Video: Kaserne Vogelsang

Kaserne Vogelsang – hier war der Standort der ehemaligen 25. Panzerdivision der Sowjetischen Streitkräfte. Dort wo einst 15.000 Menschen völlig autark in einer eigenen Stadt lebten, ist bereits ein Großteil abgerissen oder eingestürzt – doch auch das was noch übrig ist, ist imposant. Rund 40 Jahre lang waren hier Soldaten der „Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland“ stationiert, 1994 zogen sie ab. Der Großteil der Gebäude waren Truppenunterkünfte, es gab eine Schule, Kinos, Einkaufsmöglichkeiten, Sportgebäude, riesige Werks- und Fahrzeughallen, eine Wäscherei und sogar ein Gefängnis. Läuft man die einsamen Wege zwischen den übrig gebliebenen Gebäuden entlang, bemerkt man eine besondere Stille, nur ab und an hört man den Warnruf eines Vogels. Rehe kreuzen auf ihren Pfaden und immer wieder entdeckt man Wolfsspuren. Die an anderer Stelle kunstvoll verzierten – aber von der Witterung stark gezeichneten – Mauern wirken, als würden sie jeden Moment Geschichten erzählen.

Da gut zwei Drittel des Geländes bereits der Abrissbirne zum Opfer gefallen sind, ist der Rest überschaubar. Noch immer bekommt der Betrachter jedoch einen Eindruck, welche Imposanz und welcher Nationalstolz der Sowjetarmee hier einst herrschten. Für Fotografen sind neben zahlreichen Mannschaftsgebäuden, Offizierssegmenten und dem Theater in erster Linie noch die beiden Sporthallen und die ehemalige Wäscherei interessant. Natürlich findet sich in fast jedem Gebäude atemberaubender Zerfall, der bei unterschiedlichsten Lichteinflüssen in buntesten Farben erstahlen. Lange Flure und mit den kitschigsten Mustern tapezierte Räume runden die Motivsuche ab. Das ehemalige Kino ist fast komplett abgebrannt und eingestürzt, wie auch einige andere Bauten. Es ist niemandem zu empfehlen, die Wälder um die Restgebäude zu erkunden und/oder zu betreten. Es ist nur zu erahnen, welche „Hinterlassenschaften“ die Sowjets bei ihrem Abzug zurückließen und dies ist auch der Grund für den jahrelang stockenen Abbruch. Die Entkontamination und Bodenaufbereitung vor dem eigentlichen Abbruch verschlingt enorme Kosten und ist zudem sehr zeitaufwändig. Man darf also gespannt sein, was die kommenden Jahre hier so alles passiert.

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André Winternitz, Jahrgang 1977, ist freier Journalist und Redakteur, lebt und arbeitet in Schloß Holte-Stukenbrock. Neben der Verantwortung für das Onlinemagazin rottenplaces.de und das vierteljährlich erscheinende "rottenplaces Magazin" schreibt er für verschiedene, überregionale Medien. Winternitz macht sich stark für die Akzeptanz verlassener Bauwerke, den Denkmalschutz und die Industriekultur.