Güterbahnhof kann als Denkmal eingestuft werden

Güterbahnhof Kulmbach. Foto: Roehrensee/CC BY-SA 4.0

Kulmbach (pm/aw). Überraschende Wendung in der Debatte um den ehemaligen Kulmbacher Güterbahnhof. Wie die Stadtjetzt mitteilte, sieht das Landesamt für Denkmalpflege die Voraussetzungen für die Einstufung des Güterbahnhofs als Denkmal als gegeben an – entgegen bisher bekannter Einschätzungen. In die Denmalliste wurde das Gebäude noch nicht aufgenommen.

Bei einem Ortstermin hate sich das Landesamt für Denkmalpflege im Februar ein umfassendes Bild von dem Gebäude gemacht. Der Freistaat Bayern wird die Fakultät VII Lebenswissenschaften: Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit der Universität Bayreuth auf dem Güterbahnhofsgelände ansiedeln und braucht hierfür genügend Platz. Darüber hinaus ist das Areal rund um die Alte Spinnerei heute schon verkehrstechnisch überlastet. Dies haben auch Verkehrsgutachten eindrücklich bestätigt. Aus diesem Grund laufen die konkreten Planungen für eine Verkehrstangente entlang dieses Bereichs, die unter anderem auch als Erschließung des Campus-Geländes dienen soll.

Die Vorteile dieser Tangente, welche im Übrigen bereits im Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) aus dem Jahr 2009 vorgeschlagen wird, sind vielfältig: Die Verkehrsströme werden aus dem sensiblen Innenstadtbereich herausgehalten, der Campus kann vollständig an die Tangente angeschlossen werden und die Kreuzung vor dem Einkaufzentrum „fritz“ wird deutlich weniger beansprucht, was auch querenden Fahrradfahrern und Fußgängern entgegenkommt. Auch großräumig wird es zu Verbesserungen der Verkehrssituation kommen: Besucherinnen und Besucher der Stadt werden durch eine klare Verkehrsführung in die Innenstadt geleitet und Straßenräume, die bislang stark durch den von der „fritz“-Kreuzung kommenden Verkehr in Anspruch genommen werden (z. B. Hardenberg-Straße oder Pestalozzi-Straße), können langfristig zugunsten von allen Verkehrsteilnehmern, den Anwohnern und allen voran auch den dort untergebrachten Schul- und Kindergartenkindern entlastet werden.

Die geplante Tangente soll von der Heinrich-von-Stephan-Straße zunächst parallel zu den Bahnschienen verlaufen, bis sie im Bereich der Firma IREKS auf einem unbebauten Grundstück in die Lichtenfelser Straße abknickt. Von dort wird der Verkehr in Richtung Kreuzung Am Kressenstein / Lichtenfelser Straße geleitet. Die Länge der neuen Straße beträgt ca. 650 Meter. Sie soll 5,5 Meter breit werden, zwei Schutzstreifen für den Radverkehr enthalten, und es soll auf der Südseite der Straße ein straßenbegleitender Gehweg entstehen. Um die Tangente zu realisieren, muss der ehemalige Güterbahnhof abgerissen werden.

Unterdessen sammelt die Initiative „Rettet den Güterbahnhof“ weiter Unterschriften und kämpft gegen den Rückbau. Sie hat ein Bürgerbegehren zum Erhalt des historischen Kulmbacher Güterbahnhofs auf den Weg gebracht. Zu den prominenten Unterstützern zählt beispielsweise Thomas Gottschalk.

Hier die Stellungnahme von Oberbürgermeister Ingo Lehmann im Wortlaut:

„Bereits 2021 hat der Stadtrat einstimmig den Beschluss gefasst, dass eine gemeinsame Erklärung mit dem Freistaat Bayern unterzeichnet wird, in der sich die Stadt verpflichtet, den Güterbahnhof abzureißen. Als Oberbürgermeister habe ich natürlich die im vergangenen Jahr entfachte Debatte um den Abriss des Gebäudes wahrgenommen.

Mir war es daher einfach wichtig, eine offizielle Aussage vorliegen zu haben, die uns bescheinigt, dass es sich bei dem Güterbahnhof um kein Denkmal handelt. Da alle Einschätzungen, die uns bis dahin bekannt waren, nie eine Denkmaleinstufung in Betracht gezogen haben, ging ich fest davon aus, dass uns dies auch das Landesamt für Denkmalpflege so bestätigt. Die uns inzwischen vorliegende Stellungnahme des Landesamtes sieht die Voraussetzungen für die Einstufung als Denkmal allerdings als gegeben an. Es wurde jedoch noch nicht in die Liste der Denkmäler aufgenommen. Zunächst wurden nun die Untere und Obere Denkmalbehörde zu einer Stellungnahme aufgefordert.

Wie bereits angekündigt, werden wir uns unter diesen nun neuen Umständen zügig mit der Universität und dem Freistaat absprechen, wie weiter verfahren wird. Ich kann aber mit Gewissheit sagen, dass die Stadt Kulmbach und ich als Oberbürgermeister die Realisierung des Campus weiter vorantreiben werden. Erst in der vergangenen Stadtratssitzung vom 22. März wurde mein Bekenntnis zum Flächen-Campus mit fraktionsübergreifender Zustimmung zur Kenntnis genommen, was mir zeigt, dass wir als Stadtrat hier fest hinter unserer Entscheidung stehen. Als Stadt haben wir keine Verwendung für dieses Gebäude und auch die Universität hat sich bereits deutlich positioniert und herausgestellt, dass sie ebenfalls den Güterbahnhof nicht in ihre Planungen integrieren kann.

Ich bitte um Verständnis, dass ich zum aktuellen Zeitpunkt keine weiteren Aussagen treffen werde, nun stehen erst einmal die Gespräche mit Freistaat und Universität an, um die neuen Erkenntnisse in unser weiteres Vorgehen einzubeziehen. Ich gehe davon aus, dass in der kommenden Stadtratssitzung am 27.04. noch einmal über diesen Sachverhalt gesprochen wird. Bis dahin bitte ich um Geduld. Vielen Dank.“