Ruinenfotografie – Was muss mit auf die Fototour?

Was nehme ich als Ruinenfotograf mit auf eine Fototour? Nun dazu gibt es in den Weiten des Internets viel zu lesen und zu erfahren. Natürlich kommt es immer darauf an, was für eine Tour Sie unternehmen möchten und wie lange diese geplant ist. Wenn Sie ein altes Herrenhaus besichtigen möchten, benötigen Sie keine Atemschutzmaske, hier reicht – wenn überhaupt – eine Staubmaske. Wenn Sie in ein Tunnelsystem einer ehemaligen Chemiefabrik absteigen, sollten Sie nicht nur in Sportschuhen mit kurzer Hose starten. Für große Industrie- oder Militärgelände ist nicht nur ein enormer Zeitaufwand nötig – der Verpflegung und diverses Equipment erfordert, es ist auch nicht selten gefährlich, oftmals besteht sogar Lebensgefahr! Die wichtigste Regel aber lautet in jedem Fall: NIEMALS alleine losziehen! Es gibt zahlreiche Erfahrungsberichte, die zeigen, wie sehr man bei einem Absturz oder Ähnlichem auf direkte und unmittelbare Hilfe angewiesen ist.

Robuste Kleidung empfehlenswert

Passen Sie die Hose immer der Jahreszeit und Art Ihrer Unternehmung an. Nützlich sind Hosen, die eine oder mehrere Taschen haben (Seitentaschen) entscheidend von Vorteil. Besonders geeignet sind Hosen mit robuster Verarbeitung – z.B. Armeehosen oder Arbeitshosen. Gleiches gilt natürlich auch für Jacken oder Westen – also die Oberbekleidung. Bequemes Schuhwerk ist wohl das wichtigste, bei langen Touren, viel Kletterei usw. Doch das Schuhwerk sollte Sie auch zusätzlich vor Gefahren schützen (Sicherheitsnormen). Von Vorteil sind sportliche Sicherheitsschuhe, die gegen Flüssigkeiten schützen und Stahlkappen und/oder Stahlsohle integriert haben. Für Tunnelsysteme oder „Feuchtgebiete“ eignen sich Gummistiefel oder wasserfestes Schuhwerk besonders.

Um eine Taschenlampe oder anderes, schnell zu greifendes Equipment direkt am Mann (und Frau) zu haben, bieten sich entsprechende Gürtel- oder Koppelsysteme an. Hier können Holster oder Taschen angehängt werden und sind immer mit dabei – ohne jedes Mal den Rucksack greifen zu müssen.

Sicherheit geht vor

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Auf die richtige Sicherung kommt es an. Foto: pixelio.de/Jens Hasler

In engen Räumen, Schächten, Tunnelsystemen oder zum Schutz vor herabfallenden Gegenständen ist ein guter Kopfschutz von großer Bedeutung. Die Palette reicht von konventionellen Bau- bis hin zu Bergsteigerhelmen in allen Formen. Empfehlenswert ist eine Helm-Lampen-Kombination.

Ein richtiger und verlässlicher Schutz vor Kontaminationen (fast) jeder Art ist der Atemschutz. Nutzen Sie je nach Objekt und Situation Atemschutzmasken mit Partikelfiltern oder bei weniger Gefahr handelsübliche Einwegmasken.

Um sich vor angreifendem Wild oder menschlich, körperlichen Übergriffen (Kupferdiebe etc.) zu schützen, sollte Verteidigungsspray in greifbarer Nähe nicht fehlen. Die gültigen Sicherheitshinweise sind hier zu beachten. Achtung: Pfeffersprays sind in der Bundesrepublik verboten.

Wenn dringend Hilfe benötigt wird ist ein Mobiltelefon (aufgeladen und mit Gesprächsguthaben) ein lebenswichtiger Begleiter. Im deutschen GSM-Netz wird der Anrufer der Notrufnummer 112 (Euronotruf) automatisch zur nächstgelegenen Rettungsleitstelle verbunden. Im Einsatzgebiet der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (also in Meernähe) ist diese unter der Telefonnummer 124124 erreichbar. Um den Euronotruf über ein Mobiltelefon optimal zu erreichen, darf man die PIN nicht eintippen, dann wird er automatisch über das stärkste Netz abgesetzt; andernfalls wird er nur über den freigeschalteten Netzbetreiber gesendet. Wenn dieser allerdings dort keinen Empfang anbietet, wird jedes verfügbare Netz verwendet.

