Tempelanlagen von Angkor Wat droht der zügige Verfall

Angkor Wat Portal. Foto: Marcin Konsek/CC BY-SA 4.0

Angkor (aw). Der bekanntesten Tempelanlage in der Region Angkor (Kambodscha) droht der rasante Verfall. Die Anlage des einst mächtigen Königreichs der Khmer, welches das kambodschanische Tiefland zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert dominierte, gilt als größtes sakrales Bauwerk der Welt. Doch an den Bauten aus Sandstein nagt der Zahn der Zeit – unaufhörlich und mit einer rasanten Geschwindigkeit. Angebrachte Holzstützen sollten bisher die Bauten vor dem Kollaps bewahren. Experten zufolge ist dies jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking haben die Tempelanlage im Angkor Archaelogical Park nun genauer unter die Lupe genommen. Sie simulierten, wie sich Umwelteinflüsse auf den Verfall der Ruinen auswirken. Das Ergebnis ist alarmierend: Durch den permanent steigendes Tourismus erhöht sich seit Jahren der Wasserverbrauch in der Region. Als Resultat könnte auf lange Sicht der Grundwasserspiegel sinken, mit der Folge, dass der Boden, auf dem die Tempelanlage steht, absackt. Für ihre Untersuchungen nutzten die Forscher modernste Radartechnologie und hochauflösende Satellitenbilder.

Zurückliegende Befürchtungen, dass die Anlage aufgrund von Entnahmen von Grundwasser aus Brunnen die Stabilität der Ruinen im Beobachtungszeitraum zwischen 2011 und 2013 akut bedroht, konnten zwar widerlegt werden, doch die Forscher sehen ein anderes Problem. Neben den natürlichen Grundwasserschwankungen sind es vor allem der Bewuchs durch Pflanzen, dem wetterbedingten Zerfall des Sandsteins sowie die hohen Temperaturen, wodurch sich verschiedene Baumaterialien unterschiedlich stark ausdehnen.

Den natürlichen Verfall wird man nicht aufhalten können, jedoch empfehlen die Forscher, diverse Schutzmaßnahmen konsequent durchzuführen. Dazu zählen die Verstärkung der Fundamente der Gebäude, die regelmäßige Reinigung des Sandsteins und die künstliche Stabilhaltung des Grundwasserspiegels. Weiter muss bei Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten der Gebäude auf Materialien geachtet werden, die sich ähnlich stark ausdehnen können wie das Ursprungsbaumaterial.

Angkor Wat

Angkor Wat ist nur ein Teil der Gesamtanlage Angkor. Hier findet sich eine Vielzahl von historischen Bauensembles, von denen Angkor Thom das größte ist. Wie auch die anderen großen Tempelareale in Angkor, war Angkor Wat von Siedlungen umgeben. Stein als Baumaterial war allerdings religiösen Bauwerken vorbehalten, weshalb von den weltlichen Bauten, auch den Residenzen der Herrscher, keine erhalten sind. Untersuchungen mit LIDAR („Light detection and ranging“; eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung sowie zur Fernmessung atmosphärischer Parameter. Statt der Radiowellen wie beim Radar werden Laserstrahlen verwendet) in den Jahren 2012 und 2015 zeigten weitere Siedlungsreste.