Das traurige Ende des Gemeinschaftskraftwerks Veltheim

Gemeinschaftskraftwerk Veltheim, Ansicht von Südosten (2012). Foto: Grugerio/CC BY-SA 3.0

Porta Westfalica/Veltheim (aw). Am rechten Ufer der Weser in Veltheim, einem Stadtbezirk der ostwestfälischen Stadt Porta Westfalica, thronte bis 2015 das Großkraftwerk Veltheim – ein Gemeinschaftskraftwerk – betrieben von der Uniper Kraftwerke GmbH und den Stadtwerken Bielefeld. Zu aktiven Zeiten verfügte das Kraftwerk über eine installierte Leistung von 892 Megawatt und verfeuerte zur Stromgewinnung Steinkohle und Erdgas, sowie Petrolkoks und Heizöl. Seit dem Jahr 2003/04 durften im Kraftwerk auch Sekundärbrennstoffe mitverbrannt werden. Anfangs waren vier Blöcke aktiv, davon nur noch drei bis zur Stilllegung.

Weil das Dampfkraftwerk seinen Sekundärkreislauf über das von der Weser entnommene Wasser kühlte, waren keine Kühltürme notwendig. Zu Beginn der Inbetriebnahme war das Kraftwerk zunächst als Steinkohlekraftwerk genehmigt worden, wobei seit der Anpassung der Betriebsgenehmigung im Jahr 2004 die Steinkohle – wie erwähnt – auch mit Petrolkoks ergänzt werden konnte. Bei diesen Vorgängen dürfen Ersatzbrennstoffe dabei den Schwefelfilter nicht überlasten. Der Block 4 wurde mit einer Gasturbine bestückt, die auch mit Heizöl betrieben werden konnte.

Verbrennen von Sekundärbrennstoffen

Das Staatliche Amt für Umwelt und Arbeitsschutz Ostwestfalen-Lippe (StAfUA) genehmigte 2003 die Mitverbrennung von Tiermehl und Klärschlamm bis zu maximal 20 Prozent der jeweils gefahrenen Feuerungswärmeleistung in den Blöcken 2 und 3. 2005 wurde dem Kraftwerk durch das StAfUA die Änderungsgenehmigung nach Bundes-Immissionsschutzgesetz erteilt, Sekundärbrennstoffe mitzuverbrennen. Gegen diese Maßnahmen gründete sich eine Bürgerinitiative mit dem Namen „Saubere Umwelt ohne Müllverbrennung im Gemeinschaftskraftwerk Veltheim e.V.“. Hauptsächlicher Anlass waren nachteilige Umweltauswirkungen infolge der Emissionen aus dem Kraftwerk bei verändertem Brennstoff. Klagen gegen die Änderungsgenehmigung wurden jeweils abgewiesen.

Verkauf und Zukunft

Nach dem Verkauf der Elektrizitätswerke Minden Ravensberg 2003 an den Energiekonzern E.ON wurde das Gemeinschaftskraftwerk Weser am Standort Veltheim zusammen mit dem Hochspannungsnetz nur ein Jahr später in die neue Gesellschaft „Gemeinschaftskraftwerk Veltheim“ umbenannt. Mit dieser Maßnahme bündelte man die konventionelle Stromerzeugung im Gegensatz zur atomaren Stromerzeugung im Kernkraftwerk Grohnde. Nur fünf Jahre nach der Übernahme wollte E.ON sich 2008 aus der Beteiligung am Gemeinschaftskraftwerk Veltheim zurückziehen, um kartellrechtlich 100 Prozent an E.ON Sverige (früher Sydkraft) zu erhalten, setzte dieses Vorhaben jedoch nicht um.

Erstmalig teilte der Geschäftsführer des Gemeinschaftskraftwerks 2013 mit, dass selbiges wegen der geänderten Rahmenbedingungen stillgelegt werden soll. 2015 erfolgte dieser Schritt und damit das Ende des Kraftwerks. Während große Teile des Areals in den Folgejahren keine Nutzung erfuhren, nutzte man das ehemalige Bürogebäude während der Flüchtlingskrise 2015 ein Jahr lang als Notunterkunft für Flüchtlinge. Die „Entwicklungsgesellschaft GKW Veltheim“ kaufte 2018 das Areal, mit dem Ziel, große Teile bis 2021 abreißen zu lassen.

Um den Standort des ehemaligen Kraftwerks umzunutzen, soll sowohl der Regionalplan Ostwestfalen Lippe durch die Bezirksregierung Detmold als auch der Flächennutzungsplan der Stadt Porta Westfalica angepasst werden. Der ehemalige Kraftwerksbereich soll in einen allgemeinen Gewerbe- und Industriebereich umgewandelt, der Teilbereich südlich der Bahnstrecke als Freifläche zur landwirtschaftlichen Nutzung und landschaftsorientierten Erholung gesichert werden. Auf der südlichen Freifläche zwischen Kraftwerk und Weser findet jährlich das eintrittsfreie Musikfestival festivalkult! mit rund 20.000 Besuchern statt.

Feuer in der Rauchgasentschwefelungsanlage. Foto: YouTube

Feuer in der Rauchgasentschwefelungsanlage

Im Juli 2019 brach im Rahmen von Rückbauarbeiten in der Rauchgasentschwefelungsanlage ein Feuer aus. Beim Eintreffen der Feuerwehr stand der gesamte Turm bereits in Vollbrand. Nach Angaben des ausführenden Abbruchunternehmens waren hier im Vorfeld bereits tragende Gebäudeteile entfernt worden, sodass die Einsatzkräfte den Brand nur von außen bekämpfen konnten. Während der Löschmaßnahmen stürzten Teile des Gebäudes ein. Aufgrund der Einsturzgefahr und der Brandausbreitung ließ man die Anlage kontrolliert abbrennen. Menschen wurden nicht verletzt. Während des Brandes entwickelte sich eine riesige Rauchwolke über dem Gelände, die kilometerweit zu sehen war. Gefahren für die Bevölkerung bestanden jedoch nicht.

Bereits im Oktober 2015 kam es im Rahmen von Rückbauarbeiten in einem Kellerbereich zu einem Brand. Auslöser war ein durchgetrenntes Stromkabel, der zu einem technischen Defekt führte. Die Feuerwehr war mit einem Großaufgebot vor Ort.