Erfurter Fotodesigner begeistert mit Composings

Der französische Fotograf, Regisseur, Schauspieler, Zeichner und Maler Henri Cartier-Bresson († 2004) hat einmal gesagt, Zitat: „Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.“ Wer sich die Bilder des Erfurter Fotografen und Fotodesigners Ronny Welscher anschaut, betrachtet diese für gewöhnlich deutlich länger. Denn jedes seiner Werke ist ein kleines Kunstwerk. Der 44-Jährige hat seine Leidenschaft für die Fotografie in frühen Jahren bereits als Auszubildender und später als Angestellter bei der Bahn entdeckt. Seit etwa 10 Jahren begann er dann, die ersten Bilder zu bearbeiten und erste Composings zu erstellen. Welscher machte sein Hobby zum Beruf und arbeitet für Firmen, Autoren und diverse Bands.

Die künstlerische Gabe scheint dem Erfurter in die Wiege gelegt worden zu sein. Als Kind verbrachte er viel Zeit mit Zeichnen und Malen, später veredelte er mit der Airbrush-Pistole Handys, Motorräder, Helme und sogar eine kleine Cessna (einmotoriges Flugzeug, Anm. der Redaktion). Die wirkliche Faszination begann bei ihm, als er das erste Mal mit dem Bildbearbeitungsprogramm Photoshop konfrontiert wurde. Welscher lernte schnell, seine Fotos so zu verändern, dass selbst aus den langweiligsten Fotos noch kleine Kunstwerke entstehen können. Durch die Technik der Montage konnte er dann Bilder kreieren, die aus fotografischer Sicht nicht möglich wären.

Die Ideen für seine Composings oder Illustrationen entstehen bei Welscher im Alltag und in allen möglichen Situationen. Eine seiner Schwerpunkte ist seine Heimatstadt Erfurt, aus der er Motive der Vergangenheit visuell wieder zum Leben erweckt. Ob Bildmontagen oder ganze Rekonstruktionen alter Kulissen, Basis für solche Arbeiten sind meistens alte Bleistiftzeichnungen, Gemälde oder Postkarten. Aus diesen wird dann immer zuerst eine Rohskizze in Photoshop erstellt. Oft werden mit einem kostenfreien 3-D-Tool Gebäude geformt und perspektivisch an die bestehende Kulisse angepasst. Benötigte Texturen wie Ziegelmauern oder Dacheindeckungen fotografiert oder zeichnet Welscher selbst, verzichtet zum Großteil auf Stockfotos. Steht die Vorlage, beginnt die zeitaufwendige Montage in Photoshop.

Auszug einiger Werke des Fotodesigners. Fotos: Ronny Welscher

Jedes Gebäude, jede Wand wird als Erstes in einer neutralen Farbe vorgemalt, also die Kontur und Füllung in einem, danach folgt der Übergang zum arbeiten mit Schnittmasken, diverse Texturen kommen zum Einsatz. „Wichtig dabei ist immer, alles aufeinander abzustimmen, also die Lichter und Schatten. Wenn dann die letzten Details ausgearbeitet sind, passe ich dann noch die Farben an, eben um die richtige Stimmung im Bild zu erzeugen“, sagt Welscher. Heraus kommen fertige Bilder, die mal witzig frisch, historisch kunstvoll oder dezent skurril sind. Und die Ideen für neue Werke scheinen Welscher niemals auszugehen. So erstellt er beispielsweise regelmäßig satirische Composings zu Jahreszeiten oder Ehrentagen. Einen Denkanstoß möchte Welscher mit seinen Werken zwar nur ab und an liefern, letztendlich sind dem Betrachter aber keine Grenzen der Interpretation gesetzt. „Nur so ist Kunst wirklich Kunst“, sagt der Erfurter.

Natürlich hat sich der Fotodesigner während seiner „Lehrzeit“ im Umgang mit Grafikwerkzeugen und Motiven von namhaften Künstlern inspirieren lassen. „Von Anfang an waren es wohl Pavel Kaplun, Olaf Giermann und Uli Staiger, die mich sehr inspiriert haben und in die Grundtechniken des Composings einweihten. Auch heute gibt es viele Künstler, deren Werke ich sehr mag, wie z. B. Christophe Huet, Max Sauco sowie Erik Johansson, um nur einige zu nennen“, so Welscher.

Ein gutes Composing macht der Erfurter von vielen einzelnen Komponenten abhängig. „Mal abgesehen von surrealistischen Motiven, sollte alles einfach zusammenpassen, wie eben die Lichtsetzung, die Perspektive und vor allem auch ein gewisses Licht oder Farbstimmung, die das Ganze dann gut rüber bringt. Gerade die Kleinigkeiten machen da sehr viel aus“, sagt er. Persönliche Vorlieben hat Welscher bei Composings nicht. „Solange es etwas digital zu manipulieren gibt, mache ich das auch gerne. Beschränkt wird es oftmals nur durch den Zeitaufwand, der bei manchen Bildern wirklich Tage in Anspruch nimmt“, verrät der Fotodesigner.

500px.com/ronnywelscher

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