Happy Birthday: 5 Jahre rottenplaces

Von André Winternitz – 10. Januar 2014

Es ist schon erstaunlich, wie die Zeit vergeht. Heute vor genau fünf Jahren ging das Projekt rottenplaces unter der Domain www.rottenplaces.de an den Start. Der Grund zu dieser Seite war eigentlich eher Zufall: Für einen Artikel recherchierte ich für meine Redaktion nach „unheimlichen“ Orten für eine Bilderserie. Die gefundenen – die eigentlich alles andere als unheimlich waren – zogen mich so sehr in den Bann, dass ich fortan mehr davon besuchen und fotografieren wollte. Und dies war vor Jahren alles andere als einfach. In den wenigen Foren, die es gab, wurden diese „Objekte der Begierde“ wie Schätze gehortet und Foto-Sharing-Webseiten wie Panoramio lieferten nur wenig brauchbare Bilder. Auch die Suchmaschinen spuckten noch nicht so ausführliche Ergebnisse aus wie heute. Somit entstanden in kurzer Zeit zahlreiche Fotografien von Objekten, die ich natürlich nicht nur in den besagten Plattformen zeigen, sondern für die ich eine virtuelle Ruhestätte schaffen wollte. So wurde nach langen Überlegungen und Planungen der Projektname rottenplaces geboren und die erste Version ging online. Das war 2009.

Man kann offen sagen: rottenplaces war eine von einer überschaubaren Anzahl deutscher Webseiten zum Thema „Lost Places“ und reihte sich nahtlos ein in eine kleine aber feine Community – von „Szene“ möchte ich bewusst nicht sprechen. Die Webseiten von Fotografen, die verlassene Objekte besuchen um diese zu fotografieren und die Ergebnisse dann im Internet zeigen, inspirierten mich damals sehr. Die, die es zu der Zeit gab, hatten auf mich ganz klar einen prägenden Einfluss. Doch ich wollte mehr als nur eine Webseite – ich wollte ein Portal, indem es nicht nur um das Erfassen besagter Zeitzeugen geht, sondern wo verschiedenste Ressorts zusammenlaufen, wie ein eigenes Forum, regelmäßige Interviews, Lexikon, Blog, Videos, Weblinks zu anderen Angeboten, Tipps und Tricks, Eventankündigungen und -berichte sowie einige mehr – kurzum ein Portal für alle, die sich zu verlassenen Objekten hingezogen fühlen.

Sprung ins kalte Wasser

Hier war es anfänglich schwer, Rubriken zu finden, für die sich die Besucher interessieren. Es gab zu dieser Zeit keine Möglichkeit, sich Anregungen von anderen Portalen zu holen. So half nur der besagte Sprung ins kalte Wasser und probieren ging über studieren. Doch schnell zeigte sich, was angenommen wird und was nicht. Aufgrund dieser Analysen konnte man also in wenigen Monaten das gesamte Angebot optimieren und ausbauen, sodass ein klarer roter Faden zu sehen war und ist. Je mehr andere Projekte dann später aus dem Boden schossen, umso mehr konnten wir rottenplaces.de vorantreiben – mit stets gleichbleibender Qualität und Quantität. Jeder, der uns die letzten Jahre verfolgt hat, weiß, welche Leidenschaft und Herzblut wir täglich in dieses Projekt gesteckt haben, um es zu dem zu machen, was es heute ist. Und wir haben es gerne getan!

Konsequentes Wachstum

Die Jahre gingen ins Land und das Projekt rottenplaces wuchs konsequent. In den fünf Jahren des Bestehens gab es vier aufwendige Website-Relaunches, diese jedoch immer unter Berücksichtigung der Usability. Natürlich mussten wir in den vergangenen Jahren auch viel Lehrgeld zahlen, aber nur durch Fehler oder Fehlentscheidungen lernt man, kann seine Angebote maßgeschneidert verfeinern und schafft sich ein dickes Fell. Aber natürlich sind über die Jahre auch spannende, freundschaftliche Kontakte, Partnerschaften und Kooperationen entstanden. Mein besonderer Dank geht aus diesem Grund an alle, die uns seit dem Start in 2009 begleitet haben und uns heute nach wie vor die Treue halten. Der Dank geht aber auch an alle „ehrenamtlichen“ Informanten, kooperierende Heimatvereine, Liegenschaftsämter, Investoren und Behörden – ohne diese eine solche Arbeit des Dokumentierens niemals möglich wäre.

Meilensteine

Als festen Bestandteil des Projekts rottenplaces haben wir Anfang 2010 die Kampagne Urbexers Against Vandalism (UAV) gestartet, um uns vom Vandalismus, dem Umräum- und Dekowahn, dem Handel von Lost Places und allgemeinen schwarzen Schafen rund um das Thema Lost Places zu distanzieren. Diesem Aufruf sind bis heute mehrere Hundert Unterstützer weltweit gefolgt. Mit dieser Kampagne woll(t)en wir ein Zeichen setzen – oder sagen wir besser ein Ausrufezeichen – andere davon überzeugen, sich ebenfalls starkzumachen und aktiv zu werden – nicht nur zu reden, sondern zu handeln, auch wenn dies oftmals vergeblich oder aussichtslos erscheint. Diese Kampagne wird im Herbst 2014 eingestelt. Der Grund sind die explizite Distanzierung von der „Urbex-Szene“ und nicht tolerierbare Vorgänge in selbiger.

2011 haben wir den Schritt zu Facebook gewagt und für unser Projekt eine Seite erstellt. Bis heute hat diese weit über 5.000 Likes erhalten – Tendenz steigend – auf die wir sehr stolz sind. Stolz auch darauf, dass dies ehrliche Likes sind und keine gekauften. Über diese Seite publizieren wir alles Wissens-, Sehens- und Lesenswerte rund um das Projekt rottenplaces. Auch laufen hier unsere Wettbewerbe oder Rezensionen der Medien.

2013 starteten wir unser eigenes Special-Interest-Magazin – das rottenplaces Magazin. Dieses erscheint am 1. April 2014 bereits in der fünften Ausgabe und die Resonanz darauf ist enorm. Ehrlich gesagt hätte ich so ein Interesse und so eine Nachfrage niemals erwartet, auch das kann man an dieser Stelle ruhig einmal erwähnen. Deshalb möchte ich auch hier allen Unterstützern, Lesern und Käufern recht herzlich danken! Ebenfalls noch zum Ende des vergangenen Jahres haben wir unser Forum komplett neu aufgesetzt. Nach vier Jahren Laufzeit des alten Forums tauchten immer mehr Fehler und Probleme beim System und den Administrationsmöglichkeiten auf, sodass wir uns kurzerhand zu einem Neustart entschieden haben. Das neue Forum ist seit Ende November unter www.rottenplaces-forum.de erreichbar und ist nicht mehr in das System unserer Hauptwebseite integriert. Hierdurch ergeben sich nicht nur zahlreiche Vorteile, wie Übersichtlichkeit, Dynamik, Rubrikenreichtum und Barrierefreundlichkeit, sondern auch die Performance ist für die nächsten Jahre ausreichend.

Da Stillstand ja bekanntlich Rückschritt bedeutet, haben wir natürlich auch für dieses Jahr wieder eine Menge geplant und Ideen im Kopf. Und natürlich möchten wir auch in diesem Jahr wieder über viele Themen wie auch Veranstaltungen berichten und wunderbare Lost Places vorstellen. Auch ein zweiter Bildband „Vergessene Bahnbetriebe – in Ost- und Westdeutschland“ ist in Planung. In diesem Sinne Happy Birthday rottenplaces!

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.