Volkssternwarte Bruno H. Bürgel

Ursprünglich geplant und errichtet wurde das auch als Hummelsberg-Turm bekannte Gebäude 1870 von August Wilhelm Allendorff als Sommerhaus mit Aussichtsturm. Während des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmte die Wehrmacht den Turm und nutzte diesn als Beobachtungsposten. Der zu dieser Zeit als Pächter eingetragene Reinhold Pick musste das Gebäude zudem der Flak-M.G.-Kompagnie 61 überlassen. 1943 wurde der Beobachtugnsposten und die Befehlsstelle aufgegeben, die Nutzung der Flak hatte große Schäden an der Substanz hinterlassen. Die errichtete Plattform mit der Holzbude wurde abgerissen. 1945 ging das Gebäude wieder in private Hand über und wurde als Wohnraum genutzt.

1956 konnte das restaurierte Gebäude, das nun als Sternwarte fungieren sollte und mit einem Schul- und Amateurfernrohr inklusive Astro-Kamera und einem Kometensucher ausgestattet war, neu eröffnet werden. Möglich wurde dies durch den Jugendförderungsplan der Stadt Schönebeck und den Förderer Gerhard Eschenhagen. Es gründete sich eine Astronomie-Fachgruppe und Eschenhagen kooperierte mit Professor Dr. Cuno Hoffmeister, dem damaligen Leiter der „Sternwarte der Akademie Sonneberg“. Beide vereinbarten eine Zusammenarbeit.

1959 erhielt das Gebäude bei einer Namensgebungsfeier den offiziellen Titel „Volkssternwarte Bruno H. Bürgel“. In den Folgejahren hatte das Gebäude immer wieder mit Schwammbefall zu kämpfen, dieser konnte jedoch jedes Mal erfolgreich bekämpft werden. 1961 jedoch sorgte ein erneuter, noch schlimmerer Schwammbefall für eine Schließung des Gebäudes. Die Astronomie-Fachgruppe legte jedoch selbst Hand an und besitigte befallene Holzteile. 1963 wurde bei Einbrüchen Instrumentenzubehör gestohlen und Einrichtungsgegenstände zerstört, dies bedeutete das endgültige Aus. Noch vorhandene Gerätschaften verbrachte man in das „Haus der Pioniere“.

1966 errichtete man auf dem Dachgeschoss ein Sternwartenhäuschen – aus der „Volkssternwarte Bruno H. Bürgel“ wurde die „Schulsternwarte Bruno H. Bürgel“. Somit war der Turm des Gebäudes dem Verfall preisgegeben, Brände und Zerstörungen ließen nur nach das Mauerwerk übrig. Etwa dreißig Jahre später veröffentlichte die Stadt Schönebeck einen Bebauungsplan. Auf dem Gelände der ehemaligen Gastwirtschaft mit Gewölbekeller und der Sternwarte sollte ein „Schützenhotel“ mit Gasthausbrauerei, Restaurant und Veranstaltungsräumen entstehen. Diese Pläne wurden jedoch nie umgesetzt, als Grund gab die Stadt später die zuvor nicht kalkulierbaren Kosten an.

2013 gründete sich der Förderverein Hummelberg-Turm e. V. und legte im Jahr zuvor ein erstes Konzept zur Rettung des Turmes vor. Der Verein möchte das historische Gebäude sanieren, restaurieren und neu nutzen. 2014 konnte der notarielle Kaufvertrag unterschrieben werden. Nun ist der Verein Besitzer der ehemaligen Sternwarte und kann theoretisch mit den Arbeiten beginnen.

Quelle: Förderverein Hummelberg-Turm e. V., privat

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Dokument erstellt am 14.05.2015
Letzte Änderung am 14.05.2015

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.