Stirnlampen sind ideal für den Einsatz, wenn man die Hände frei haben muss, aber auch als Zusatz zur Taschenlampe. Sie können Stirnlampen einfach am Kopf, der Mütze oder speziell am Schutzhelm befestigen. Ein großer Vorteil sind Stirnlampen, bei denen man über ein Helligkeitsmanagement Nah- und Fernlicht einstellen kann. Zudem gehört eine (oder mehrere) Taschenlampe(n) in jede Ausrüstung. Taschenlampen (je nach Modell) sorgen für die perfekte Ausleuchtung in dunklen Umgebungen und offenbaren Ansichten, die das menschliche Auge sonst nicht wahrgenommen hätte. Zudem sorgen Taschenlampen für das nötige Sicherheitsgefühl. Hierbei kann man zwischen konventionellen Lampen sowie Halogen, bzw. LED wählen.

Die meisten Fotografen schwören auf sie: Petroleumlampen. Sie bieten eine optimale Ausleuchtung auch für größere Räumlichkeiten und haben (je nach Modell) eine beachtliche Leuchtleistung. Empfehlenswert sind beispielsweise Lampen der Marke Petromax oder aber auch Lampen ehemaliger NVA Bestände.

Wenn Sie gewisse Höhen überwinden möchten, empfiehlt sich immer ein Seil oder ein Strick. Diese gibt es bereits ab 10 Millimeter Stärke und ab 5 Meter Länge in gut sortierten Baumärkten. Es ist jedoch zu empfehlen, diesen Bestandteil der Ausrüstung bei einem Fachhändler zu erwerben. Ein Seil oder Strick kann auch zu Orientierungszwecken genutzt werden. Ob mit Schraub-, Schnappverschluss oder Automatik, professionelle Karabiner sind nicht nur zur Befestigung von Equipment am Rucksack geeignet, sie dienen in erster Linie auch den „Freeclimbern“ unter den Urban Explorern für den nötigen Halt mit maximaler Zuverlässigkeit und Sicherheit. Achten Sie darauf, dass Sie ausschließlich TÜV-geprüfte Karabiner verwenden.

Als Klettergurt, Anseilgurt, Auffanggurt, Gurt oder auch Gurtzeug bezeichnet man einen Teil der Sicherheitsausrüstung, der beim Klettern und bei absturzgefährdeten Tätigkeiten – also für die kletternde Urbex-Franktion – am Körper getragen wird. Er stellt beim Anseilen die Verbindung zwischen Mensch und Seil her. Und genau diese Verbindung sollte von höchster Qualität und geprüfter Sicherheit sein. Unterschieden wird hier zwischen Hüft-, Komplett-, Brust-, Arbeits- und Canyongurten.

Qualitativ hochwertige und moderne Kletterseile bestehen aus dem Kunststoff Polyamid und weisen meist eine Kernmantelkonstruktion auf: Ein Kern aus verflochtenen Fasern wird von einem Mantel umgeben, der ihn vor Beschädigung schützt. Der Kern trägt die Hauptlast (Ausnahme: Baumkletterseile). Kletterseile werden nach ihrer Gebrauchsdehnung unterschieden in dynamische Seile (Dehnung um acht Prozent), und halbstatische Seile (Dehnung zwischen zwei und fünf Prozent). Die Mindestfestigkeitswerte der heute in Deutschland erhältlichen Kletterseile sind nach Festlegungen der UIAA genormt. Nach den Seilnormen werden Einfachseile, Halbseile und Zwillingsseile unterschieden.

Bandschlingen bestehen aus aus Polyamid (Nylon) oder Dyneema und sind ein Hilfsmittel für die Absturzsicherung und eine Zusatzgerätschaft bei der persönlichen Schutzausrüstung. Es handelt sich dabei um eine einfache Schlinge aus besonders belastungsfähigen Kunstfasern, die eine Tragkraft von mehreren Tonnen haben kann. Bei DIN-geprüften, vernähten Bandschlingen ist in die Naht ein Schild eingenäht, auf dem die geprüfte Reißfestigkeit vermerkt ist.

