VEB Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“

Das Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ (SKET) war ein Kombinat der DDR, dem zahlreiche volkseigene (VEB) Maschinenbau-Betriebe mit mehreren Zehntausend Beschäftigten angehörten. Der Schwerpunkt der Produktpalette lag auf Ausrüstungen für die metallverarbeitende und Hütten-Industrie, wie komplette Walzstraßen, Großanlagen usw. Es wurden aber auch Krane und Bearbeitungsmaschinen für den allgemeinen Maschinenbau hergestellt. Der Sitz der Kombinatsleitung befand sich im gleichnamigen Stammbetrieb, dem ehemaligen Krupp-Gruson-Werk in Magdeburg-Buckau. Unter einem Einheitslogo aus dem stilisierten Schriftzug wurden die Produkte in aller Welt verkauft.

Die Geburtsstunde des Schwermaschinenbaus in Magdeburg reicht bis in das Jahr 1838 mit dem Statut „Magdeburger Dampfschiffahrts-Compagnie“ zurück. 1855 gründet der Ingenieur und Erfinder des Hartgusses Hermann Gruson die Maschinenfabrik, Eisengießerei und Schiffswerft H. Gruson in Buckau/Magdeburg, die bereits ein Jahr später in die Aktiengesellschaft Grusonwerk umfirmiert. 1891 scheidet Gruson aus dem Vorstand des Werkes aus. 1893 wird das Werk in den Essener Krupp-Konzern eingegliedert und heißt fortan Fried. Krupp Grusonwerk. 1895 übernimmt Krupp das Produktionsprogramm von Gruson und erweitert es bis ins Jahr 1945 um Aufbereitungstechnik, Walzwerkstechnik, Stahl-Wasserbau, Hebezeuge, Zement- und Speiseölgewinnungsanlagen. 1903 erfolgt die gesamte Umfirmierung in Fried. Krupp AG Grusonwerk und 1923 in Fried. Krupp Grusonwerk AG Magdeburg.

Nach dem Zweiten Weltkrieg sind 80 Prozent des Werkes zerstört, während der Besatzungszeit der Sowjetunion werden fast 50 Prozent der Anlagen und Werksunterlagen abtransportiert. 1946 erfolgt die Umbenennung in Maschinenfabrik Krupp-Gruson der Sowjetischen Maschinenbau AG (SMAG). Das Kombinat ging am 1. Januar 1969 aus dem 1954 gegründeten ehemaligen SAG-Betrieb VEB Schwermaschinenbau „Ernst Thälmann“, Magdeburg-Buckau hervor. Das Werk firmiert nun unter dem Namen VEB Schwermaschinenbau-Kombinat „Ernst Thälmann“ (in der Kurzform: SKET). Rund 30.000 Mitarbeiter in 18 Betrieben zählen fortan zum Kombinat. Bei der Gründung des Kombinats lag nahezu die gesamte Führung in den Händen ehemaliger Nationalsozialisten. Eine interne Analyse der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) vermeldet 1953: „Hier erstreckt sich die ehemalige NSDAP-Zugehörigkeit auf alle einflußreichen Stellen des Betriebes, angefangen vom Werksdirektor, seinen Stellvertretern, den Direktoren, Assistenten, über den Dispatcher, Lohnbuchhalter und Oberbuchhalter bis zum Angestellten.“

Nach dem Ende der DDR und anschließenden Privatisierungsmaßnahmen durch die Treuhandanstalt, die im Oktober 1996 letztlich scheiterten, wurden 1997 folgende Auffanggesellschaften gegründet: SKET Maschinen- und Anlagenbau GmbH, SKET Maschinenbau-EDV GmbH (heute: SKET EDV GmbH), SKET Ölmaschinen GmbH (heute: Cimbria SKET GmbH), SKET Verseilmaschinenbau GmbH und SKET Walzwerktechnik GmbH. 1998 erfolgte die Privatisierung der SKET Maschinen- und Anlagenbau GmbH durch die Investoren Aloys Wobben (Enercon GmbH, Aurich) und Heinz Buse (Logaer Maschinenbau, Leer). 2003 übertrugen Heinz Buse und Aloys Wobben ihre Anteile an der SKET Maschinen- und Anlagenbau GmbH an die Enercon GmbH. Zum 1. Oktober 2010 wurde die SKET Maschinen- und Anlagenbau GmbH in SKET GmbH umbenannt. Das Unternehmen ist als Industriedienstleister in den Bereichen mechanische Bearbeitung von Großteilen, darunter auch als Lieferant für Enercon, und Montage tätig.

Derzeit (Stand 2012) gibt es Planungen zur Bebauung des SKET-Nord-Areals. Auf dem riesigen, teilweise brachligenden Areal soll sich Gewerbe und Industrie ansiedeln. Die Rede ist von der Schaffung von rund 1.200 Arbeitsplätzen. Doch während auf dem Areal noch die Altlastenbeseitigung in vollem Gange ist und immer mehr ruinöse Gebäude und Hallen dem Erdboden gleich gemacht werden, erheben die Anwohner die Stimme. Bei einer Bürgerversammlung, bei der die Pläne für das Areal vorgestellt wurden hagelte es Kritik an der Planung der Erschließungsstraßen. Bleibt also abzuwarten, wie sich das Ganze entwickeln wird.

Quellen: Wikipedia, SKET, Volksstimme

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Dokument erstellt am 15.07.2012
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.