NVA Erholungsheim „Auf dem Sonnenberg“

Das NVA Erholungsheim „Auf dem Sonnenberg“ auf dem Großen Riesenhaupt (764 m) in Frauenwald – auch Sprungschanzenhaus genannt – diente zu Zeiten der DDR den „oberen 10.000“ der NVA als Urlaubsparadies, später Asylbewerbern als Unterkunft. Eröffnet wurde das Erholungsheim mit seinen über 440 Zimmern im Jahr 1976 und diente bis zum Niedergang der DDR und der Nationalen Volksarmee (NVA) den oberen Zehntausend der Armeen aus den sozialistischen und kommunistischen Brüderstaaten als Erholungs- und Freizeitoase in schönster Natur. Neben der ernormen Zimmerzahl gehörten zum Angebot auch ein Film- und Tanzsaal, eine Bibliothek, ein Frisiersalon, Tischtennis- und Fitnessräume, Physiotherapie-Räume und eine Arztpraxis sowie ein 25-Meter-Schwimmbad. Weiter konnten im Winter modernste Ski-Ausrüstungen geliehen und verschiedene Skikurse belegt werden. Die nahen Waldtrassen und Wanderweg luden zu ausgiebigen Wanderungen ein.

Parallel zum Erholungsurlaub der Armeezugehörigen führte man auf dem Sonnenberg die Konditionierung von Piloten durch. Man hatte das Ziel, den Piloten die massive, seelische Beeinflussung bereits in der Trainingsphase zu nehmen, das reflexgesteuerte Abfeuern der Waffe anzutrainieren, mit dem Zweck die natürliche Tötungshemmung abzubauen.

Die Gemeinde versucht seit zehn Jahren, das frühere NVA-Erholungsheim zu kaufen, um es abreißen zu können. Das Abenteuer: Keiner weiß, wem das Gebäude gehört. Pläne hatte man in den vergangenen Jahren reichlich, doch keiner wurde umgesetzt. Das Gebäude sollte als Jugendhotel mit hauseigener Kegelbahn, Sportzentrum und Sauna weiterleben, vergeblich. Ein neuer Eigentümer beitrieb dieses dann mehrere Jahre als Asylantenheim. Nach der Schließung selbigen verfiel das Gebäude extrem. Alles verwertbare wurde herausgeschafft oder zerstört. Eine Gesellschaft kaufte das Gebäude neben einigen anderen in der Region, ging aber kurze Zeit später in die Insolvenz.

Als sich dann die Gemeinde ins Gespräch brachte, kamen die Peinlichkeiten an die Öfffentlichkeit. Da war die Insolvenz des Besitzers, die einen Kauf der Amtsmänner vergeblich machte, das Gebäude und das Grundstück waren aber auf mysteriöse Art und Weise nicht auf der Liste der Besitztümer der Firma aufgeführt. Also kam es nie auf den Tisch des Liquidators, der die Ländereien der Firma veräußerte. Das Gebäude blieb stehen, ist seitdem herrenlos.

Quelle: privat, Thüringer Allgemeine

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Dokument erstellt am 22.05.2011
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.