„artbase-Festival“ in der Landesirrenanstalt Domjüch

Lacation Landesirrensanstalt Domjüch. Foto: artbase

Neustrelitz/Strelitz-Alt (aw). Eine Mischung aus Woodstock und Lost-Place-Charme: Das „artbase-Festival“ breitet sich am letzten Augustwochenende (30.08. bis 01.09) im mecklenburgischen Strelitz-Alt am Domjüchsee aus. Dort wo früher reger aber grauer Krankenhausbetrieb herrschte, wird es dann bunt, kreativ und musikalisch. Seit Mai arbeiten mehr als 150 internationale Künstler auf dem Areal um die einzelnen Räume und Flure des Krankenhausgebäudes sowie des Frauenhauses II in eine Urban-Art-Kulisse zu verwandeln.

Beeindruckendes Kunstwerk der Sam Crew. Foto: artbase

Der Veranstalter verspricht den Besucher*innen des Festivals ein großes Programm mit – so könnte man es nennen – Woodstock-Charakter. Es soll eine Art Traumwelt entstehen, mit Urban-Art, Graffiti, Streetart, Live-Paintings, Schauspiel, Tanz, Visual Art und Projektionsmappings. Parallel dazu gibt es Workshops, Performances sowie Licht- und Klanginstallationen. Gerade letztere werden den kalten Räume der ehemaligen Irrenanstalt die nötige Wärme geben. Mehr als 60 DJ’s und Live-Acts bespielen zwei Indoor-Floors und eine Open-Air-Fläche. Für das leibliche Wohl wird es ein eigenes Streetfood-Festival-Menü geben. Wer baden möchte, kann den hauseigenen Domjüchsee nutzen.

Kosten und Anreise

Tagestickets kosten für Freitag (30.08.) 29,00 Euro, Samstag (31.08.) ebenfalls 29,00 Euro und Sonntag (01.09.) 20,00 Euro. Das Dreitages-Ticket kostet 69,00 Euro. Bahnreisenden wird vom Hauptbahnhof ein Shuttlebus geboten, der direkt zum Festivalgelände fährt. Das Ticket kostet 1,60 Euro. Wer mit dem Auto anreist, findet Parkplätze vor Ort.

Der Domjüchsee lädt zum baden ein. Foto: artbase

Landesirrenanstalt Domjüch

1896 wurde – weil das Altstrelitzer Gefängnis (Landarbeits- auch Zucht- und Irrenhaus) aus allen Nähten platze, von einer Untersuchungskommission beschlossen, eine neue Irrenanstalt zu errichten und die weitere Nutzung der vorhandenen Bausubstanz als Landarbeits- und Landarmenhaus, Zuchthaus und Gefängnis zu nutzen. Die Irrenanstalt Gehlsheim bei Rostock diente als Vorbild bei dem Bauvorhaben. 1899 begannen die Bauarbeiten am Westufer des Domjüchsees. 1902 wurde die unter „Großherzoglicher Direktion“ stehende – Mecklenburg-Strelitz’sche Landesirrenanstalt – fertiggestellt, 70 Frauen und 60 Männer zogen in die neue Anstalt um.

Im Ersten Weltkrieg sank die Zahl der zu behandelnden Patienten in der Landesirrenanstalt kontinuierlich, sodass man frei gewordene Räumlichkeiten bis 1927 als Landessäuglingsheim und Landeskinderheim nutzte. Ein Jahr später löste man das Kinderheim auf. Ab 1934 wurde Domjüch ebenso wie die Irrenanstalten Gehlsheim und Sachsenberg als Heil- und Pflegeanstalt bezeichnet und dem Schweriner Ministerium zugeordnet, weil sich die bis dahin selbstständigen Länder Mecklenburg-Strelitz und Mecklenburg-Schwerin zum Land Mecklenburg vereinigt hatten.

Im Rahmen der Aktion T4 wurden viele der betroffenen psychisch kranken und/oder behinderten Menschen nach Domjüch gebracht. Hier war nur die Zwischenstation auf dem Weg in die NS-Tötungsanstalt Bernburg. Ab 1943 nutzte man die Landesirrenanstalt Domjüch als Tuberkuloseheilstätte. Zum Ende des Zweiten Weltkriegs besetzte die Rote Armee 1945 das Areal. Bis 1993 wurde das Gelände der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Domjüch von der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland militärisch genutzt und konnte nicht mehr betreten werden. Es wurden drei Kasernengebäude errichtet, die nach dem Abzug der GUS-Truppen abgerissen wurden.

Seit 2010 egagiert sich der Verein zum Erhalt der Domjüch – ehemalige Landesirrenanstalt e.V. gegründet. für den Fortbestand der Bauten ein und organisiert auf dem Gelände u. a. Kulturveranstaltungen.