Keine Chance für Rummel im ehemaligen Spreepark

Ehemaliger Spreepark Berlin. Foto: Mario Wilpert.

Berlin (aw). Etwa eine Million Euro kostet der brachliegende Spreepark an Unterhalt jedes Jahr, nachts müssen Sicherheitsleute mit Hunden patrouillieren. Obwohl es Pläne für die Nutzung des einstigen DDR-Vergnügungsparks im Berliner Plänterwald gibt, werden sich die Kosten vorerst nicht wesentlich reduzieren. Obwohl es regelmäßig Führungen für Neugierige gibt, steigen Vandalen, Abenteurer und andere zwielichtige Gestalten regelmäßig dort ein und richten immensen Schaden an. Das einzig Positive: Die abgeschnittenen Köpfe von Saurier-Figuren, die einst die Besucher des Parks faszinierten, wurden zurückgebracht. Zu aktiven Zeiten nach der Wende wurde der Park liebevoll als „Jurassic Park“ des Ostens bezeichnet.

Die Grün GmbH, seit 2016 Eigentümer des Spreeparks hat große Pläne (wir berichteten mehrfach). Einige davon wurden jetzt allerdings konkretisiert. Weil der Park ein Teil der Berliner Geschichte ist, soll natürlich möglichst viel Inventar erhalten und aufbereitet werden. Die alten Fahrgeschäfte möchte man nach eigenen Angaben aus diesem Grund nicht abreißen, sondern aufarbeiten und umwidmen. Das Wahrzeichen des Parks, das 45 Meter hohe Riesenrad, befindet sich von der Konstruktion her noch in einem guten Zustand, ob sich die 40 Gondeln aber in Zukunft wieder in luftige Höhe bewegen werden, ist noch offen.

Nach Angaben der Senatorin für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, Regine Günther (parteilos) soll der ehemalige Spreepark ein Ort der Erinnerungen und Überraschungen werden. Hier möchte man Natur und Kultur kombinieren. Neben den parktypischen Attraktionen, wie das frühere Tassenkarussel, in dem zukünftig ein Café beheimatet werden soll, möchte man auch die Möglichkeit schaffen, zwischen Baumwipfeln auf der alten Achterbahn spazieren zu können.

Zum 20. Geburtstag der DDR wurde der „Kulturpark Plänterwald“ 1969 feierlich eröffnet und war fortan der einzige große Vergnügungspark in der Republik. Millionen Besucher pilgerten jedes Jahr in den Park im Plänterwald. Nach der Wende versuchte man einen Neustart, doch die Erfolge blieben aus. Millionen wurden in ein Fass ohne Boden investiert. 2001 wurde der Park geschlossen. 2011 öffnete samstags, sonntags und an Feier- und Brückentagen das Café „Mythos“ – der Verkaufserlös kam der Reparatur sanierungsfähiger Fahrgeschäfte zugute. Im selben Jahr aktivierte man die Parkeisenbahn „Santa-Fe-Express“, deren Erlös ebenfalls gleichem Zweck zugutekam.

2014 kam es zu einem Großbrand, bei dem die 1999 errichtete Kulisse „Alt-England“ und einige umliegende Bereiche komplett zerstört wurden. Rund 100 Einsatzkräfte kämpften auf rund 5.000 Quadratmetern gegen die Flammen. Brandexperten gingen von Brandstiftung aus, da gleich mehrere Brandherde ermittelt werden konnten. Ein Indiz dafür war beispielsweise die Tatsache, dass zwei Einsatzstellen rund 200 Meter voneinander entfernt lagen. Nur wenige Tage später wurden mehrere Männer festgenommen, die die Brandstiftung zugaben.

Ein Jahr zuvor bot ein privater Investor bei einer angesetzten Zwangsversteigerung eine Millionensumme für das Gelände, doch zum Zuschlag kam es nicht, der Berliner Finanzsenator sagte die Auktion ab, mit der Begründung, keiner Firma den Zuschlag zu erteilen, die sich eigens für den Kauf des Geländes gegründet hatte. Im April 2014 fand die letzte Führung auf dem Gelände statt. Zwei Monate zuvor hatte das Land Berlin das Erbbaurecht am Spreepark von der insolventen Gesellschaft erworben und verfügte seitdem lasten- und verbindlichkeitenfrei über das Grundstück. Seitdem suchte das Land nach einem Nutzungskonzept.

2016 übernahm die landeseigene Grün GmbH das brachliegende Areal mit großen Plänen. Bisher wurden rund 1.700 Kubikmeter arsenbelasteter Boden ausgetauscht. Nach Angaben der Gesellschaft werden die konkreten Pläne für den einstigen Spreepark aber nicht vor 2020 vertieft. Man darf also gespannt sein. Bis dahin summieren sich die laufenden Kosten für den bisherigen Unterhalt konsequent weiter.