ibug 2023 im RAW “Einheit” in Leipzig-Engelsdorf ein Erfolg

RAW “Einheit” in Leipzig-Engelsdorf. Foto: Susan Fankhänel
RAW “Einheit” in Leipzig-Engelsdorf. Foto: Susan Fankhänel

Leipzig (pm/aw). Am Sonntagabend ist in Leipzig die 18. Auflage der Industriebrachenumgestaltung zu Ende gegangen. Das als “ibug” bekannte Festival für urbane Kunst fand bei seiner Premiere in der Messestadt im Rahmen des Themenjahres „Die ganze Stadt als Bühne“ statt. Knapp 20.000 Neugierige und Kunstfans haben an den vergangenen drei Wochenenden die Ausstellung auf Zeit auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) „Einheit“ im Stadtteil Engelsdorf besucht. Außerdem nutzten Schüler*innen die Angebote der Bildungswoche im Rahmen des Festivals.

Anfang August hatten etwa 80 Künstler*innen und Kollektive aus dem In- und Ausland innerhalb von zwei Wochen ein ca. 10.000 qm großes Areal mit Malereien und Graffiti, Illustrationen, Installationen und Multimedia zu neuem Leben erweckt und in ein buntes Gesamtkunstwerk verwandelt. In ihren Arbeiten setzten sich die Kreativen auf vielfältige Weise mit der Geschichte und Überresten der Produktion in der seit Mitte der 1990er-Jahre größtenteils leer stehenden Fabrik, aber auch mit aktuellen gesellschaftlichen Themen auseinander. Das umfangreiche Rahmenprogramm bot u. a. Führungen durch die Industriebrache, die einen Überblick über die entstandenen Kunstwerke bzw. Einblick in die Historie des RAW „Einheit“ gaben, sowie Artist Talks, Podiumsdiskussionen, Performances und Musik.

Die Festivalmacher*innen von ibug e. V. zeigen sich nach Abschluss des Projektes zufrieden: “Die diesjährige ibug war für uns eine besondere Herausforderung, schon allein aufgrund der Größe des Geländes, der notwendigen Vorarbeiten und des komplexen Genehmigungsverfahrens. Unser rein ehrenamtliches Team hat in den vergangenen Wochen und Monaten dafür viel Energie und Zeit investiert.“, erklärt Rahel Pötschke aus dem Vereinsvorstand. “Das positive Feedback der Kreativen und die Resonanz des Publikums bestätigen uns in unserer Arbeit und motivieren für kommende Festivals. Ohne die großartige Unterstützung unserer Partner und Förderer sowie den engagierten Einsatz der vielen Helfer*innen wäre das Projekt nicht möglich gewesen. Ihnen gilt unser besonderer Dank!“, so Pötschke weiter.

Seit der ersten Industriebrachenumgestaltung, initiiert 2026 vom Meeraner Künstler Tasso, hat sich die ibug zu einem weltweit bekannten Festival für urbane Kunst entwickelt. Immer im August wird dafür eine Brache in Westsachsen zur temporären Ausstellung. Im Fokus der internationalen Künstler*innen steht das Experiment mit Genres, Materialien und Techniken ebenso wie die Vergangenheit der Brache und ihre Architektur. Das Team der ibug wurde bereits vielfach für sein Engagement ausgezeichnet, u. a. 2010 mit dem „PlusPunkt Kultur“ der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, 2019 beim „So geht Sächsisch“ Ideenwettbewerb für Tourismus in Sachsen sowie 2020 beim Wettbewerb „Denkzeit Event“ des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus.

Wer die ibug 2023 verpasst hat oder sich die Ausstellung nachträglich nochmals in Erinnerung rufen will, hat ab Ende des Jahres in einem virtuellen Rundgang die Gelegenheit dazu. Wo und wie es 2024 weitergeht, ist aktuell noch offen. In Sachsen soll das Projekt nach Aussage der Organisator*innen bleiben.

Aktuelle Infos gibt es online unter www.ibug-art.de.

Die ibug 2023 wird gefördert von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, von der Stadt Leipzig im Rahmen des Themenjahres 2023 „Leipzig – Die ganze Stadt als Bühne“ und von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.

Das RAW “Einheit” in Leipzig-Engelsdorf

Entstanden ist das RAW ab 1903 als Folge des geplanten Neubaus des Leipziger Hauptbahnhofes und der damit verbundenen Auslagerung vieler Nebenanlagen zur Baufeldfreimachung. Es diente über Jahrzehnte der Instandsetzung von Dampflokomotiven, Personen- und Güterwagen. Nach Ende der Dampflok-Ära kam mit dem Neubau von Güterwagen ein neues Arbeitsfeld hinzu. Durch die Wiedervereinigung Deutschlands 1990 und die Bahnreform 1994 verlor das Werk zunehmend an Bedeutung und stand mehrmals kurz vor der Schließung. Heute werden in einem Teilbereich des Geländes durch ein privates Eisenbahnunternehmen noch immer Dienstleistungen in der Wageninstandhaltung angeboten, große Teile liegen jedoch brach oder sind fremdvermietet.