VEB Braunkohlekombinat Espenhain

Das Kombinat Espenhain (genauer VEB Kombinat Espenhain) war ein Betrieb zur Gewinnung und Verarbeitung von Braunkohle südlich von Leipzig. Obwohl im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Umstrukturierungen, Unterstellungs- und damit verbundene Namensänderungen stattfanden, hielt sich in der Bevölkerung die alte Bezeichnung oder oft auch nur Werk Espenhain. Nach 1990 wurde die Produktion eingestellt und die Anlagen wurden rückgebaut. Die maximale Beschäftigtenzahl des Betriebes lag bei rund 6.000. Die Verarbeitungsanlagen samt Kraftwerk befanden sich südöstlich des Dorfes Espenhain und östlich der Fernverkehrsstraße 95, heute B 95, und nahmen eine Fläche von über 50 Hektar ein. Der zugehörige Tagebau begann nördlich des Dorfes und westlich der F 95, längs derer er sich nach Norden entwickelte bis er sie bei seinem Ostschwenk unterbrach.

Die Aktiengesellschaft Sächsische Werke (ASW) begann 1937 bei Espenhain neben der Erschließung eines Braunkohlentagebaus mit dem Bau einer Brikettfabrik, einer Schwelerei, Anlagen zur Teerverarbeitung und Schwefelgewinnung sowie eines Großkraftwerks. Der Betrieb nahm unter dem Namen Braunkohlen- und Großkraftwerk Espenhain zwischen 1940 und 1942 die Produktion schrittweise auf. Die brikettierte Kohle wurde nach dem LURGI-Spülgasverfahren verschwelt und in den nachgeschalteten Anlagen einschließlich Industriekraftwerk vollständig verarbeitet. Hauptziel war die Erzeugung von Benzin. Es fielen aber auch zahlreiche andere Produkte an. Durch die Kombination von Kraftwerk, Brikettfabrik, Schwelerei und weiteren Anlagen zur Aufarbeitung der Schwelprodukte sowie der damit verbundenen Kraft-Wärme-Kopplung arbeitete der Industriekomplex Espenhain mit einer zu dieser Zeit in Europa einmaligen Spitzentechnologie.

In den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs wurden die Produktionsanlagen durch Bombardierung bis zum Produktionsstillstand zerstört. Nach dem begonnenen Wiederaufbau der Anlagen ging das Werk am 1. August 1946 als Reparation Deutschlands in das Eigentum der UdSSR über. Die Verwaltung des Kraftwerks übernahm die Sowjetische Aktiengesellschaft für Kraftwerke und die von Tagebau, Brikettfabriken, Schwelanlagen und Gaswerk die Sowjetische Aktiengesellschaft der Brennstoffindustrie in Deutschland als Kombinat Espenhain. 1954 erfolgte die Rückgabe der gesamten Betriebsanlagen in deutsche Hand als Volkseigentum. Der Betrieb hieß nun Volkseigener Betrieb (VEB) Kombinat Espenhain.

1955 wurde das Kraftwerk um eine Leistung von 100 MW auf 670 MW erweitert. Es war mit 8 % Anteil an der Gesamtenergieproduktion Ende der 50er-Jahre das größte Kraftwerk der DDR. 1959 kam es im Kesselhaus II zu einer Großhavarie mit 17 Toten. 2000 begann die schrittweise Stilllegung. Das Kraftwerk II lief noch bis 1996. Die Betriebsgebäude wurden gesprengt und abgetragen. Neben der Treibstoffgewinnung aus Braunkohle kamen Ende der 60er-Jahre auch Anlagen zur Verarbeitung von Erdöl hinzu, die aber wegen der Ölkrise 1975 wieder stillgelegt wurden. Dennoch wurde 1969 zunächst das Kombinat mit dem VEB Kombinat Otto Grotewohl Böhlen und dem VEB Teerverarbeitungswerk Rositz zum VEB Erdölverarbeitungskombinat Otto Grotewohl zusammengelegt, aber zum 1. Januar 1971 infolge einer Grundsatzentscheidung des Ministerrats der DDR über die Trennung der Verarbeitungszweige Erdöl und Kohle die Espenhainer Kohleveredlung wieder abgetrennt und der VEB Braunkohlenkombinat Espenhain (BKK) gegründet. Aufgabe des neuen BKK war die „Erzeugung von Primär- und veredelten Energieträgern sowie Produkten der thermischen Kohleveredlung“. Am 1. Oktober 1980 wurde der VEB Braunkohlenveredlung Espenhain (BVE) als Betrieb des Gaskombinats Schwarze Pumpe gebildet.

In den 60er Jahren waren die Anlagen im Zusammenhang mit der Wirtschaftsorientierung auf die Erdölchemie massiv auf Verschleiß gefahren worden. Als Anfang der 70er Jahre die Kohlechemie wieder an Bedeutung gewann, wurde die Produktion in den verschlissenen Anlagen auf maximale Leistung gesteigert. Dadurch und durch nicht ausreichende Investitionen im Bereich des Umweltschutzes stiegen die Schadstoffemissionen in Luft und Wasser sehr stark an. Das führte dazu, dass nach der Wende die Anlagen sehr schnell stillgelegt wurden. Bereits am 27. August 1990 wurde in Espenhain der letzte Schwelofen abgefahren. Die Produktionsanlagen des Werkes sind inzwischen abgerissen, und das Gelände dient teilweise einem Gewerbepark.

Quellen: Wikipedia
Hinweis: Die veröffentlichten Fotos zeigen lediglich einen Rest der Gebäude (Stand 2013).

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Dokument erstellt am 07.10.2013
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.