Fledermäuse stoppen Abbruch des FDGB-Heims

Foto: panoramio.com/FritzS

Seit vielen Jahren waren die Gebäude des ehemaligen FDGB-Ferienheims „Finkenmühle“ in Herschdorf (Ilm-Kreis) nicht nur den Einheimischen, sondern auch der Verwaltung ein Dorn im Auge. Nicht nur der Verfall schritt immer weiter vorran, auch Vandalen und Müllentsorger schufen einen Schandfleck. Eine geplante, aber umstrittene 380-kV-Trasse brachte dann Schwung in das Geschehen, die Gemeinde Herschdorf kaufte für dieses Vorhaben Teile der Grundstücke und begann mit dem Abriss.

Doch den laufenden Abbrucharbeiten machte ein Schreiben aus dem Landratsamt des Ilm-Kreises einen Strich durch die Rechnung. Diesem war zu entnehmen, dass der vollständige Abbruch der Gebäude „aus artenschutz-rechtlichen Gründen abzulehnen ist“. In einigen Ruinen hatte nach Angaben des Arnstädter Umweltamtes die „Kleine Hufeisennase“ – eine seltene Fledermausart – ihr Quartier bezogen. Aus diesem Grund mussten die Abbrucharbeiten umgehend gestoppt werden und Haus Nr. 2 auf dem Gelände sogar ganz erhalten bleiben – zumindest vorerst.

Die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) stammt – wie der Name vermuten lässt – aus der Familie der Hufeisennasen und ist nach gesetzlichem Schutzstatus streng geschützt (FFH-RL, BNatSCHG) und gilt nach der Roten Liste als vom Aussterben bedroht. Mit etwa 40 Millimetern Länge und einer Spannweite von maximal 250 Millimetern ist sie deutlich kleiner als die Große Hufeisennase, der sie sonst sehr ähnelt. Ihre Oberseite ist graubraun ohne rötlichen Ton, die Unterseite grau bis grauweiß. Die Jungtiere sind dunkelgrau. Die Art ist dadurch unverwechselbar, dass sie die kleinste europäische Rhinolophus-Art ist und ihr Nasenblatt einen keilförmigen Sattel aufweist.

Das betroffene Gebäude auf dem Gelände muss nun entsprechend präpariert und gegen unbefugten Zugang gesichert werden. Von den Gesamtkosten in Höhe von 200.000 Euro, die der Trassenbetreiber „50 Hertz“ in den Abbruch und die Renaturierung investiert, fließen nun zehn Prozent in die Sicherung des Hauses Nr. 2. Die „Finkenmühle“ war ein Kurhotel im Finkenbachtal nahe dem Ort. Es wurde 1905 als Erholungsheim eröffnet und galt als eines der ersten FDGB-Heime in der DDR. Seit 1990 stand es leer.

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