Rückblick: Das war das Jahr 2013

Von André Winternitz – 04. Januar 2014

Das vergangene Jahr 2013 war in erster Linie eines: Anstrengend! Nein, hier soll weder Mitleid erregt, noch auf die Tränendrüse gedrückt werden, doch lässt man die Gedanken ein volles Jahr zurückschweifen, betrachtet die Tourzettel, Objektlisten, Mails, Nachrichten, Fotos, Videos, aber vor allem die viele Arbeit, dann fällt einem doch das ein oder andere ganz besondere wieder ein – die unschönen Dinge, aber vor allem die Schönen. Die folgenden Zeilen sollen keine chronologische Inhaltsangabe eines ganzen Jahres werden, aber zumindest einen groben Rückblick wiedergeben.

Grob gesagt, eine Winterpause gibt es nicht. Über die Feiertage wird eine kurze Auszeit eingelegt, um dann in der ersten Januarwoche wieder voll in das Geschehen einzutauchen. So war es in jedem Jahr, auch im Letzten. Aufgrund der kurzen Tage jedoch ist das erste Quartal meistens nur für Tagestouren geeignet. Der Frühlingsanfang (offiziell am 21. März) fiel aufgrund des langen Winters gefühlt in den Juli. Doch sobald der Lorenz am Himmel die ersten warmen Strahlen zur Erde schickt, werden die Tourplanungen ausgedehnter. Bei Fahrten in das Ruhrgebiet, nach Niedersachsen oder Hessen gab es viel zu entdecken und erleben. Dabei waren unter anderem ehemalige Militärliegenschaften, Krankenhäuser, Schwerindustrie, Zechen und Bahnwerke – eine bunte Palette also.

Auch haben wir uns in diesem Jahr wieder von einigen Menschen verabschieden müssen. Nein, diese sind nicht von uns gegangen – obwohl … in gewisser Weise schon. Nur das dieser Fakt eher ein Grund zur Freude war – im Nachhinein. Wir treffen im Leben immer wieder vereinzelnd auf Menschen, denen man nur vor den Kopf schauen kann. Diese führen aber umgangssprachlich gesagt ein fieses Doppelleben, haben eine Doppelmoral oder spielen ein falsches Spiel. Dies zu erkennen ist schwer und oftmals ist es zu spät, wenn die Einsicht gekommen ist.

Spaß bei Mehrtagestouren

Nichts ist schöner, als mehrere Tage mit der Kamera bewaffnet in deutschen Städten unterwegs zu sein. Von diesen sogenannten Mehrtagestouren gab es im letzten Jahr wieder einige. Neben diversen Zielen in Brandenburg führte der Weg auch gleich mehrere Male nach Leipzig, Chemnitz, Magdeburg, Halle (Saale) und in den Harz. Natürlich standen auch andere Städte auf dem „Tourzettel“. Als Highlights kann man bei diesen Touren ganz klar die Heilstätten Grabowsee und Hohenlychen sowie die Kasernen Vogelsang und Hillersleben hervorheben, aber auch das Museum Ferropolis – wo uns die Sonne fast die Haut vom Körper brannte, das Raw Ernst Thälmann, Gaswerk, Bahnkraftwerk und Fettchemie in Chemnitz und das Elisabeth-Sanatorium bei Berlin. Natürlich ist es immer schwer, zum Ende eines Jahres besondere Objekte hervorzuheben, denn bei 126 angefahrenen Zielen ist des Öfteren ein Leckerbissen dabei. Aber man sieht natürlich auch viel Elend, Vandalismus und weitere schlimme Zustände. Doch so ist das Leben …

Drei besondere Veranstaltungen

Drei Veranstaltungen lagen uns im vergangenen Jahr besonders am Herzen. Da wäre zum einen die Präsentation der neuen Dokumentation von Enno Seifried „Geschichten hinter vergessenen Mauern – Fortsetzung“ im April in Leipzig. Erneut war Seifried und seinem Team ein bewegender und informativer Film gelungen, der übrigens ohne Finanzierungshilfe von Sponsoren, TV-Sendern oder Filmförderungsgesellschaften umgesetzt wurde. Um die Filmvorführung sowie die Verkaufs-DVD zu realisieren, setzen die Macher wieder auf das Crowdfounding – mit Erfolg: 6.000 Euro waren veranschlagt, über 21.000 Euro wurden durch „Spenden“ eingenommen. Eine wahnsinnige Leistung.

Im August/September fand zum zweiten Mal die urbEXPO in Bochum statt. Siebzehn Künstler aus vier Nationen präsentierten ihre Werke zu den Themen Lost Places, Ästhetik des Verfalls und Architektur. Organisator Olaf Rauch zeigte erneut, wie interessant und im entsprechenden Rahmen man eine erfolgreiche Veranstaltung planen und stemmen kann. Besonders schön war die Möglichkeit bei der Vernissage, nach Betrachtung der „Kunstwerke“ mit den jeweiligen Künstlern ins Gespräch zu kommen und die herzliche sowie unverschlossene Stimmung zu genießen. Das Ambiente bot die perfekte Kulisse für diese Art der Ausstellung.

Die dritte Veranstaltung, die im Kopf geblieben ist, war das zweite Urbex Europe Meeting – diesmal am Grabowsee (Brandenburg), organisiert von Andre Miedema. Das Gelände der ehemaligen Heilstätte war perfekt geeignet für ein solches Treffen, dem rund 50 Fotografinnen und Fotografen aus vier Nationen folgten. Waren die Teilnehmer in diesem Jahr auch zum großen Teil andere als beim ersten Meeting, so heiter war die Stimmung über die Tage und beim Lagerfeuer in den Abendstunden. Schön war auch, bekannte Gesichter wieder zu treffen und neue Kontakte zu knüpfen. Somit sind die Meetings gleichzeitig eine tolle Möglichkeit, für einen regen Austausch und das Grenzen überschreitende Miteinander. Als einziger Wunsch bleibt der Organisation zu empfehlen, in diesem Jahr im Vorfeld mehr Informationen rund um Anmeldung, Zahlungsmodalitäten, Anreise und Camping zu veröffentlichen – dies als kontruktive Kritik.

Viel Arbeit – nicht nur zum Ende des Jahres

Im November begannen dann die Arbeiten zur vierten Ausgabe des rottenplaces Magazins – immer im Hinterkopf: Die Probleme mit dem alten Forum. Da die meisten Themen, Artikel und Objekte für die neue Ausgabe bereits feststanden und auch größtenteils vorbereitet waren, entschieden wir uns kurzerhand, das Forum komplett neu aufzusetzen und somit einen Neustart zu wagen. Sofort war klar, das dies neben dem Beruf und der wenigen Freizeit durch die Erstellung des Magazins eine echte Herausforderung – ja eine Mammutaufgabe werden würde. Jetzt kann man sagen: Es war genau die richtige Entscheidung! Aus bis heute unerklärlichen Gründen liefen all diese Arbeiten ohne nennenswerte Fehler und Vorkommnisse ab und konnten bereits kurz vor der Deadline fertiggestellt werden – dies gilt für das Magazin und das völlig neue Forum. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – besser könnte man es nicht formulieren.

Und somit dürfen wir alle gespannt sein, was uns 2014 bringen wird. In diesem Sinne: Frohes neues Jahr! Und wer genau wissen möchte, was im letzten Jahr so alles auf dem Zettel stand, der schaut sich in unserem Objektarchiv um.

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.