Sanatorium Sonnenfels

Elisabeth Teichgräber eröffnet im Jahr 1899 ein Erholungshaus in Sülzhayn, dieses wird 1900 stattlich konzessioniert und unter dem Namen Sanatorium „Waldhaus“ geführt. Der Heilstättenbetrieb verteilte sich auf zwei Gebäude, dem eigentlichen Sanatorium – von den Einwohnern als „Haupthaus“ bezeichnet – und das Anwesen an der heutigen Dr.-Kremser-Straße 74 als so genannter „Appendix“. Teichgräber verpachtete die Außenstelle ihres Sanatoriums 1901 an ihren Verwalter Ludwig Schäfer, der dort unter seinem Namen eine Privat-Krankenanstalt eröffnet, für die er 1902 die Konzession erhielt. Ein für 1903 geplanter Erweiterungsbau zur Erhöhung der Betten- und Zimmerzahl wurden durch den Tod Schäfers durch seine Witwe Frieda verworfen. Auf diese wurde die Konzession mit der Maßgabe „bei Bedarf, dass eine männliche Aufsicht eine Unzuträglichkeit ergeben sollte, einen von der zuständigen Behörde als geeignet anerkannten Aufseher anzustellen“ übertragen.

Frieda Schäfer leitete zunächst einige Jahre die Krankenanstalt. Schäfer und der leitende Arzt Dr. med. Carl Wiemann arbeiteten 1910 den Mecklenburger Kaufmann Rudolf Wasmund ein und setzten diesen im gleichen Jahr als Geschäftsführer ein. Ende 1910 heirateten Schäfer und Wasmund und die Konzession des Sanatoriums „Schäfer“ wurde 1911 auf beide übertragen. Rudolf Wasmund plante nun den Neubau eines zeitgemäßen Kurhauses unmittelbar hinter seiner Heilanstalt. Es entstand in den Jahren 1911 bis 1912 das Sanatorium „Wasmund“ am Kaulberg. Der Bauherr allerdings konnte die Eröffnung seines Sanatoriums nicht mehr miterleben, er starb kurze Zeit nach der Fertigstellung 1912. Nun musste die erneut zur Witwe gewordene Frieda Wasmund den Kurbetrieb und die Bauaufsicht alleine weiterführen. Mitte 1912 gab diese ihr Sanatorium „Schäfer“ auf und eröffnete das neue Kurhaus unter dem Namen Sanatorium „Sonnenfels“. Der Bau wurde 1912 und 1915 in deutschen Architekturzeitschriften publiziert.

Frieda Wasmund leitete das Sanatorium bis 1921 und verkaufte dieses dann an Karl Reichel, der bereits seit Februar 1913 in Sülzhayn lebte und Mitbegründer sowie bis 1921 Mitbesitzer von Dr. Steins Neuem Sanatorium war. Reichel veranlasste die Erweiterung von „Sonnenfels“, lies das Dachgeschoß ausbauen und die Loggia bis in das 2. Obergeschoß erhöhen. Neben dem Sanatorium gab er für sich und seine Familie 1929 ein Wohnhaus in Auftrag und ließ das seitlich angebaute Wohngebäude aufstocken und in das Sanatorium integrieren.

1945 wurde das Sanatorium „Sonnenfels“ nach der Befreiung des Konzentrationslagers „Mittelbau-Dora“ mit ehemaligen KZ-Häftlingen belegt und nach deren Rückführung in die Heimat ging das Sanatorium in den Besitz der VVN-Heimstätten über. 1946 verlor Karl Reichel seinen gesamten Besitz durch Enteignung und wurde in eine kleine Wohnung im Küstenhaus zwangseinquartiert. Hier lebte das Ehepaar Reichel bis zum Tod. Nach der Verstaatlichung wurde das Sanatorium als Lungenheilstätte weitergeführt, später diente selbiges im Rahmen des Kur- und Bäderwesens Patienten mit Magen- und Darmerkrankungen. In den Folgejahren wurde aus dem Sanatorium eine Beherbergung von körperbehinderten Jugendlichen zur Rehabilitation und ein Wohnheim.

1993 kam das Ende der Geschichte des Gebäudes, das Sanatorium „Sommerstein“ schloss seine Pforten für immer. Jahren dem Verfall und der Witterung ausgesetzt, fand sich 2006 ein Investor, der aus dem Gebäude einen Erholungskomplex mit Bungalows und aus dem Hauptgebäude ein Haupthaus mit Wellnessangeboten, Tagungsräumen und Hotelzimmern formieren wollte. Doch bis auf die Entkernung des Sanatoriums in 2007 sowie Baumfällarbeiten und den Abbruch der ehemaligen Hausliegehalle in 2010 kam das Vorhaben nicht über seine Planungsphase hinaus. Heute (2011) ist das Gebäude stark einszurzgefährdet, eine Teilbereiche hinter dem Gebäude (zum Hang hin) wurden absichtlich zum Einsturz gebracht.

Ein unmittelbarer Nachbar teilte uns bei unserem Besuch im Juni 2011 mit, Zitat: „Viele selbsternannte Investoren haben sich für diese Immobilie interessiert, sogar aus Japan waren welche dabei. Doch mehr als Gerede ist aus diesen wortgewaltigen Vorhaben nicht geworden. Niemand unternimmt etwas. Irgendwann gibt es einen Knall und das Gebäude stürzt in sich zusammen, das wäre mehr als traurig.“

Update, 11.01.2013: Laut der Thüringer Allgemeinen wurde das einstige Sanatorium „Sonnenfels“ abgerissen. Übrig blieben ein Schutthaufen und die Baumallee. 2006 wurde das Gebäude von einem Investor gekauft, der es lediglich entkernt hatte. Ein neuer Investor hat das Gebäude nun abreissen lassen – was aus der Fläche werden soll, ist unbekannt.

Quelle: Kreisarchiv Nordhausen, Architekturwelt Sülzhayn, Wikipedia, privat

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Dokument erstellt am 19.08.2011
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.