Bildband „Happy End“ von Dietmar Eckell

Von André Winternitz – 28. Januar 2014

Zugegeben der Bildband von Dietmar Eckell ist eigentlich keine Neuerscheinung mehr, denn die Veröffentlichung war bereits im letzten Jahr. Trotzdem soll dieses Werk hier nicht unerwähnt bleiben. Auf der Jagd nach abgestürzten Flugzeugen bereiste Eckell vier Kontinente und legte insgesamt 120.000 Kilometer zurück, fotografierte 15 Wracks. Doch was ihn antrieb war nicht die Faszination der Katastrophe, vielmehr möchte der Autor mit seinem Werk zeigen, dass hinter jedem Ende auch ein Anfang steckt. Die Idee zu diesem Bildband kam dem Düsseldorfer vor etwa neun Jahren, nachdem er selbst abgestürzt war. Damals war er mit einem motorgetriebenen Paraglider für ein Fotoprojekt in der kalifornischen Mojave-Wüste unterwegs, als ihn Wüstenwinde ins Trudeln brachten. Eckell hatte viel Glück, nur der Knöchel war gebrochen. Noch im Krankenhaus recherchierte er ähnliche Vorfälle, die glimpflich ausgingen, tauchte immer tiefer in zurückligende Geschehnisse ein und versuchte die Geschichten zu den Wracks ausfindig zu machen. Schnell war eine komplette Reiseroute festgelegt.

280114Auf seiner Tour gab es einige Flugzeugwracks von denen Eckell nicht einmal die ungefähren Koordinaten kannte und spitzfindig auf die Suche vor Ort gehen musste. Die Mühe hat sich gelohnt. Herausgekommen sind Fotografien, die dem Betrachter teils surreale, teils morbide Motive präsentieren. Flugzeugwracks die teilweise völlig von der Natur eingenommen wurden, als wollten sie die einst stolzen Flieger nicht wieder hergeben. Die Wracks die Eckell besucht hat, liegen auf ihrer Position etwa 10 bis 70 Jahre und alle Insassen hatten die Notlandung oder den Absturz überlebt. Drei Jahre war Eckell in der Weltgeschichte unterwegs – so könnte man sagen – auf verschneiten Gebirgsketten, in tiefen Tälern, im Dschungel, Sümpfen oder wüstenartigen Gegenden. Bis er ein Ziel seiner Begierde vor der „Linse“ hatte, war es oft ein langer Weg – nicht nur geografisch ausgedrückt. Oft musste er mit Einwohnern verhandeln oder auch schon mal Rebellen um Hilfe bitten. Zu Eckells Fototouren gehörte also nicht immer nur viel Glück, sondern auch eine große Portion Mut, denn der Fotograf ist meistens alleine unterwegs. Eckells Fotografien zeigen die Vielseitigkeit des Verfalls und gleichzeitig die Grenzen menschlichen Handelns auf – erzählen zugleich Heldengeschichten von mutigen Piloten.

Der Bildband „happy end: miracles in aviation history abandoned in the middle of nowhere“ ist Teil von Eckells Langzeitprojekt „restwert“, bei dem der Fotograf Relikte aus dem Kalten Krieg, nicht fertiggestellte Atomkraftwerke, verlassene Freizeitparks und mehr dokumentiert. Finanziert wurde das Buch über die Crowdfounding-Plattform Indiegogo mit einem beachtlichen Erfolg. Dies zeigt einmal mehr, wie positiv vielversprechende und qualitativ hochwertige Produkte finanziert werden können.

Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
Verlag: Eckell, Dietmar; Auflage: 1 (10. Juli 2013)
Sprache: Englisch
ISBN-10: 3000421416
ISBN-13: 978-3000421419
Preis: EUR 34,90

Weitere Fotografien und Informationen auf der Webseite von Dietmar Eckell unter www.dietmareckell.com .