Abraumförderbrücke F60

Der 502 Meter lange, 240 Meter breite und 80 Meter hohe F60 ist eine von fünf Abraumförderbrücken im Lausitzer Braunkohletagebau, gebaut im VEB TAKRAF Lauchhammer. Mit einer Abtragsmächtigkeit von 60 Metern transportieren diese Tagebau-Boliden den Abraum, der über dem Kohleflöz lagert. Im betriebsfähigen Zustand wiegt die Abraumförderbrücke (ohne Bagger) 13.500 Tonnen. Durch die enorme Länge werden die F60 auch liegender Eifelturm genannt. Vier der F60 sind noch heute in den Braunkohletagebauen Welzow-Süd, Nochten, Jänschwalde und Reichwalde im Einsatz, die fünfte und letzte gebaute Förderbrücke steht erhalten im Besucherbergwerk Abraumförderbrücke F60 bei Lichterfeld-Schacksdorf.

Über zwei Fahrwerkskomplexe verfügt die F60, die auf drei baggerseitigen bzw. zwei kippenseitigen Gleisen in Normalspur fahren. Zusätzlich zu den zwei Gleisen baggerseitig gibt es nochmal zwei Gleise für den Trafo- und Kabelwagen, sowie für die angeschlossenen Eimerkettenbagger. Insgesamt existieren 760 Fahrwerksräder, von denen 380 angetrieben werden. Die maximale Geschwindigkeit der F60 beträgt 15 m/min, die Arbeitsgeschwindigkeit 9 m/min. Die Förderbrücke besitzt zwei vorgelagerte Bagger der Bauart Es 3150 oder Es 3750 als „Zuarbeiter“, jeweils einer an den beiden Querförderern. Beide zusammen haben eine Förderleistung von etwa 17.000 m³/h (Es 3150) bzw. 23.000 m³/h (Es 3750). Auf der Brücke laufen neun verschiedene Abraumförderbänder mit einer Geschwindigkeit von bis zu 9 m/s.

Die elektrische Anschlussleistung der F60 inklusive der zwei Bagger beträgt 27.000 kW. Zur Förderung von einem Kubikmeter Abraum von der Baggerseite bis zum Versturz in 75 m Höhe sind 1,2 kWh Elektroenergie notwendig. Die hier gezeigte Abraumförderbrücke F60 wurde von 1991 bis 1992 im Braunkohletagebau Klettwitz-Nord bei Klettwitz eingesetzt. Die Förderbrücke ist heute ein Projekt der Internationalen Bauausstellung Fürst-Pückler-Land und der Öffentlichkeit zugänglich. Außerdem ist sie ein Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH). Die Montage wurde zwischen 1989 und 1991 für den Tagebau Klettwitz-Nord in Lauchhammer, von der heutigen MAN TAKRAF Fördertechnik GmbH vorgenommen.

Am 5. Februar 1991 nahm die F60 ihren Betrieb auf. Sie bewegte von ihrer Inbetriebnahme bis zu ihrer Stilllegung am 30. Juni 1992 rund 27 Mio m³ Abraum. Nach der Wiedervereinigung ging der Tagebau Klettwitz-Nord in die Verantwortung der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft (LMBV) über, die ihn im Auftrag des Bundes stillgelegt hat und wirtschaftlich und umweltverträglich sanierte.

Zwischen 2000 und 2010 verfolgt die Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land das Ziel, der Region neue Impulse zu geben und auch der ehemalige Tagebau Klettwitz-Nord wurde in das Konzept integriert. Der Tagebau ist zu einem Besuchertagebau ausgebaut worden und die Förderbrücke ist seit 1998 zugänglich. Auch abwechselnde Klang- und Lichtinstallationen machen die Anlage zu einem touristischen Anziehungspunkt.

Ausgangssituation

Ab etwa 1870 begann zwischen Finsterwalde und Lauchhammer das Zeitalter der Industrialisierung und des Bergbaus. Aus diesem Grund wurde zu DDR-Zeiten im Tagebau Klettwitz mit dem Braunkohleabbau in riesigem Ausmaß begonnen. Aus allen Teilen der jungen DDR zogen Menschen in die Region, mehr als 10.000 Menschen fanden durch die Braunkohle rund um Klettwitz Arbeit und zahlreiche fanden hier eine neue Heimat. Durch die „Ortsinanspruchnahme“, wie das Abbaggern von Dörfern genannt wurde, verloren aber auch über 4.000 Menschen ihre Heimat. Lichterfeld büßte noch kurz vor der Wende 1989/90 einen Großteil seines Gemeindegebiets ein, der Ortsteil Bergheide ist gänzlich verschwunden.

Quelle: Wikipedia, iba-see2010.de

Interessante Links

www.f60.de
www.iba-see2010.de/de/projekte/projekt3.html

Dokumenten Information
Copyright © rottenplaces 2015
Dokument erstellt am 30.07.2015
Letzte Änderung am 30.07.2015

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.