Zeche Nachtigall

Die Zeche Nachtigall ist ein ehemaliges Steinkohlebergwerk in Bommern – am Eingang des Muttentals und ist Teil des Bergbauwanderwegs Muttental. Die Zeche war eine der größten Tiefbauzechen (1839 einer der ersten Tiefbauschächte des Reviers) der Region. Auf dem Bergwerk wurde im Tiefbau stückreiche Fettkohle abgebaut, die eine gute Qualität hatte. Das Bergwerk entwickelte sich aus einer 1714 erstmals erwähnten Kleinzeche. Diese ging im frühen 19. Jahrhundert vom Stollenbau zum Tiefbau über. 1870 kam es im Schacht Hercules zu einem Riss des Förderseils. In den Jahren 1880 und 1882 kam es zu Problemen mit der Wasserhaltung. Obwohl das Bergwerk mit zwei Wasserhaltungsmaschinen ausgestattet war, konnten die Probleme kaum beherrscht werden. Mehrfach kam es zu Brüchen an den Gestängen der Wasserhaltungsmaschinen. 1892 wurde die Zeche Nachtigall stillgelegt. Der Schacht Hercules wurde mit einem Gewölbe verschlossen und erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts mit Beton verfüllt. Die Verbindung zur Zeche Helene wurde abgedämmt. Dort konnte noch bis 1896 gefördert werden.

Nach der Stilllegung der Zeche übernahm der Unternehmer Wilhelm Dünkelberg das Gelände. Zunächst ließ er einen großen Teil der Gebäude abreißen, danach erbaute er auf dem ehemaligen Zechengelände eine Ziegelei. Dünkelberg ließ im Jahr 1897 zwei Ringöfen errichten. Die Öfen wurden im Bereich des ehemaligen Schachtes Hercules errichtet. Einige Gebäude der ehemaligen Zeche, wie das Werkstattgebäude und das Fördermaschinengebäude, wurden auch weiterhin genutzt. Um die Ziegelei mit Brennstoff zu versorgen, nahm Dünkelberg die Zeche Vereinigte Nachtigall in Betrieb. Im Jahr 1964 wurde die Ziegelei Dünkelberg stillgelegt. Im Anschluss daran wurde das Gelände eine Zeit lang auch als Schrottplatz genutzt. Im Jahr 1982 übernahm das Westfälische Industriemuseum das ehemalige Betriebsgelände. Heute befindet sich auf dem Werksgelände der ehemaligen Zeche Nachtigall das LWL-Industriemuseum Zeche Nachtigall.

Das Industriemuseum informiert über die Entwicklung des Bergbaus im Ruhrtal. Höhepunkt des Besuches ist ein Gang durch den Nachtigallstollen, wo Museumsgäste – ausgerüstet mit Fahrmantel, Helm und Lampe – zu einem echten Steinkohleflöz vorstoßen. Vor dem Stolleneingang veranschaulicht „Zeche Eimerweise“ mit einer original rekonstruierten Schachtanlage den Kleinbergbau nach 1945. An Bord eines 35 Meter langen, eichenen Segelschiffs, einer sog. Ruhraak, wird die Geschichte des Schiffsbaus und der Kohlenschifffahrt auf der Ruhr wieder lebendig.

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.