Garnisonverein St. Barbara

Nach dem Abzug der letzten Truppen der Russischen Streitkräfte (Westgruppe) im Jahr 1994 und der Entscheidung der Bundeswehr, weder Truppenlager, noch Übungs- und Flugplätze im Raum Jüterbog für ihre Zwecke zu nutzen, endeten über 150 Jahre Geschichte als eine der größten – zeitweise die Größte – Garnison(en) Deutschlands und wichtigste Militärbasis der UdSSR/GUS an diesem Standort. Seit dem werden im Rahmen von Konversionsmaßnahmen Kasernen abgerissen, Truppenübungsplätze zu Naturschutzgebieten umgewandelt und die beweglichen Hinterlassenschaften des Militärs verschrottet oder anderweitig entsorgt. Um diesen Teil der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, trafen sich 1998 in Jüterbog 15 Männer und gründeten die Garnisongeschichte Jüterbog. Als Namenspatronin wählten sie die heilige Barbara. Als Schutzheilige der Bergleute, Hüttenleute, Geologen, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Architekten, Artilleristen, Pyrotechniker, Feuerwehrleute, Helfer des Technischen Hilfswerks (THW), Totengräber, Hutmacher, der Mädchen und der Gefangenen war ihr Tag – der 4. Dezember – stets einer der wichtigsten Feiertage in der Garnison.

Der Verein Garnisongeschichte Jüterbog „St. Barbara“ e.V. erforscht die Geschichte des Militärs und der Kriegshandlungen im Jüterboger Raum und veröffentlicht die Forschungsergebnisse. Er sammelt Sachzeugnisse und stellt diese in einem beeindruckenden Museum aus. Um dies zu gewährleisten, erwarb der Verein zwei Grundstücke auf dem ehemaligen Flugplatz Altes Lager – die Bogendeckung (Shelter) BAER und die Barbara-Halle. Mit der Idee eines „dynamischen Museums“ werden in der denkmalgeschützen Halle historische Militärfahrzeuge funktionstüchtig gehalten und der Öffentlichkeit besonders anläßlich des jährlich stattfindenden „Offenen Wochenendes“ (GarnisonSchau) – immer am Wochenende nach Himmelfahrt – in Bewegung vorgeführt. Der Verein hat gegenwärtig über 30 Mitglieder sowie rund 60 Freunde und Förderer, die die Arbeit in der „Ehrenlegion St. Barbara“ und im „Freundeskreis St. Barbara“ materiell und ideell unterstützen.

Der Verein Garnisongeschichte Jüterbog „St. Barbara“ e.V. hat gemäß seiner Satzung die Sammlung und Ausstellung von in und um Jüterbog angewandter Militärtechnik, Bewaffnung, Fortifikation und Ausrüstung während der Zeit als sächsische, preußische, deutsche und sowjetisch/russische Garnison als Ziele und Aufgaben. Weiter gehört dazu die praktische und lebendige Darstellung des Soldatenalltags, insbesondere der Lebensweise und der Mentalität der hier gestandenen Truppen, die Öffentlichkeitsarbeit in Form von Ausstellungen, Führungen und Exkursionen, Publikationen, Vorträgen, Seminaren sowie Schaudarstellungen bei Volksfesten und historischen Jubiläen. Ebenso arbeitet der Verein mit gleichgelagerten Vereinen, der regionalen Verwaltung und deren Kultureinrichtungen, wie Bau- und Bodendenkmalspflege, der Kriegsgräberpflege und Altlastenerkundung und Einheiten und Dienststellen der Bundeswehr zusammen.

Quellen: Garnisongeschichte Jüterbog „St. Barbara“ e.V., Wikipedia

Wissenswertes zur heiligen Barbara

Die heilige Barbara zählt zu den Vierzehn Nothelfern, und ihr Verhalten im Angesicht von Verfolgung und Tod gilt als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit im Glauben. Darauf weist ihre Darstellung mit ihrem Attribut hin, dem Turm. Sie wird daher gegen Gewitter, Feuergefahr, Fieber, Pest und allgemein gegen plötzlichen und unvorhersehbaren Tod angerufen. Vielleicht deswegen ist Barbara Schutzpatronin der Bergleute, Hüttenleute, Geologen, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Architekten, Artilleristen, Pyrotechniker, Feuerwehrleute, Helfer des Technischen Hilfswerks (THW), Totengräber, Hutmacher, der Mädchen und der Gefangenen. Zusammen mit Katharina von Alexandrien und Margareta von Antiochia, die um die gleiche Zeit ihr Martyrium erlitten haben, gilt Barbara als „Schützerin des Wehrstandes, des Nährstandes und des Lehrstandes“. Da die Heilige der Legende nach von einem Felsen geschützt wurde, der sich öffnete und sie verbarg, wählten die Bergleute sie zu ihrer Patronin. Auch unter Tage wurden daher in vielen Bergwerken Schreine eingerichtet, in denen die heilige Barbara dargestellt ist.

Barbara wird auch als Schutzpatronin der Artillerie verehrt, was möglicherweise auf eine Legende aus der Zeit der Maurenkriege in Spanien zurückgeführt werden kann. Danach konnten die Geschosse der christlichen Belagerer einer heidnischen Stadt an den Gestaden Afrikas deren Mauern nicht durchdringen. Erst die Anrufung der Heiligen durch die frommen Belagerer erreichte, dass das Feuer der zur Verstärkung gebrachten Geschütze gleich nach den ersten Schüssen die Mauern zum Einsturz brachte. Die Heiden mussten sich ergeben, viele davon nahmen wegen des Wunders den christlichen Glauben an. Weiter berichtet die Legende, dass die frommen Artilleristen aus Dankbarkeit vor der Heimfahrt in den Pulverkammern ihrer Schiffe das Bildnis der heiligen Barbara anbrachten. Als dann auf dem Rückweg nach Spanien auf einem der Schiffe Feuer ausbrach, erloschen wie durch Wunder die Flammen, als sie sich dem Bild der Schutzheiligen näherten. Die heilige Barbara ist deshalb auch Patronin der Büchsenmacher. Die Pulverkammer wird auf französischen Schiffen französisch La Sainte Barbe und auf deutschen „Barbette“ (kleine Barbara) genannt.

Interessante Links

www.hl-barbara.de
www.garnison-online.de
www.shelter-albrecht.de

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Dokument erstellt am 15.07.2012
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.