Chemiewerk Coswig BT Rüdersdorf

Chemiewerk Rüdersdorf. Foto: rottenplaces Archivfoto

Er war ein wahrer Chemiegigant – der VEB Chemiewerk Coswig, Betriebsteil Rüdersorf. Die Geschichte des Werkes, bzw. die des Ursprungs geht bis in das Jahr 1900 zurück. Alles begann mit der Firma „C.O. Wegener“, die an diesem Standort ein Zementwerk errichtete. Und dieser Standort war bewusst gewählt worden, wurde doch in Rüdersdorf auf Basis des Kalksteinvorkommens seit dem 18. Jahrhundert die industrielle Verarbeitung von Branntkalk und Zement betrieben. In einem gefährlichen Prozess wurde nach Fertigstellung des Werkes am hochmodernen Drehrohrofen bis in das Jahr 1939 Zement gebrannt, dann erwarb die Preußag im selben Jahr das Werk. Kriegsbedingt stellte man ab 1944 synthetisches Bauxit her. Nach dem Krieg demontierten die sowjetischen Besatzer das Werk komplett, ließen nur die Drehrohröfen-Anlage und leere Hallen zurück.

1950 wagte man unter dem Namen „VEB Glühphosphatwerk Rüdersdorf“ einen Neuanfang und nutzte die Drehrohröfen zur Herstellung von Futterphosphat. Das Düngemittel-Endprodukt, welches man unter dem Namen „Rükana“ (hydrothermische Entfluorierung eines Gemischs aus Rohphosphat, Phospohorsäure und Soda) als Devisenbringer vermarktete, besaß die höchste Güteklasse und war so auch für den Export in den Westen lukrativ. Jahre später – im Rahmen des Siebenjahrplans (Siebenjahrplan des Friedens, des Wohlstandes und des Glücks des Volkes) – formte man das Gelände durch Neubauten und Erweiterungen zu einem mächtigen Chemiewerk, sodass die erste Ofenstraße des neuen Chemiewerkes am 15. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus im Jahr 1960 gezündet wurde. Das mit einem Aufwand von 136 Millionen Mark errichtete Coswiger Chemiewerk konnte nach Vollendung der ersten und zweiten Aufbaustufe Mitte 1961 jährlich 200.000 Tonnen Schwefelsäure und etwa ebenso viel Zement liefern.

1979 wurde das Chemiewerk Rüdersdorf in das neu gebildete „VEB Kombinat Agrochemie Piesteritz“ integriert und bildete nun den Betriebsteil „Coswig“. Um die stetig steigenden Produktionserwartungen zu gewährleisten, nahm man 1972 zwei neue, 100 Meter lange Drehrohröfen in Betrieb. Mit der deutschen Wiedervereinigung sanken dann die Absatzzahlen und auch bedingt durch zwielichtige Investoren konnte man ein Ende der Produktion und damit die Schließung des Chemiewerkes im Jahr 1999 nicht mehr abwenden.

Bekanntester Name in Verbindung mit dem Chemiewerk Coswig war Richard Krams. Dieser war Berufspädagoge, Direktor des VEB Fahlberg-List – eines der größten Chemiebetriebe der DDR und gehörte für die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) der Volkskammer der DDR an. Er begann eine Lehrausbildung zum Chemielaborant im Chemiewerk in Rüdersdorf, in welchem sein Vater als Obermeister tätig war.

Heute verfällt das Gelände. Nutzungspläne wurden ebenso verworfen wie begonnene Abbrucharbeiten – der teilweise meterdicke Stahlbeton und die enormen Altlasten ließen so manches Unternehmen an ihre Grenze stoßen. Empfehlenswert und angrenzend an das ehemalige Chemiewerk ist der „Museumspark Rüdersdorf“ mit seinen vielen technischen Bauwerken. Die Gebäude, Anlagen und Freiflächen sind für jeden Besucher und einem Eintrittspreis frei zugänglich.

Quellen: Wikipedia, DDR-Archiv, privat

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Dokument erstellt am 15.07.2012
Letzte Änderung am 03.07.2014