an vorbildlichen Projekten sichtbar und kann zu weiterer Unterstützung motivieren.
Im 19. Jahrhundert prägten Webereibetriebe den Ort Berga an der Elster. Eine erste Fabrik, die mechanische Weberei Carl Trömmlers, später Schaarschmidt, entstand 1879. 1899 führte Ernst Engländer nach der Übernahme der Weberei von Eiserhardt und Schröder die Seidenweberei ein. Die florierende Firma beschäftigte 1932 rund 860 Angestellte. Zu DDR-Zeiten wurde die Seidenweberei als Betriebsteil in den VEB Greika Greiz eingegliedert. Die Greika – Abkürzung für "Greizer Kammgarn-Weberei" – bestand aus mehreren, in der Nähe von Greiz ansässigen Textilindustrie-Werken. Nach der Auflösung des VEB Greika Ende 1990 standen die Gebäude in Berga leer.
Von der Anlage haben sich das ursprünglich dreigeschossige, massiv aus Ziegelsteinen gebaute und mit einem Satteldach abschließende Verwaltungsgebäude aus den 1920er Jahren erhalten, ebenso ein eingeschossiges Heizhaus mit weithin sichtbarem Schlot aus der Zeit der Jahrhundertwende, ein Backsteinwohnhaus mit Zierfachwerk, das wohl um 1910 errichtet wurde, verschiedene ein- und zweigeschossige Nebengebäude und nicht zuletzt die Produktionshalle.
Die 1899 errichtete und bis 1927 erweiterte Sheddachhalle aus Backstein umfasst eine Fläche von 10.000 Quadratmetern. Die Fassaden des eingeschossigen, unterkellerten Bauwerks gliedern aufgereihte Querrechteckfelder, die von doppelten Lisenen flankiert werden. Ein Klötzchen-Konsolfries schließt die Wandfelder waagerecht ab. Ein gestuftes backsteinernes Traufgesims leitet zu den 27 sogenannten Sheddächern über.
Mit diesen hintereinander gestaffelten, schräg stehenden Dachfenstern ließ sich die Beleuchtung der Halle wesentlich verbessern. Ein aufsteigender Treppenfries auf Konsolen gliedert die aus Ziegelmauerwerk erbauten Dreiecksgiebel der aus einer Stahlkonstruktion bestehenden Sheddächer. Die kurze Seite der Giebel wird von einem Band von hochrechteckigen, schmalen Fenstern mit filigraner Rahmung gefasst. Im Inneren ruht die Halle auf einer leichten Konstruktion aus Metallstützen, auf denen Querträger ruhen. Die Halle ist die größte Sheddachhalle Thüringens. Sie stellt ein wichtiges und überregional bedeutendes Denkmal der Entwicklung der Textil- und Seidenweberei im Land dar.