In eigener Sache …

Immer wieder erreichen uns Fragen, warum wir die verfallenen Objekte (Lost Places) auf rottenplaces.de mit exaktem Namen nennen oder warum wir auf die zahlreichen Anfragen zu besagten oder veröffentlichten nicht reagieren. Dies hat zwei ganz spezielle Gründe. Wir veröffentlichen und verewigen in unserem Archiv ausschließlich Objekte, die entweder bereits lange deutschlandweit (oder darüber hinaus) bekannt, teilweise entkernt oder offiziell zugängig sind und zu denen es zahlreiche Informationsquellen im Internet zu finden gibt (Leerstandsmelder, digitale Enzyklopädien, Liegenschaftsämter, Medien, Zeitungen etc.) – schützenswerte oder noch teilweise eingerichtete Objekte werden von rottenplaces erst während der ruinösen Phase oder nach dem Abriss/Abbruch veröffentlicht. In der „Urban-Exploration-Szene“ – zu der wir uns nicht zugehörig sehen und von der wir uns klar distanzieren – so genannte „Geheimtipps“, oder komplett verschlossene/versiegelte Gebäude, sind für unser Archiv zudem völlig uninteressant, da wir hauptsächlich Ruinen aufnehmen (Ausnahme: Museensafari).

rottenplaces.de ist ein lebendiges Archiv und wurde zu dem einen Zweck geschaffen, verfallene Objekte zu erfassen, digital aufzuarbeiten und für die Ewigkeit geschichtshistorisch zu archivieren. Nicht mehr und nicht weniger! Dass wir besagte oder benannte Objekte unter zugehörigem Namen veröffentlichen, heißt jedoch nicht, dass rottenplaces.de eine Tourismus-Webseite ist, über die man exakte Positionsangaben oder detaillierte Informationen zum Zugang bekommt. Anfragen, wie „Wo ist das genau?“, „Wie komme ich da rein?“ oder „Ich brauche die Location für ein Fotoshooting oder meine Facharbeit“ sowie Vorschläge, doch Parkmöglichkeiten oder Fotos von Zugängen zu den Objekten zu veröffentlichen werden ausnahmslos ignoriert. Letztere spiegeln nur den Charakter einiger Menschen wieder, die „mal eben“ Webseiten abgrasen um neue Locations zu erhalten – selbst aber nicht in der Lage sind, ihre Fototouren eigenständig zu planen.

Das Erfassen, Aufsuchen, Dokumentieren, Verarbeiten und das Recherchieren der Geschichte zu den Objekten ist viel Arbeit mit einem enormen Zeitaufwand. Auch die Kooperation mit Behörden, Liegenschaftsämtern, Immobilienverwertern, Eigentümern etc. benötigt viel Motivation und Fingerspitzengefühl. Gespräche zu einem Objekt dehnen sich des Öfteren über Wochen aus – und verlaufen nicht selten im Sande. Doch Ruinenfotografie heißt nicht nur „Ich knipse mal eben ein Objekt nach dem anderen und nach mir die Sintflut „, sondern bedeutet auch das Aufbauen und Pflegen von Kontakten. Wir alle sind „Jäger und Sammler“, aber gleiches bedeutet auch „Vertrauen heißt nicht gleich Egoismus“. Kontakte mit anderen Fotografen, Behörden etc. ergeben nicht selten den einen oder anderen Tipp – doch selbige sollten dann auch erwidert werden. Dies gilt allerdings für die sozialen Kontakte (reell oder virtuell) oder spezielle Netzwerke, in denen man sich befindet.

Die persönlichen Erfahrungen zeigen wie immer das wirkliche – und nicht das virtuelle – Leben. Aus Fehlern wird man klug. Daher wird jeder die persönlichen Standpunkte zur Veröffentlichung der Locationnamen oder Weitergabe von Informationen seitens rottenplaces.de an „Unbekannte“ verstehen. Auch wir von rottenplaces.de recherchieren unsere Objekte für das Archiv selbst – früher, heute und in Zukunft. Und natürlich tauschen wir uns auch mit uns bekannten Fotografen aus, allerdings im dezenten Rahmen  – beruhend auf vertrauensvoller Basis.

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.