Koepchenwerk

Landmarke oberhalb des Koepchenwerks - die drei großen RWE-Buchstaben. Foto: rottenplaces Archivfoto

Am Hengsteysee in der Stadt Herdecke befindet sich das Koepchenwerk, das als eines der beiden ersten, gleichzeitig verwirklichten großen Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland gilt. Eigentümer des nach seinem Planer Arthur Koepchen benannten und 1930 in Betrieb genommenen Kraftwerks ist der Konzern RWE. Arthur Koepchen war gleichzeitig technischer Vorstand des damaligen Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks (heute RWE AG) und prägte für drei Jahrzehnte die wirtschaftliche und technische Unternehmensentwicklung. Der Bau des Koepchenwerks gilt bis heute als technische Pionierleistung Koepchens.

Erbaut wurde das Pumpspeicherwerk 1927 bis 1930 zur Stromversorgung des nahen Ruhrgebietes am Steilhang des Ardeygebirges direkt am Hengsteysee an der Ruhr. Am 28. Januar 1930 wurde das Koepchenwerk mit 132 Megawatt vollständig in Betrieb genommen. Neben dem sächsischen Pumpspeicherwerk Niederwartha wurden beide Kraftwerke damals – je nach Betrachtungsweise – als „Erste ihrer Art“ und „große technische Neuerung“ gefeiert. Bereits vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stand das Koepchenwerk unter der Zielnummer „B 28“ (ab 1941: GO 1123) auf den Ziellisten des britischen Bomber Command – der britischen Bomberflotte. Das Werk galt bis April 1940 als ein wichtiges potentielles Angriffsziel im „Ruhr Plan“.

Im Herbst 1940 unternahmen britische Bomber mindestens vier gezielte Luftangriffe auf das Koepchenwerk, obwohl der „Ruhr Plan“ im Frühjahr des Jahres an Bedeutung verloren hatte, da man erkannte, dass kleine Ziele wie Kraftwerke in der Nacht nicht lokalisiert werden konnten. Bei einem der Angriffe wurde eine Wasserleitung beschädigt. Um das Koepchenwerk vor weiteren Luftangriffen zu schützen, wurde es ab 1942 unter Tarnnetzen verdeckt. In der Umgebung des Hengsteysees stationierte man zahlreiche Flak-Batterien und installierte Sperrballone zum Schutz vor Tiefflugangriffen.

Bis 1980 arbeitete das Koepchenwerk weitgehend störungsfrei. Im Dezember des Jahres kam es zu einem Störfall, als das Gehäuse einer der Pumpen riss. Die Aufmerksamkeit der Betriebsmannschaft verhinderte zwar einen Folgeschaden, jedoch zeigten die Untersuchungen die unmittelbare Gefahr ähnlicher Schäden an zwei weiteren Pumpen. Das RWE entschied daher 1981, am gleichen Standort ein neues Pumpspeicherkraftwerk zu bauen und das alte Werk stillzulegen.

In den Jahren 1985 bis 1989 wurde direkt angrenzend ans alte Werk am Seeufer das moderne Kraftwerk gebaut. Dieses nutzt weiterhin das gleiche Prinzip. Auffälligster Unterschied ist abgesehen vom neuen Kraftwerksgebäude, dass die Druckrohre nun unterirdisch verlaufen und nicht mehr sichtbar sind. Im Jahr 2007 investierte der Eigner RWE 25 Millionen Euro in die Modernisierung des Kraftwerks in Herdecke. Die Arbeiten dauerten von Mai bis September 2007. Am 12. Januar 2015 hat die RWE bei der Stadt Herdecke als untere Denkmalbehörde einen Abrissantrag der denkmalgeschützten Anlagen gestellt. Am 26. November 2015 gründete sich die „Arbeitsgemeinschaft Koepchenwerk e.V.“, mit dem Ziel, das Bauwerk zu erhalten und eine Neunutzung anzutreiben.

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Dokument erstellt am 20.10.2015
Letzte Änderung am 20.10.2015