Jagdschloss Hummelshain in schwerer See

Das Neue Jagdschloss Hummelshain – erbaut 1880 bis 1885 im Stil der Neorenaissance – wurde von den kaiserlichen Hofarchitekten Ernst von Ihne und Paul Stegmüller im Auftrag des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Altenburg geplant und galt als letzter Schlossneubau (Residenzschloss, Anm. d. Red) in Thüringen und Europa. Markantes Wahrzeichen ist der rund 48 Meter hohe Turm des Schlosses mit seinem umlaufenden Arkadenrundgang und den vier Ecktürmen. Hummelshain war zu DDR-Zeiten Jugendwerkhof – Zeugen dieser Epoche findet man noch heute rund um das Schloss. Jugendliche sollten hier zu guten, sozialistischen Menschen (um)erzogen werden. Diese arbeiteten in den umliegenden Betrieben und waren im Schloss untergebracht – seines Zeichens dem Internat.

Nach der Wende blieb das Land Eigentümer des Schlosses. Da man jedoch Geld mit dem Anwesen verdienen möchte, setzte man das Schloss nicht auf die Liste schützenswerter Gebäude, sondern strebte mit allen Mitteln den Verkauf an. Bis zur Veräußerung teilte man das Schloss wirtschaftlichen Institutionen des Freistaates zu. Doch der Verfall der Substanz schreitet in den Folgejahren konsequent voran, nur ein gewinnbringender Verkauf kam für das Land infrage. Somit verschacherte die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) das Schloss als Immobilie, nicht als schützenswertes Kulturgut. Von der angesetzten Kaufsumme – die eine Investitionsverpflichtung beinhaltet – wurde nur die Hälfte sowie eine Nutzungsentschädigung gezahlt. Drei Viertel der geforderten Summe spielte die LEG ein, das offene Drittel ist der Eigentümer bis heute schuldig. Dieses steht als Grundschuld im Grundbuch.

1998 wurde das Schloss von der LEG Thüringen an ein Leipziger Unternehmen verkauft. Dieses wollte aus dem Ensemble ein hochmodernes Technologie-Entwicklungszentrum formen. Weit über die Grenzen der BRD sollte der Name „Hummelshain“ transportiert werden, 16 Jahre hielt der aktuelle Eigentümer an diesen Plänen fest – passiert ist nichts, im Gegenteil. Dabei ist der Investor zur Instandhaltung des Gebäudes verpflichtet. Das Schloss wurde zu einem Spekulationsobjekt für dubiose Scheinfirmen. Mehrfach hätte das Land die Möglichkeit gehabt, vom Recht auf Rückübertragung gebrauch zu machen – doch vergebens. Aufgrund leerer Kassen, oder vermutlich wichtigerer „Baustellen“ geriet Hummelshain in Vergessenheit. Der aktuelle Eigentümer hat bis heute kein Finanzierungskonzept vorgelegt.

Seine Bonität rechtfertigte der Eigentümer mit der Absicht der Kaufsumme – nicht mehr und nicht weniger. Fakt ist, das selbiger bis heute Millionen einsammelte und niemand weiß, wo die Gelder geblieben sind. Es steht die Frage im Raum, wie die LEG die zurückliegenden Absichten und Zahlungskraft geprüft hat. Denn der Eigentümer hat bis heute gleich mehrere Insolvenzverfahren zu verantworten. Die Grundschuld beläuft sich bis heute auf 370.000 Euro. Der Eigentümer aber hat Hummelshain gut vor Gläubigern geschützt – mit einem Netzwerk von Unternehmen, gegen einige ermittelt die Staatsanwaltschaft.

2011 verfasste der Förderverein Hummelshain einen offenen Brief an die Landtagsabgeordneten aus dem Saale-Holzland-Kreis und machte auf die marode Substanz und den Verfall des Prunkbaus aufmerksam. Immer wieder warb der Verein um Unterstützer, aus Politik, dem Land und dem Kreis.

Der aktuelle Investor musste sich mehrfach wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung, nicht gezahlter Steuern und Rechnungen verantworten. Der Förderverein kümmert sich bis dato um den Schlosspark und hat in jüngster Vergangenheit das Hirschdenkmal mit Spenden und viel Herzblut restauriert. Das Land zahlt Gelder, die Bürger setzen die notwenigen Arbeiten um, der Eigentümer entzieht sich jeder Pflicht – so lautet die Realität. Wenige Monate vor den Landtagswahlen 2014 in Thüringen erklärten führende Politiker – wie der damalige Finanzminister Wolfgang Voß (CDU) – das Elend Hummelshain zur Chefsache und drohte mit einem Enteignungsverfahren. Dabei kann ein solches Verfahren schon mal Jahre kosten und eine Legislaturperiode überdauern. Doch auch nach den Wahlen passierte so gut wie nichts, der Verfall schreitet voran.

Im März 2014 sicherte man in Eigenregie marode Dachpartien und erhielt dafür zahlreiche Sachspenden. Ende 2014 nahm man Proben von der Fassade, um den Erosionsfortschritt zu ermitteln. Im Anschluss an die Arbeiten führte man diverse Tiefenbohrungen durch – verantwortlich dafür zeigte sich auf Initiative von Dr. Gunther Aselmeyer von der Bauhaus Universität Weimar der Student Fabian Amborn vom Bereich Werkstoffwissenschaft, der dazu eine Studienarbeit verfasst.

Was viele amtsinhabende Aktive vergessen, ist, dass die maroden Schlösser nicht nur einen ideellen, sondern auch einen symbolischen Wert haben. Sie sind Zeitzeugen – und nicht nur auf dem Papier. Sie gelten als Identifikationsobjekte und müssen für die Nachwelt erhalten werden. (aw)