Nachgefragt bei: Ronny Welscher

Der Fotograf und Fotodesigner Ronny Welscher. Foto: Ronny Welscher

Wer sich die Bilder des Erfurter Fotografen und Fotodesigners Ronny Welscher anschaut, betrachtet diese für gewöhnlich deutlich länger. Denn jedes seiner Werke ist ein kleines Kunstwerk. Der 44-Jährige hat seine Leidenschaft für die Fotografie in frühen Jahren bereits als Auszubildender und später als Angestellter bei der Bahn entdeckt. Seit etwa 10 Jahren begann er dann, die ersten Bilder zu bearbeiten und erste Composings zu erstellen. Welscher machte sein Hobby zum Beruf und arbeitet für Firmen, Autoren und diverse Bands. Wir haben nachgefragt …

rottenplaces: Ronny, beschreibe doch kurz, wie alt du bist, was du beruflich schon so gemacht hast, aktuell machst und seit wann du dich mit professionellen Composings beschäftigst.

Welscher: Also fangen wir mal an, ich bin 44 Jahre alt, gelernt habe ich damals bei der Bahn und habe da auch fast 20 Jahre gearbeitet. Schon während dieser Zeit habe ich mich sehr intensiv mit der Fotografie beschäftigt, damals noch mit einfachsten Mitteln, aber dadurch wurde das Interesse immer größer. Vor ca. 10 Jahren begann ich dann die ersten Bilder auch zu bearbeiten und die ersten Composings entstanden. Da es ja bekanntlich das Schönste ist, sein Hobby zum Beruf zu machen, habe ich mich dann auch ganz der Fotografie und Bildbearbeitung gewidmet. Seither habe ich für einige Firmen, Autoren und auch für diverse Bands gearbeitet.

rottenplaces: Woher kommt die Leidenschaft für diese Art der künstlerischen Gestaltung?

Welscher: Das ging schon sehr früh bei mir los, ich habe schon als Kind sehr viel gezeichnet und gemalt. Später dann fing ich an, mit einer Airbrush-Pistole Handys, Motorräder und Helme, ja zu guter Letzt sogar eine kleine Cessna (einmotoriges Flugzeug) zu bemalen. Die wirkliche Faszination begann, als ich das erste Mal mit Photoshop konfrontiert wurde. Ich lernte dann auch sehr schnell, meine Fotos so zu verändern, dass man selbst aus den langweiligsten Fotos noch etwas machen kann. Durch die Technik der Montage, konnte ich dann Bilder entstehen lassen, die man so hätte nie fotografieren können.

rottenplaces: Wenn du deine Arbeiten mit wenigen Worten beschreiben solltest, wie würden diese lauten?

Welscher: Das ist immer sehr schwierig. Ich würde sagen, anders, teils lustig, dann auch mal sehr düster und vor allem vielfältig.

rottenplaces: Hast du deine Techniken schulisch gelernt oder selber angeeignet?

Welscher: Ich habe mir die Fotografie, sowie auch die Bildbearbeitung im Laufe der Zeit selber angeeignet. Ich denke, das ist auch nicht schwer, wenn man diesbezüglich so wissensdurstig ist, immer nach Neuem strebt. Sicher habe ich auch hin und wieder ein bisschen in einschlägiger Fachliteratur gelesen, mir auch immer wieder Bilder von anderen Künstlern angeschaut, um mehr und mehr die Techniken, die dahinter stecken, zu verstehen.

rottenplaces: Die Erstellung von Composings, Montagen und Illustrationen in Photoshop gehört zur Königsklasse. Woher nimmst du die Ideen für deine Arbeiten?

Welscher: Die Ideen entstehen meist ganz spontan im Alltag in allen möglichen Situationen. Manchmal ist es dann aber auch recht verzwickt, dann, wenn eine Grundidee vorhanden ist und man diese versucht umzusetzen. Gerade bei Composings müssen schon vor der ersten Aufnahme so viele Dinge beachtet und geplant werden, eben in erster Linie die Lichtsetzung und die Perspektiven, dass dann beim „zusammenbasteln“ auch alles miteinander harmoniert.

rottenplaces: Wer unterstützt dich bei deinen Arbeiten? Oder bist du „Einzelkämpfer“?

Welscher: Ich würde sagen, ich bin da eher der Einzelkämpfer, aber ich sehe es eben auch als Unterstützung an, vernünftige Kritiken zu erhalten. Nur so kann ich in Zukunft Fehler vermeiden und auch immer wieder noch dazu lernen und ich denke, gerade in Sachen Bildmontagen lernt man nie aus.

rottenplaces: Beschreibe doch einmal welche Schritte von der Idee bis zum fertigen Bild durchlaufen werden.

