Harzburger Hof

Harzburger Hof vor den Bränden und vor dem Kollaps. Foto: rottenplaces Archivfoto

1868 gründete sich eine Aktiengesellschaft, die dann das Hotel baute. Dieses wurde 1874 mit viel Prunk und Prominenz eröffnet. Einst hatte das Hotel mit Kasino einen ehrbahren Ruf, galt als Topadresse im Wellness-Wanderland. Über die Jahrzehnte wurde munter erweitert, modernisiert und die Hotelleiter wechselten. Der Komplex gehörte zu den wenigen noch existenten Grand Hotels in Deutschland. Doch in den 90er Jahren ließ die Qualität der Substanz deutlich nach, vorgeschriebene Modernisierungsarbeiten wurden nicht oder nur teilweise ausgeführt.

Einige Jahre firmierte das Gebäude als Seniorenresidenz. 1988 wurde die Staatsbürgerliche Stiftung Bad Harzburg e.V. mit zahlreichen prominenten Mitgliedern gegründet. Pläne, das Hotel wieder zu beleben, scheiterten. Die Stiftung besteht heute immer noch, ist aber nicht mehr an das Hotel gebunden. Als die Spielbank aus dem Komplex auszog – aufgrund der Baufälligkeit des Gebäudes trat wiederholt Wasser durch das marode Dach in den Spielsaal, sodass das Kasino über längere Zeiträume das Spiel nicht eröffnen konnte und somit aus dem Pachtvertrag ausstieg, begann die Leidensgeschichte und der Verfall. Vorbei waren die stolzen Geschichten von Auszeichnungen der Köche und des Personals, prominenten Gästen, Hochzeiten und kuriosen Veranstaltungen.

2010 ersteigerte ein „Privatinvestor“ das Prachthotel für mehrere 100.000 Euro und wollte dieses plus angeschlossenem Kasino anschließend für einen hohen Millionenbetrag sanieren. Bis heute ist hier leider nichts passiert. Der investor leistete lediglich eine Anzahlung, aber nie die geforderte Auktionssumme. Da die Stadt Goslar mit den notwendigen Sicherungsmaßnahmen für das Gebäude und Gelände in Vorkasse gehen musste, sollte ein neuer Versteigerungstermin angesetzt werden. Immer wieder musste die Polizei anrücken und Kabel- sowie Einrichtungsdiebe, Vandalen und abenteuerlustige Kinder und Jugendliche aus dem Gebäude holen. Derzeit wird das Objekt über eine Rechtsanwaltskanzlei angeboten.

Im September 2013 brannte es im ehemaligen Hotelkomlex – ein Zimmer stand in Flammen. Auf der Rückseite des Gebäudes war im hinteren und östlich gelegenen Gebäudeabschnitt im 2. OG eine deutliche Rauchentwicklung entstanden. Das schnelle Eingreifen der Feuerwehr hatte höchstwahrscheinlich einen Großbrand verhindert, die Ursache: Brandstifutung. Im Anschluß daran stürzte das Dach der Spielbank ein und bildete ein klaffendes Loch. Der Vandalismus über die Jahre ist nicht in Worte zu fassen.

Am 21. Mai 2014 kam es zu einem Großbrand im Harzburger Hof. Beim Eintreffen der Feuerwehr standen bereits mehrere Geschosse in Flammen. 350 Feuerwehrleute aus 14 Wehren waren im Einsatz. Auch Stunden nach Beginn der Löscharbeiten schlugen die Flammen meterhoch aus dem Gebäude, es kam zu einer starken Rauchentwicklung. Die Wehrleute konnten das Gebäude wegen der Einsturzgefahr nicht betreten und hatten zudem Probleme große Mengen Löschwasser an die Brandstelle zu bekommen. Trotz der enormen Rauchentwicklung bestand keine Gefahr in der Nachbarschaft, dies ergaben regelmäßige Schadstoffmessungen. Die Löscharbeiten dauerten bis weit in den nächsten Tag hinein an. Die oberen drei Geschosse des Holzgebäudes wurden komplett zerstört. Verletzt wurde nach Angaben der Feuerwehr niemand. Wie es zu dem Brand kommen konnte, ist unklar – vermutet wird Brandstiftung.

Quellen: goslarsche.de, Wikipedia, privat

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Dokument erstellt am 20.02.2014
Letzte Änderung am 22.05.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.