Wasserhaltungsgebäude Stüveschacht

Neben dem Haseschacht existierte am Piesberg noch eine weitere Schachtanlage – der Stüveschacht. Die dort gewonnenen Steinkohlen wurden unter Tage, durch den 1,5 Kilometer langen Hasestollen mit Pferden bis zum südlich gelegenen Zechenbahnhof gefördert. In dem Gebäude, dessen Reste noch erhalten sind, befand sich die Wasserhaltungsmaschine, die das in der Tiefe zufließende Grubenwasser hob. Nach der Zechenschließung im Jahre 1898 verfiel die Anlage und wurde schließlich bis auf diesen Bau abgerissen. Es gibt Pläne, den Schacht und das Gebäude zumindest zu sichern und eventuell wieder freizulegen und zu restaurieren.

Der Schacht wurde nach dem Osnabrücker Bürgermeister Johann Carl Bertram Stüve benannt. Der Stüveschacht (210 Meter tief) hatte eine zweite Tiefbausohle bei 198 Meter. Die Förderung übernahm eine 250 PS Fördermaschine. Es gab zwei Woolsche Wasserhaltungsmaschinen mit je 650 PS, und unter Tage eine mit 600 PS. Die Kapazität betrug 39 Kubikmeter. Es befanden sich hier Kaue, Magazin, Schmiede und Schreinerei. Ein neben dem Stüveschacht geteufter Wetterschacht 1897 konnte nicht mehr vollendet werden. Von Tage aus hatte er die erste Tiefbausohle erreicht (105 Meter). Der 210 Meter tiefe Stüveschacht wurde als zweiter Tiefbauschacht 1873 begonnen. Am 26. September 1876 brachen große Wassermassen in den Stüveschacht ein und brachten den Betrieb zum Erliegen.

Der Wassereinbruch am Stüveschacht 1876 sollte nicht der letzte bleiben. Bei der Übernahme des Betriebes durch den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein lagen die Wasserzuflüsse noch unter 15 m³/min. Einen weiteren schweren Wassereinbruch gab es, als am 1. September 1893 am Stüveschacht an der Mittelsohle in 55 m Tiefe ein Wetterüberhauen angelegt werden sollte. Etwa 10 m von Schacht entfernt im Flöz Zweibänke ereignete sich der Wassereinbruch mit derartiger Gewalt, dass sich das Wasser sofort in den Schacht ergoss. Auf der zweiten Tiefbausohle arbeiteten 14 Bergleute, die der Anschläger aufforderte, den 21 Mann fassenden Förderkorb zu besteigen. Als fünf Arbeiter im Korb waren, gab er das Signal zum Ausfahren und blieb mit den restlichen acht Bergleuten zurück. Für den zweiten Korb gab es kein Auffahrsignal; oben kam er leer an. Auch auf den weiteren Fahrten kamen keine Leute zutage. Die stark zuströmende Kohlensäure machte Rettungsversuche unmöglich. Da die am Schachtiefsten aufgestellten Pumpen durch Steinfall zerstört waren, stieg das Wasser im Schacht. Erst mit Ausstellung von Hilfspumpen und beginnendem Sümpfen im Januar 1894, was bis März dauerte, konnten die Opfer geborgen werden. Sie wurden am Karfreitag auf dem Hasefriedhof in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt.

Nach dem Wassereinbruch im November 1897 kam die Frage auf, ob man die im Nordteil für 25 Jahre erschlossenen Vorräte wirtschaftlich abbauen könnte. Vorhersagen, dass die Wasserzuflüsse bis auf 80 m³ steigen könnten und die Rentabilität allenfalls gering wäre, veranlassten den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein, eine Generalversammlung der Aktionäre abzuhalten. Der seit dem 12. April 1898 andauernde Streik der Bergleute wirkte sich nicht fördernd auf die Abstimmung aus. So wurde am 18. Juni 1898 die Stilllegung mit 2.272 Stimmen von insgesamt 2.289 Stimmen beschlossen. Das Ergebnis wurde sofort telefonisch zum Piesberg übermittelt. Noch am selben Abend wurde die Wasserhaltung außer Betrieb genommen. Mehr als 100 Bergleute wurden arbeitslos.

Quelle: Stadt Osnabrück, Wikipedia

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Dokument erstellt am 26.06.2010
Letzte Änderung am 25.06.2014