Rangierbahnhof Wustermark

Am 1.Mai 1909 wurde auf der heutigen Gemarkung Elstal der Rangierbahnhof Wustermark mit einer Länge von 4,5 km und 24 km Hauptgleise sowie 86 km Nebengleise eröffnet. 2001 wurde der Betrieb weitgehend stillgelegt, bzw. eingestellt. In seiner Hochphase hatte der Rangierbahnhof, einschließlich der technischen Dienststellen 1200 Beschäftigte – heute keine 100. Große Teile des Bahnhofes sind heute unbenutzt. In den Jahren 1906 bis 1909 wurde der „Wustermark Verschiebebahnhof“ als Flachbahnhof mit zehn Fahrdienstleiterbezirken, sechs Weichen- und Signalstellwerken und drei Handweichenbezirken gebaut. 1920 wurde das Bahnbetriebswerk eingerichtet – mit zwei Ringlokschuppen, zwei Drehscheiben, vier Bekohlungsanlagen und einem 56 Meter hohem Wasserturm. Während des zweiten Weltkrieges wurde der Bahnhof 1945 durch Alliierte Flugzeuge bombardiert und sehr stark zerstört. Der südliche Teil des Rangierbahnhofes wurde nie wieder aufgebaut. Die restlichen Flächen wurden 1945/46 wieder in Betrieb genommen. 1963 wurde der Bahnhof in „Wustermark Rangierbahnhof“ und 1996 in „Bahnhof Elstal“ umbenannt. 2002 wurde der Haltepunkt mit der Eröffnung der Fußgängerbrücke wieder in Betrieb genommen, nachdem er 1995 geschlossen wurde.

Auf dem Rangierbahnhof Wustermark ist ein Ensemble von Bahnhofsbauten und technischen Einrichtungen aus der Blütezeit des Schienengütertransports erhalten, das in seiner Vollständigkeit und Authentizität in Deutschland seinesgleichen sucht. Zu nennen sind die Bauten für das Personal, wie Stationsgebäude, Übernachtungsgebäude und Kantine (aus den Jahren 1907/1908), die im Stil der für offizielle preußische Bauten typischen repräsentativen Backsteinarchitektur errichtet wurden und die Gebäude für die Unterbringung und Wartung der Lokomotiven wie Ring-Lokschuppen und Betriebswerkstatt, aber auch die Einrichtungen und Gebäude für die technische Versorgung des Bahnhofs.

Bis 1945 war der Rangierbahnhof Wustermark nach Hamm der zweitgrößte Rangierbahnhof in Deutschland. Danach wurde er zu 50 Prozent demontiert. Das heißt, aus dem ehemals zweiseitigen Rangierbahnhof wurde ein einseitiger Rangierbahnhof. Es gab noch eine großen Ablaufberg im Bezirk I und einen kleinen Ablaufberg für die Nahgüterzugbildung im Bezirk II, das Bahnbetriebswerk mit zwei Lokschuppen und zwei Drehscheiben sowie eine Wagenwerkstatt und eine Entscheuchunganlage. Ein Lokschuppen wurde irgendwann wegen Baufälligkeit abgerissen mit fatalen Folgen, denn nun floss bei Regen das Öl aus den 21 Untersuchungskanälen – mit reichlich Regenwasser vermischt – in den zwar großen aber nicht für diesen „Massenandrang“ vorgesehenen Ölabscheider. Dort wurde das Oel mitgerissen und landete schließlich in der biologischen Kläranlage 200 Meter weiter westlich. Das Wahrzeichen des Rangierbahnhofes, der riesige Wasserturm, ist sogar von Berlin aus zu sehen.

Seit dem 1. Juli 2008 hat der Rangierbahnhof Wustermark einen neuen Betreiber: Nach mehrjährigen Verhandlungen hat die RLC Wustermark (Rail & Logistik Center GmbH & Co. KG Wustermark), eine Tochter der Berliner Firmen Havelländische Eisenbahn AG und BUG Vermietungsgesellschaft mbH, das Gelände von der DB Netz AG gekauft, um es als öffentliche Eisenbahn-Infrastruktur zu betreiben. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, dass die Deutsche Bahn einen Güterbahnhof dieser Größe an ein privates Betreiberkonsortium verkauft. Für die Wiederinbetriebnahme des Bahnhofs wollte die RLC Wustermark zunächst rund eine Million Euro investieren. Damit sollten Kapazitäten für das Abstellen von Triebfahrzeugen und das Betanken von Dieselloks sowie Gleise für die Zugbildung und -auflösung bereitgestellt werden. Im Zuge der Investitionen soll die gesamte Gleis- und Bahnanlage auf dem 22 Hektar großen Gelände reaktiviert werden, um die Dienstleistungen allen interessierten Eisenbahnverkehrsunternehmen anbieten zu können. Die bestehenden sechs Gleise für das Abstellen von Triebfahrzeugen sollen in naher Zukunft auf 17 Gleise aufgestockt werden. Weitere Ausbaumaßnahmen, wie beispielsweise eine Ladestraße für Holz und Baustoffe, sind geplant.

Eine Sensation gibt es auf dem Gelände des Rangierbahnhofs auch: eine biologische Kläranlage, diese wurde in den Jahren 1912 bis 1918 erbaut und steht heute unter Denkmalschutz. Fast 90 Jahre lang versah die Anlage ihren Dienst in ursprünglicher Anordnung und Technik. Stillgelegt wurde sie erst im Jahr 2000. Die Kläranlage befindet sich am äußersten westlichen Rand des 3,4 Kilometer langen Bahnarreals. Die in den historischen Bahnhofsplänen dargestellten Einrichtungen sind weitgehend erhalten: Öl- und Fettabscheider, Rechen, Sandfänge, Pumpenhaus, zwei „Kremer-Brunnen“, in denen die festen Bestandteile abgesondert wurden, zwei Schlammbecken zu deren Trocknung, drei runde Tropfkörper aus Schlacke, in denen die flüssigen Bestandteile biologisch gereinigt wurden und zwei Nachklärbecken. Hatte das Wasser diese letzte Station passiert galt es als sauber und wurde in den Wassergraben des umgebenden Luchs gepumpt.

Im Mai 2009 feierte der Rangierbahnhof sein 100jähriges Bestehen.

Quellen: Wolfgang Schlegel, Pressetext, Rangierbahnhof Wustermark, Historia-Elstal, Industrie Kultur

Weiterführende Links

www.rangierbahnhof-wustermark.de
www.historia-elstal.de
www.industrie-kultur.de

Dokumenten Information
Copyright © rottenplaces 2010
Dokument erstellt am 26.09.2010
Letzte Änderung am 30.06.2014