Nike-FlaRak-Stellung Bad Essen

Zu Zeiten des "Kalten Krieges" wurde das rund 5 ha große Gelände des Wiehenhorstes von 1966 bis 1975 durch Niederländische Luftabwehreinheiten im Rahmen der NATO-Strategie und des NATO-Luftverteidigungsgürtels als Feuerleitbereich für Luftabwehrraketen genutzt. Die Brücke diente zur Aufstellung der transportablen Radarwagen für die Feindflugzeugerkennung und Raketenlenkung. Da die höchste Erhebung im vorgesehenen Gebiet der 195 Meter hohe Westerberg war, entschied man sich, die Feuerleitstellung - Integrated Fire Control (IFC) dort zu bauen. Weil sich jedoch weitere höhere Berge Richtung Osten und Süden befanden, konstruierte man mit großem baulichen Aufwand eine Brückenrampe zum Abstellen der Radargeräte und erreichte so eine zusätzliche Höhe von weiteren 10 Metern. Fortan konnte man die Geräte auf ihrem Fahrgestellen über eine geschwungene Auffahrt zu ihren Standplätzen schleppen und positionieren. Um eine gegenseitige Behinderung der Geräte beim manövrieren zu verhindern, wurden oben auf der Plattform verschiedene Ausbuchtungen und Nischen errichtet. In den Unterbau der Stahlbetonkonstruktion integrierte man das Bereitschaftsgebäude der Stellung.

Etwa 1 Kilometer nördlich des Dorfes Brockhausen errichtete man den Abschußbereich - Launcher Area (LA) - und erwarb hierfür ein Grundstück. IFC und LA lagen so rund 5 Kilometer Luftlinie auseinander. Der Abschussbereich wurde in drei Sektionen eingeteilt, in denen Nike-Raketen gelagert und auch abgefeuert werden konnten. Das System Nike-Hercules war von der Konzeption zwar auch zum Einsatz mit Atomsprengköpfen vorgesehen, die Niederländer statteten aber nur zwei ihrer acht Squadrons mit konventionellen Sprengköpfen aus. Die Stellung Bad Essen blieb jedoch rein konventionell, vermutlich da der Sicherheits- und Personalaufwand für die nuklearen Stellungen zu hoch war. Erst im Jahr 1967 waren die Konstruktionen für die Infrastruktur des Areals abgeschlossen.

Aus finanziellen Gründen sah sich das Niederländische Verteidigungsministerium einige Jahre später gezwungen, Reduzierungen bei den FlaRak-Stellungen durchzuführen. Somit traf Bad Essen die kürzeste Nutzungsdauer aller Nike-Stellungen der Niederländer. In den Jahren 1970 bis 1972 wurde die Anlage deaktiviert, Stellung und Gerät jedoch weiter gewartet um selbige im Krisenfall schnellstmöglich reaktivieren zu können. Kurze Zeit später aktivierte man die Stellung erneut und deativierte sie 1974 wieder. Große Umstrukturierungen der niederländischen FlaRak-Stellungen führten 1975 dazu, dass Bad Essen entgültig geschlossen.

Im Jahre 1977 gründete sich ein Verein, der mit dem Erwerb und der friedlichen Umwidmung des ehemaligen Militärgeländes eine Stätte der Begegnung schuf. Jugendgruppen, Schulklassen und Familien genießen seither den Aufenthalt inmitten des Naturparks Teutoburger Wald/Wiehengebirge mit einem großzügigen Freigelände sowie vielfältigen Spiel- und Sportangeboten.

Quellen: Osnabrücker Zeitung, Stadtarchiv, Relikte in Niedersachsen und Bremen

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Dokument erstellt am 22.05.2011
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.