Bahnbetriebswerk Bayerischer Bahnhof

Der Bayerische Bahnhof samt Bahnbetriebswerk wurde 1842 von der Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn-Compagnie in Betrieb genommen und galt bis zu seiner Schließung im Jahr 2001 als der älteste in Betrieb befindliche Kopfbahnhof Deutschlands. Das Bahnbetirebswerk diente zur Bespannung der Reise- und Güterzüge in Richtung Altenberg und Hof. 1857 erweiterte man das Gelände um eine Reparaturwerkstätte für die zu bespannenden Züge und stockte 1865 den Ringlokschuppen auf 16 Stände auf. Um dem hohen Aufkommen gerecht zu werden, baute man 1875 einen zweiten Lokschuppen mit 19 Ständen und einer zugehörigen Drehscheibe. Zwanzig Jahre später erhielt das Bw einen weiteren Ringlokschuppen mit 10 Ständen und einer Drehscheibe von 15 Metern – kurz darauf wurde auch dieser Schuppen auf 20 Stände erweitert.

Zwischen beide Ringlokschuppen baute man 1895 ein Verwaltungsgebäude und vier Jahre später einen Wasserturm samt Schuppen für Lokstreusand. Nicht mehr benötigte oder baufällige Gebäude riss man ab oder nutze sie zu Werkstätten oder Montageräumen um. Zum 1. Oktober 1934 ging das Bw in die Verwaltung der Reichsbahndirektion Halle über – ein Verwaltungsbezirk der Deutschen Reichsbahn. In den Folgejahren und während des Zweiten Weltkriegs kam es zu keinen weiteren, nennenswerten Umbauten oder Erweiterungen.

Bei den Luftangriffen auf Leipzig am 4. Dezember 1943 und 20. Februar 1944 wurde der Bahnhof und das Bahnbetriebswerk teilweise zerstört. Während der Portikus und die Gebäude der Westseite weitgehend erhalten blieben, brannte die hölzerne Bahnhofshalle aus; auch die Gebäude der Ostseite mussten später größtenteils abgerissen werden. Aus dem Bahnbetriebswerk-Gelände wurde das Heizhaus 2 nahezu komplett zerstört, verschont wurden das Heizhaus 1 und der Wasserturm. 1952 wurde das Bahnbetriebswerk geschlossen.

Noch heute ist der zu den Gleisen quergestellte Portikus des Bahnhofs erhalten, der zugleich den nördlichen Giebel der Bahnhofshalle bildete und durch dessen vier torartige Bögen je ein Gleis führte. Eine Glocke auf dem Portikus kündigte die Abfahrt der Züge an. Sie befindet sich heute im Verkehrsmuseum Dresden. Nach Süden schloss sich direkt an den Portikus die nicht mehr erhaltene 95 m lange Bahnhofshalle an, deren hölzerne Dachkonstruktion von zwanzig zwölf Meter hohen Eichensäulen getragen wurde. Auf beiden Seiten der Halle befanden sich zweigeschossige Längsgebäude: im Osten die Ankunft, im Westen die Abfahrt. An diese Längsgebäude waren je ein Verwaltungsgebäude im Norden und im Süden angebaut. Die nördlichen, zweigeschossigen Verwaltungsgebäude waren mit dem Portikus durch je eine dreibogige, zur Nordfassade aber zurückgesetzte Galerie verbunden.

Am 10. Juni 2001 wurde der Bahnbetrieb auf dem Bayerischen Bahnhof (zuletzt noch mit Regionalzügen nach Altenburg und Zwickau) vollständig eingestellt. Bis zum Baubeginn des City-Tunnels Leipzig vergingen allerdings noch zwei Jahre. Die bestehenden Anlagen sollten für die Baustellenversorgung genutzt werden, deshalb blieb das Stellwerk 3 an der Richard-Lehmann-Straße vorerst erhalten. Dazu kam es jedoch nicht, die Tunnelbaustelle wurde ausschließlich mit Lkw bedient. 2005 entfernte man die Gleisanlagen am Heizhaus 1 bis zum Bayerischen Bahnhof, 2009 riss man den Wasserturm ab, da dieser für den Brückenneubau der Verbindung von der Semmelweisstraße zur Kurt-Eisner-Straße im Weg war. Was mit den übrigen, zum Bahnbetriebswerk gehörenden Überresten geschieht ist ungewiss. Bei der Deutschen Bahn sollen Ringlokschuppen und Drehscheibe restauriert und für Veranstaltungen genutzt werden.

Quelle: Wikipedia, eisenbahnerwelt.de.tl

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Dokument erstellt am 07.01.2014
Letzte Änderung am 07.01.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.