Die ewige Leier um die Medienpräsenz

Von André Winternitz – 18. November 2013

Eigentlich wurde in den vergangenen Jahren zum Thema „Präsenz in den Medien“ viel von unserer Seite geschrieben und an einigen Stellen auch munter diskutiert. Es gab viele sachliche, aber noch mehr unsachliche Kommentare zu jenen, die sich – angefragt von Print-, Online- oder TV-Medien – für einen Artikel oder Bericht zur Verfügung stellen. Immer wieder hagelte es Meinungen, die Berichterstattungen rund um das Thema „Urban Exploration“ würden der „Szene“, den Gebäuden und anderen Sympathisanten schaden. Heute wissen wir: Alles völliger Quatsch – solche Äußerungen sind absolut überzogen, falsch und vor allem in keinster Weise mit Fakten zu belegen. Dazu kommt, dass es den meisten Kritikern gar nicht um die Artikel an sich geht, sondern um die fehlende Aufmerksamkeit, die selbigen zuteilwird. Denn immerhin lesen sie nur von anderen und nicht von sich selbst. Wie eingangs erwähnt, waren diese Themen durchgekaut und jeder nahm sie zur Kenntnis und dachte sich seinen Teil. Selbst jene, die an vorderster Front für ihre Dauerkritik bekannt waren, schwiegen irgendwann, begruben das „Kriegsbeil“ oder sind bis heute selbst in diversen Medien zu finden.

Nach langen Monaten der Ruhe rückt nun die junge Generation nach. Und diese möchte alles, am besten auf einmal. Dort wo zuerst nur geschnuppert wurde, sind nun virtuelle Muskeln gewachsen, man ist quasi reifer und mutiger geworden. Reifer und mutiger auch bei Postings und geteilten Beiträgen anderer. Man kann mit neudeutschem Slang sagen: Das Dissen beginnt von vorne! Wurde zuerst alles gepostet oder geteilt und toll gefunden, was irgendwie mit dem Thema „Urban Exploration“ zu tun hat (egal ob Galileo- oder andere TV-Beiträge, Zeitungsartikel, Facebook-Seiten etc.), so werden diese aktuell auf das Neue angeprangert. Dies hatten wir alles schon einmal. So hagelt es unsinnige und unwahre Kommentare auf neue Zeitungsartikel in der BILD, der Freien Presse oder der WAZ Mediengruppe, nur um einige zu nennen.

Aktuell wird auf der Facebook-Seite eines nordrhein-westfälischen „Urbexers“ sogar ein Printartikel kritisiert, der 2009 (!!!) erschienen ist (übrigens erschienen noch weitere in 2009), indem es um den begnadeten Fotografen Sylvain Margaine und die Vorstellung seines ersten Buches „Forbidden Places“ geht. Hier fragt man sich: Wo soll das noch hinführen? Da urteilen einige wenige über Margaine und seine Arbeit, den und die sie weder kennen, geschweige denn je diese im Buch kunstvoll dokumentierten Orte weltweit aufsuchen werden. Es ist einfach nur widerlich, welche Art manche an den Tag legen. Es gibt keinen Respekt mehr vor der Arbeit anderer. Und das Medien Rezensionen über veröffentlichte Bücher verfassen sollte jedem klar sein. Hier hat der Autor selten ein Mitspracherecht bei der Öffentlichkeitsarbeit, je nach Art des Vertrages geschieht dies ausschließlich über den Verlag. Übrigens erkennt man an den Artikeln, die parallel bei mehreren Medien veröffentlicht wurden, dass diese damals über eine Agentur vermarktet wurden.

Abschließend sei gesagt, ohne Berichterstattungen in den Medien, Beiträge im TV usw. hätten viele „Szeneneulinge“ vom Thema „Urban Exploration“ bis heute nichts mitbekommen. Jene sind es aber, die förmlich nach gewissen Vorkommnissen suchen, um ihren von anderen aufgeschnappten „Kodex“ unters Volk zu bringen. Diesen posten sie umgehend auf ihren Facebook-Seiten und hoffen auf Kommentare weit unter der Gürtellinie. Alleine im Jahr 2012 konnte man einen wahren Boom feststellen, Web- und Facebook-Seiten schossen quasi aus der Erde. Selbige Seitenbetreiber sind heute aber ganz vorne mit dabei, wenn dieser Boom kritisiert wird. Jeder jungfräuliche Sympathisant verbucht das Recht, sich „Urban Explorer“ nennen zu dürfen für sich, kritisiert aber andere wiederum dafür – da sind Streitigkeiten bereits vorprogrammiert. Diese Denk- und Sichtweisen verfehlen ihr Ziel, mit solchen Vorgehensweisen schießt sich jeder nur selbst ins Abseits. Eine sachliche Diskussion bringt hier erfahrungsgemäß nichts, denn einmal ertappt drehen jene Zeitgenossen den Spieß um und legen anderen unqualifizierte Worte in den Mund.

Wir müssen lernen damit umzugehen, dass Fotografen, die jahrelang weder Kosten noch Mühen scheuen und die das ein oder andere Mal damit in die Öffentlichkeit gehen, mehr Kritiker auf sich ziehen, als Befürworter. Dies war schon immer so und wird auch immer so sein. Die Befürworter oder Unterstützer von Arbeiten, Ausstellungen oder Projekten bleiben lieber in der Deckung, Kritiker aber sind immer und überall vorne mit dabei. Dabei kennen jene Stimmungmacher oftmals weder die Hintergründe noch die Personen hinter besagten Themen. Kritiker bewegen meistens selbst nicht viel im Leben, da ist es doch nur angebracht, andere an den Pranger zu stellen. Doch dieser Schuß geht immer nach hinten los …

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.