Papierfabrik Calbe Brückner & Co. (Saalemühle)

Die Papierfabrik in Calbe (Saale) besteht aus mehreren, zum großen Teil im 19. Jahrhundert erbauten Gebäuden links und rechts des Mühlenkanals in Calbe. Diese Gebäude und ihre Vorgänger dienten seit dem 12. Jahrhundert als Getreide- und Sägemühle und ab dem 1834 auch als Papierfabrik. Heute befindet sich hier eine Turbine zur Stromerzeugung.

1503 wurde mit Hilfe der Einwohner von Calbe ein Wehr – der sogenannte Damm – in der Saale errichtet. Der Mühlgraben, der beim Wehr abzweigte, bildete einen Hafen in dem 1556 bis 1559 113 Handelsschiffe anlegten. Hauptsächlich brachten diese Schiffe Feuerholz für das Staßfurter Salzwerk. Als Holz- und Kohlenplatz existierte diese Anlegestelle bis ins 20. Jahrhundert. Nach mehrfacher Erneuerung der Holzschleusen wurde 1694–97 die erste steinerne Schleuse gebaut. Im 18. Jahrhundert wurde die Schiffbarkeit der Saale durch den Bau von weiteren Schleusen bei Calbe verbessert. 1834 erwarb der Kaufmann Brückner die Alte Mühle. Er modernisierte die Getreidemühle. Zusätzlich baute er eine Papierfabrik, wo er die Wasserkraft zum Kneten der Zellulose und zur Herstellung von Büttenpapier nutzte.

In der Revolution 1848 kämpften die Mühlenarbeiter von Calbe auf Seiten der Revolutionäre gegen die Bürgerwehr. 1870 wurde die heutige 152 Meter lange Wehrmauer gebaut. Die Wasserräder wurden durch Turbinen ersetzt und es wurde elektrischer Strom erzeugt. Eines der alten Schwungräder mit einem Durchmesser von 5 Metern ist seitlich der Gebäude ausgestellt. In den Tagen des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 protestierten Arbeiter der Papierfabrik gegen die schlechten Lebensbedingungen in der DDR. Einige von ihnen wurden wegen staatsfeindlicher Hetze verhaftet.

1956 wurde die Wehrmauer erhöht. Am Wehr befand sich eine Anlage mit 26 beweglichen Wehrtafeln, über die das Oberwasser an der Schleuse Gottesgnaden vom Schleusenmeister reguliert wurde. 1968 wurde ein hydraulisches Dachwehr installiert, das um 78 Zentimeter höher war als das alte Wehr. Heute (2014) befindet sich in der Alten Mühle ein Wasserkraftwerk zur Stromerzeugung. Die Gebäude der alten Papierfabrik in Calbe stehen unter Denkmalschutz. Die Gebäude wurden in den letzten Jahren immer wieder Ziel von Brandstiftungen und verleihen so der Gesamtsubstanz einen ruinösen Eindruck.

Dokument-Information
Objekt ID: rp-041729
Kategorie: Handel & Gewerbe
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Standort: keine Angabe
Baujahr: 1834
Denkmalschutz: ja
Architekt: keine Angabe
Objekt abgerissen: nein
Objekt erfasst: 16.06.2020
Objekt erstellt: 11.09.2020
Letzte Änderung: 11.09.2020
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Aufgrund der Anzahl der Gebäude und deren positive und/oder negative Veränderungen der Bausubstanz im Laufe der Zeit, stellen einzelne Abbildungen (häufig) nicht den derzeitigen Zustand dar. Die Reihenfolge der Bilder ist keine Zeitreihenfolge.

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.