Bahnbetriebswerk Löhne (Westf.)

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war der Bahnhof ein Hauptknotenpunkt im Personen-, vor allem aber im Güterverkehr Nordwestdeutschlands. Hier trafen die Strecken der Köln-Mindener Eisenbahn-Gesellschaft (1847), Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen (1855) und Hannover-Altenbekener Eisenbahn-Gesellschaft (Löhne–Hildesheim–Vienenburg, eröffnet 1875) aufeinander. Über viele Jahre lang kreuzten hier Fernzüge von Berlin über Hannover und Köln nach Paris und von Amsterdam über Osnabrück und Hildesheim nach Mitteldeutschland. Die weitläufigen Bahnanlagen wurden mit zahlreichen Tunneln und Überführungen so gebaut, dass eine kreuzungsfreie Querung der beiden Hauptstrecken möglich war.

Löhne besaß zwischen 1950 und 1970 die umfangreichsten Rangieranlagen in Ostwestfalen-Lippe. Neben dem Personenbahnhof befanden sich auf dem riesigen Bahnareal ein Güterbahnhof, ein Rangierbahnhof und ein Betriebswerk mit einer 23-Meter-Drehscheibe. Auf diesen Anlagen wurden Loks gewartet und repariert, verschoben, bestückt, Güterzüge des Fernverkehrs neu zusammengestellt und für die Weiterfahrt vorbereitet. Von hier aus wurden große Teile des ostwestfälischen Raumes mit der Zustellung und Abholung von Waggons bedient. Die Westfälische Zeitung nennt in einem Artikel maßgeblich die Düngemittelfabrik Stodiek, die ihren Standort in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes hatte und die für einen beachtlichen Beitrag zum täglichen Wagenaufkommen sorgte. Über den Ablaufberg liefen bis in die späten sechziger Jahre rund 1300 Waggons am Tag. Eine Halle für die Schnellausbesserung von Güterwagen war ebenfalls vorhanden, wie auch eine Entseuchungsanlage für Viehtransporte.

Nach dem zweiten Weltkrieg mussten große Teile der Infrastruktur erneuert werden. Löhne erhielt 1956 eine neue Drehscheibe mit 23 Meter Durchmesser, nun konnten alle Lokomotivbaureihen gewendet werden. Die Bekohlung der Loks verrichtete bis Ende der sechziger Jahre ein spezieller Bagger mit hochgesetztem Führerhaus und ein kleiner stationärer Bekohlungskran. Im Betriebswerk Löhne waren zu dieser Zeit 46 Lokomotiven verschiedenster Baureihen stationiert. Detailierte Informationen zum Fuhrpark und den werksseitigen Lokklassen finden Sie auf www.epoche-3.de.

Die nächsten 20 Jahren blieb der Fuhrpark recht konstant. 1963 musterte man im Betriebswerk die Loks der Baureihe 52 aus, deren Nachfolge die 50er Baureihe übernahm. Der Bestand im Mai 1963 wird mit 31 Lokomotiven angegeben, 23 Loks der Baureihe 50 und acht Loks der Baureihe 55. Später wurden neben beiden Klassen auch Loks der Baureihen 41, 44, 86 und 94 in Löhne stationiert. Zum 1. Februar 1970 wurde der Einsatz im Zuge der Elektrifizierung von Dampflokomotiven in Löhne eingestellt und später wegen der Strecke Hamm-Minden-Hannover Spurplanveränderungen vorgenommen.

Auch die Gütergleise wurden aufgrund der wesentlich längeren Güterzüge mit ihren E-Loks an die neuen Erfordernisse angepasst und die Nutzlänge der Gleise entsprechend erhöht. Durch die industrielle Realisierung und die Modernisierung durch Oberleitungen wuchs die Eisenbahn in die Höhe, Brücken wurden angehoben oder Gleise abgesenkt. Doppelkreuzungsweichen verschwanden so weit wie möglich aus dem Gleisplan, diese waren zwar platzsparend, aufgrund ihrer komplizierten Konstruktion aber erheblich aufwändiger zu warten als einfache Weichen. Durch den Verzicht auf doppelte Kreuzungsweichen konnte eine höhere zulässige Durchfahrgeschwindigkeit realisiert werden. Im Oktober 1968 fuhr dann der erste Zug mit elektrischer Traktion in Löhne ein.

Schlimm traf es Löhne im Mai 1983 mit der Herabstufung des Rangierbahnhofs zum Knotenpunkt. 1984 wurden die letzten eigenen Rangierlokomotiven abgezogen und 1990 folgte die weitgehende Einstellung des Betriebs und bald auch ein Rückbau der Gleisanlagen. 1991 kam das Ende der Fernverkehrshalte und im Winter 1997 hieß es Abschied nehmen von der seit 1914 als Wahrzeichen der Stadt dienenden Königsbrücke.

Quelle: Wikipedia, Neue Westfälische, Epoche 3

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Dokument erstellt am 22.02.2011
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.