Graffiti – bei diesem Thema gehen die Meinungen weit auseinander. Für die einen ist es ein künstlerisch befreiender Ausdruck der Jugend oder politischer Protest, für andere Schmiererei und Sachbeschädigung. Zu finden sind die meist farbintensiven Graffiti, Tags und andere „Hinterlassenschaften“ im öffentlichen Raum, an Hauswänden, Bahnhöfen, Brücken, Bahnstrecken, in U-Bahn-Tunneln und auf Zügen. Zahlreiche Graffiti-Künstler verdienen mit ihrer Kunst auch Geld, mit legalen Aufträgen von Hauseigentümern und Firmen. Wir beschäftigen uns hier jedoch mit Kunstwerken, die größtenteils in Ruinen entstanden sind. Das macht die Angelegenheit zwar nicht legaler, aber hier haben die Künstler überwiegend ihre Ruhe, was sich bei den Ergebnissen zeigt.

Wer durch aufgegebene Industrieruinen oder ehemalige Militärareale streift, dem begegnen des Öfteren die bunten Kunstwerke – meist an gut frequentierten Stellen. Damit ist gemeint, dass die kreativen Motive dort aufgebracht werden, wo es trotz des Leerstands ein hohes Publikumsaufkommen gibt. Dies sind erster Linie Fotografen, die besondere Räumlichkeiten für ihre Arbeiten bevorzugen. Hier ein Graffito passend angebracht und es ziert zukünftig jedes Bildmotiv. Für eine hohe Frequenz an diesen Orten sorgen natürlich auch Geocacher, Crossgolfer und Abenteuerlustige aller Art. Dies nutzen die Graffiti-Künstler gerne für ihre Zwecke.

Graffiti ist nicht nur ein bemerkenswertes Handwerk, es steht auch als Sammelbegriff für thematisch und gestalterisch unterschiedliche sichtbare Elemente. Damit sind die unterschiedlichsten Arten und Techniken von Graffiti gemeint. Neben den illegal und legal aufgebrachten Motiven im öffentlichen Raum oder an aufgegebenen Orten werden heute diverse Festivals veranstaltet, bei denen Künstler aus aller Welt ihr Können eindrucksvoll einer breiten Öffentlichkeit präsentieren.

Für die Beseitigung von Graffiti gibt beispielsweise die Bahn jedes Jahr Millionenbeträge aus. In Ruinen ist das anders. Mit dem Abbruch endet meist auch die Zeit von Graffiti. Es sei denn, spezielle Kunstwerke werden vor einem Abbruch konserviert. Weil Graffiti heute auch als Form moderner Malerei besprochen wird, genießen viele Künstler weltweiten Ruhm – wie der britische Street-Art-Künstler Banksy. Seine Werke bedienen sich der Taktiken der Kommunikationsguerilla.