Volkshaus Colosseum

1886 erbaute der Industrielle und Feldschlößchen-Brauerei Eigentümer Böttcher das Volkshaus. Nach einer Zwangsversteigerung ging das Objekt kurzzeitig an die „Actien Lagerbierbrauerei Schloß-Chemnitz“, die selbiges 1904 an die Volkshaus-Genossenschaft der SPD veräußerte. Hier fand im selben Jahr bereits die erste Parteiversammlung unter dem Namen „Landeskonferenz der sächsischen Sozialdemokratie 1904“ statt. Die Partei erweiterte das Gebäude bis 1909 umfangreich und beherbergte neben Parteibüros auch ein Arbeitersekretariat – später auch die Chemnitzer Gewerkschaftsleitungen und Organisationen der Metallarbeiter, Textilarbeiter, Buchbinder und Zimmerer. Im selben Jahr errichtete die SPD einen Anbau mit Saal und Konzertgarten, baute das Haupthaus zu einer Herberge mit 21 Zimmern und 60 Gästebetten um.

1914 – mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs konnte der Betrieb im Volkshaus nur mühsam aufrecht gehalten werden. Gerade durch eine eingerichtete Volksküche wurde das haus von einem Konkurs verschont. 1923 fand im Volkshaus eine Konferenz der damaligen sächsischen SPD/KPD Regierung mit Vertretern der Arbeiterschaft statt. Der Grund waren die Radikalisierungen zahlreicher Arbeiter und die Bildung der „proletarischen Hundertschaften“ in Sachsen. Während der Tagung kam es zu kontroversen Diskussionen mit teilweise parteientscheidenden Folgen. In den Folgejahren modernisierte man das Volkshaus und die Infrastruktur, führte elektrisches Licht ein und die wirtschaftliche Lage verbesserte sich ab 1927 erheblich.

1933 – im Rahmen der Machtübernahme der Nazis – besetzten und plünderten selbige das Volkshaus und zerstörten das dortige kulturelle und politische Leben. Vermögen, grundstück und Inventar wurden beschlagnahmt. Die Nazis lösten den Verein „Volkshaus Chemnitz und Umgebung eGmbH“ 1934 auf. Nach Ende des Krieges wurde das Volkshaus unter dem Namen Klub der Jugend und Sportler „Fritz Heckrt“ betrieben. Grund war die Überführung in sogenanntes Volkseigentum. Nach der politischen Wenge fiel das Volkshaus in die Hände der Chemnitzer Stadtverwaltung, ab 1990 waren dort das Schulverwaltungsamt und mehrere Vereine beherbergt.

Von 1999 bis 2002 übernahm der Verein „Kraftwerk e.V.“ die Bewirtschaftung und machte das Volkshaus mit Konzerten und Partys bundesweit bekannt. Erfolgreichste Veranstaltungen waren das „Dark Storm Festival“ und das „Splash Festival“, bekannteste Bands über die Jahre waren Die Krupps, Crematory, Front 242, Das Ich, Witt, Goethes Erben, In Extremo, L’Âme Immortelle, Die Ärzte, Afrob, Fettes Brot und andere.

2012 hatte der Dachstuhl des Gebäudes Feuer gefangen. Es kam zu einem Großbrand. Die Zwickauer Straße musste zwischen Lützowstraße und Jaenickestraße voll gesperrt werden, da Gebäudeteile auf die Straße gefallen waren. Brandursachenermittler der Chemnitzer Kriminalpolizei entdeckten im Dachbereich mehrere Brandausbruchstellen, diese ließen den Schluss der vorsätzlichen Brandstiftung zu. Augenzeugen sollen zwei dunkel gekleidete und vermummt Gestalten gesehen haben, die kurz vor dem Brand vom Gebäuge weggerannt sein. Das Volkshaus ist in die Liste der Chemnitzer Kulturdenkmäler aufgenommen.

Im März 2015 fand im Gebäude eine illegale Party statt. Aufgebaut wurden Laser, Bühne und Bar, ein DJ legte auf. Die Polizei sprengte gegen 3 Uhr die Veranstaltung, beziffert die Gästezahl auf etwa 300. Nach einem Bericht der Freien Presse spricht ein Teinehmer von etwa 300 Gästen. Bis 2002 fanden hier noch legale Konzerte und Partys statt. Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachts des Hausfriedensbruchs. Anwohner hatten die Ordnungshüter benachrichtigt, nachdem diese sich in ihrer Ruhe gestört fühlten. Auf dem Hinterhof des Gebäudes waren ein KLeintransporter und ein Notstromaggregat abgestellt.

Quelle: SPD Chemnitz, Freie Presse, Wikipedia, privat

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Dokument erstellt am 07.10.2013
Letzte Änderung am 03.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.