Klubhaus Buna – „Haus der Freundschaft“

Klubhaus Buna. Foto: A. Winternitz/rottenplaces.de

Das Klubhaus (der Buna-Werke) „Freundschaft“ in Schkopau wurde auf Bestreben sowjetischer Offiziere in den Jahren 1952/53 errichtet, war mit modernster Bühnentechnik ausgestattet und bot neben dem Theatersaal mit 748 Plätzen und dem Konzertsaal im Obergeschoss 250 Personen Platz. 1955 bis 1958 baute man das Klubhaus weiter aus und schuf neben einer Gaststätte mit 200 Plätzen auch rund 100 Räume für alle denkbaren Festlichkeiten und Zirkelarbeit. Arbeiter und Besucher sollten den Gefallen an Kunst und Kultur finden und selbst zu Kunst- und Kulturschaffenden werden. Man wollte so Visionen vom neuen Menschen – von „sozialistischen Persönlichkeiten“ sprach man damals – fördern.

Auch an namhaften Showgrößen mangelte es nicht. So konnten Besucher über die Jahre in den Genuss beispielsweise des Moskauer Bolschoi-Theaters, der Komischen Oper unter Walter Felsenstein oder dem Königlich-Schwedischen-Ballett kommen. Die Schauspielerin Helene Weigel und der Schauspieler und Sänger Ernst Busch (bekannt als das Berliner Ensemble) waren regelmäßig zu Gast. Gleichzeitig waren im Klubhaus diverse Arbeitsgemeinschaften beheimatet, wie beispielsweise der Zirkel der schreibenden Arbeiter, Fotozirkel, der Buna-Chor oder der Kindermalzirkel – aus diesem der heute bekannte Maler und Mehrfach-Preisträger Uwe Pfeifer die Leidenschaft für die Kunst entdeckte. Pfeifer erhielt ab 1975 einen Lehrauftrag für Lithografie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle (Saale) – seiner Geburtsstadt.

Beachtung fand das Klubhaus auch durch die Arbeiterfestspiele, bei denen Arbeiter ihre kulturellen Erzeugnisse präsentierten und die von 1959 bis 1972 jährlich, später von 1974 bis 1988 zweijährig stattfanden. Über lange Zeit stand das Klubhaus Buna für einen höchst lebendigen Kultur-Großbetrieb mit einem vielfältigen und immer reichhaltigerem Angebot. Finanziert und verwaltet wurde das Klubhaus bis zur Wende vom VEB Kombinat Chemische Werke Buna.

Nach der Wende hatte man für das Klubhaus keine Verwendung mehr, 1998 wurde dieses geschlossen. Nach langen Jahren des Leerstands fand sich ein Investor, der in den Jahren 2002 bis 2004 das Gebäude zu einer Großdisco umbauen und mehrere Millionen Euro investieren wollte. Die Hälfte dieser Summe sollte vom Land als Fördermittel bezuschusst werden. Dafür versprach der Investor hochkarätige Konzerte, mehrere Hunderttausend Besucher der Diskothek im Jahr und die Schaffung von rund 50 neuen Arbeitsplätzen. Dafür plante dieser mit mehr als 13.000 Quadratmetern Nutzfläche, verteilt auf sieben Eventbereiche.

Bis auf wenige Sanierungs-, Modernisierungs- und Umbauarbeiten passierte nichts Bahnbrechendes. Keine Disco, keine Events, ja nicht mal ein Richtfest gab es für die Projektvision „X 50“. Doch nur kurze Zeit, nachdem die ersten Fördergelder vom Land flossen, schrieb das Projekt Negativschlagzeilen. Der Grund: Verdacht der Veruntreuung und Insovenzverschleppung des Investors. Bis 2008 waren 12,8 Millionen Euro in das damals ehrgeizige, doch minder transparente Vorhaben des multikulturellen Veranstaltungstempels geflossen – Gutachter taxierten das Haus auf 2,1 Millionen Euro. Investor, Mittelgeber und Gläubiger trafen sich vor Gericht. Mehrere Zwangsversteigerungen durch den Hauptgläubiger im Anschluss verliefen über die Jahre ergebnislos. 2013 wurde bekannt, dass ein Investor aus Leipzig großes Interesse an dem Gelände bekundete, allerdings nur, wenn gewisse Auflagen gelockert und die Objektsumme deutlich gesenkt werden würde. Dieser wollte einen Gewerbepark entwickeln und umsetzen. 2014 teilte der Hauptgläubiger mit, das Gebäude schnellstmöglich verkaufen zu wollen – der Wert soll mit einem fünfstelligen Euro-Betrag taxiert werden!

2010 brachte der Basis-Film Verleih Berlin der in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk einen 92-minütigen Dokumentarfilm von Helga Storck und Peter Goedel heraus. Zwölf Jahre akribische Filmarbeit gelangte so an die Öffentlichkeit und trägt den Titel „An der Saale hellem Strande – ein Kulturhaus erzählt“. Mit dem Dokumentarfilm über eines der traditionsreichsten Kulturhäuser erinnern die Filmemacher an ein denkwürdiges Kulturexperiment aus DDR Tagen.

Quellen: Wikipedia, Mitteldeutsche Zeitung, Dokumentarfilm „An der Saale hellem Strande – ein Kulturhaus erzählt“

Dokumenten Information
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Dokument erstellt am 24.07.2014
Letzte Änderung am 24.07.2014

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.