Welscher: Das ist eigentlich extrem unterschiedlich, ich beziehe das ganze Mal auf die Reproduktion oder Erstellung von Illustrationen z. B. aus meiner Stadt, Erfurt. Ich mag es ja sehr, die Vergangenheit visuell wieder zum Leben zu erwecken. Die Basis für solche Arbeiten sind meistens alte Bleistiftzeichnungen, Gemälde oder auch Mal Postkarten. Aus diesen erstelle ich dann immer zuerst eine Rohskizze in Photoshop. Teilweise baue ich mir in „Google SketchUp“ (ein kostenfreies 3D Tool) die Gebäude grob zusammen und richte alles aus, dass ich dann perspektivisch gesehen eine ordentliche Vorlage habe. So stimmen dann von Anfang an die Fluchtpunkte, um alles ein wenig realistisch wirken zu lassen. Ein wichtiger Teil ist dann auch, die Texturen, die ich benötige zu fotografieren, das geht bei einfachen Ziegelmauern los, bis hin zu den verschiedensten Dacheindeckungen wie z. B. Biberschwänzen, die früher ja sehr häufig verwendet wurden.

Wenn die Vorlage dann einmal steht, ist es dann nur noch eine recht zeitaufwendige Montage, die in Photoshop schon gerne mal an die 350 Ebenen enthält. Jedes Gebäude, jede Wand male ich als Erstes in einer neutralen Farbe vor, also die Kontur und Füllung in einem, danach kann man prima mit Schnittmasken weiterarbeiten, entweder eine Textur darüber legen, oder eben alles weitermalen. Wichtig dabei ist immer, alles aufeinander abzustimmen, also die Lichter und die Schatten. Wenn dann die letzten Details ausgearbeitet sind, passe ich dann noch die Farben an, eben um die richtige Stimmung im Bild zu erzeugen.

rottenplaces: Welche Werkzeuge/Hilfsmittel setzt du neben Photoshop noch ein?

Welscher: Ich arbeite fast ausschließlich mit Photoshop, hin und wieder aber auch mit Lightroom und wie schon erwähnt, zur Erstellung von Vorlagen Sketch Up. Unabdingbar ist für meine Arbeit natürlich ein Grafiktablet, ich persönlich nutze ein Wacom Cintiq.

rottenplaces: Welche Künstler haben dich inspiriert oder inspirieren dich?

Welscher: Von Anfang an war es wohl Pavel Kaplun, Olaf Giermann und Uli Staiger, die mich sehr inspiriert hatten und in die Grundtechniken des Composings einweihten. Auch heute gibt es viele Künstler, deren Werke ich sehr mag, wie z. B. Christophe Huet, Max Sauco sowie Erik Johansson, um nur einige zu nennen.

rottenplaces: Ist es empfehlenswert für Arbeiten, wie du sie fertigst, auch die Fotografie zu beherrschen, oder reicht designtechnisches Verständnis?

Welscher: Ja unbedingt!!! Es gibt zwar die Möglichkeit auf die heute unendlich großen Stockfoto Datenbanken zurück zu greifen aber ich für meinen Teil will das weitestgehend vermeiden und versuche so viel wie möglich selber zu fotografieren. Ein Fehlglaube ist ja auch, dass wenn man Photoshop beherrscht, man nicht unbedingt gut fotografieren muss. Das ist in meinen Augen absoluter Quatsch, weil mit schlechtem Ausgangsmaterial kann man auch nur bedingt etwas anfangen.

rottenplaces: Du erstellst viele deiner Bildvorlagen, die du für die diversen Ebenen eines Bildes verwendest, selbst. Nutzt du auch fremde, frei verfügbare Stockfotos oder Texturen?

Welscher: Ich versuche weitestgehend, eigenes Material zu verwenden, deswegen fotografiere ich unterwegs auch immerzu sämtliche Texturen und Gegenstände. Mittlerweile male ich auch bestimmte Texturen und verwende diese, genauso wie ich viele meiner Pinselspitzen selbst erstelle.

rottenplaces: Deine Bilder erzählen die unterschiedlichsten Geschichten. Lässt du dem Betrachter die Chance, ein Bild frei zu definieren oder möchtest du lieber – durch eine gewisse Betitelung etwa – einen „Denkanstoß“ vorgeben?

Welscher: Einen Denkanstoß zu geben ist bestimmt bei manchen Bildern nicht schlecht, aber letztendlich soll der Betrachter schon seine eigene Interpretation dort einbringen, ich denke, nur so ist Kunst auch wirklich Kunst.

rottenplaces: Was zeichnet deiner Meinung nach ein überzeugendes und gut gemachtes Composing aus?

Welscher: Das ist von vielen einzelnen Komponenten abhängig, mal abgesehen von surrealistischen Motiven, sollte alles einfach zusammenpassen, wie eben die Lichtsetzung, die Perspektive und vor allem auch ein gewisses Licht oder Farbstimmung die das Ganze dann gut rüber bringt. Gerade die Kleinigkeiten machen da sehr viel aus.

rottenplaces: Welche Leidenschaft ist größer? Das Colorieren von alten Fotos, das Erzeugen einer multiplen Szenerie oder das Manipulieren von Fotografien?

Welscher: Eigentlich habe ich da keine besondere Vorlieben, solange es etwas digital zu manipulieren gibt, mache ich das auch gerne. Beschränkt wird es oftmals nur durch den Zeitaufwand, der bei manchen Bildern wirklich Tage in Anspruch nimmt.

Die Werke von Ronny Welscher finden Sie auf 500px.com/ronnywelscher

Wir danken Ronny Welscher für das Interview.
Das Interview führte André Winternitz.