Technisches Equipment sorgfältig zusammenstellen

Fotoequipment überlegt zusammenstellen. Foto: Friedrich Hillenbrand
Fotoequipment überlegt zusammenstellen. Foto: pixelio.de/Friedrich Hillenbrand

Der wohl wichtigste Gegenstand für eine Fototour ist der Rucksack. Empfehlenswert sind hier spezielle Fotorucksäcke, die zum einen das Foto- und Videoequipment, wie auch sonstige Artikel auf dieser Liste transportieren können. Weitere Vorteile sind der diebstahlsichere Zugriff, Hüftgurte zur Stabilisierung und die Möglichkeit, ein Stativ und weiteres Zubehör zu transportieren.

Wer zur Fototour aufbricht, sollte seine Fotokamera nicht vergessen. Zu beachten ist auch der Ladestand der Akkus und die Speicherkarte(n). Hierzu gehören in jede Ausrüstung (optional) ein externer Blitz, verschiedene Objektive, Filter und Gegenlichtblenden, Reinigungstücher und die Bedienungsanleitung. Gleiches gilt selbstverständlich auch für Camcorder. Natürlich sollten auch die Speichermedien nicht vergessen werden. Wie auch immer und worauf auch immer Sie Ihre Daten speichern, prüfen Sie vor der Tour Ihren Bestand an Speichermedien (DVDs, DV-Kassetten, Speicherchips etc.). Nehmen Sie lieber ein Speichermedium mehr als zu wenig mit. Und: Egal ob Energieversorgung für Fotokameras, Camcorder, Taschen- und Stirnlampen usw., alle benötigten Akkus sollten vor der Tour überprüft und aufgeladen sein. Oft empfiehlt sich auch ein zusätzlicher Bestand an Batterien (optional).

Für den richtigen Halt und verwacklungsfreie Bilder sorgen Stative. Neben Tisch-, Klemm-, Schulter-, Einbein und Dreibeinstativen gehören (optional) auch verschiedene Stativköpfe und Gegengewichte in die Ausrüstung. Hier muss jeder Fotograf für sich entscheiden, welches Stativ er bei der Wahl einsetzen möchte. Von Vorteil sind Aluminium-Stative, die einen Transport natürlich vereinfachen und mit dem entsprechenden Rucksack bequem zu transportieren sind.

Diverse „Kleinigkeiten“

Desinfektionsmittel gibt es in kleinen, handlichen Flaschen. Foto: pixelio.de/Andreas Morlok
Desinfektionsmittel gibt es in kleinen, handlichen Flaschen. Foto: pixelio.de/Andreas Morlok

Desinfektionsmittel gibt es in kleinen, handlichen Flaschen und sorgt für eine wohltuende Desinfektion an Händen und sonstigen Körperteilen, die mit Staub, Schimmel oder sonstigen Stoffen oder Flüssigkeiten kontaminiert worden sind.

Türkeile sind die perfekte Versicherung gegen zufallende Türen oder Fenster. Gerade Räume oder Orte in die kein Licht von außen eindringen kann, werden schnell zum Horrorort, wenn die Tür zufällt.

Für die Frostbeulen unter uns bieten sich gerade in den kalten Monaten sogenannte Taschenwärmer an. Diese gibt es in jedem gut sortierten Geschäft, besser aber in Sportgeschäften oder Ausrüstern. Nach dem Öffnen sind diese sofort aktiv, erwärmen sich und sind verfügbar für Schuhe, Handschuhe oder die Hosentasche.

In diesem Artikel sind absichtlich keine Werkzeuge aufgeführt, die den illegalen Zutritt in Gebäude, Fahrstühle oder Kanalsysteme ermöglichen würden – hiervon distanzieren wir uns. Lassen Sie sich von niemandem einreden, Schraubendreher oder Zange gehören in den Rucksack, dem ist nicht so! Es ist immer ratsam, die Meinung und Erfahrung von Dritten einzuholen. Zu guter Letzt noch einmal der wichtige Hinweis: Informieren Sie vor Ihrem Start jemanden über Ihre Tour und hinterlassen Sie eine Adresse, ggf. mit Telefonnummer.