Nachgefragt bei: Batram

Batram fotografiert. Nichts Besonderes denkt man – falsch gedacht. Die Fotos des Gothaers, die überwiegend in der Web-Community Flickr veröffentlicht werden, schockieren und begeistern zugleich, sind häufig thematisch surreal aber atemberaubend – fesseln den Betrachter. Batram versteht es, mit seinen Portraits – die ein Teil seines Portfolios ausmachen – den Betrachter in eine Welt jenseits der Vorstellungskraft zu entführen. Abgelichtet werden von ihm aber auch Industrieruinen, Herrenhäuser und andere Locations, die vom Verfall gezeichnet sind. Das gekonnte Zusammenspiel zwischen Urban Exploration, Gothic-Art oder Horror-Photorealism spiegelt eine teilweise überirdische aber ästhetische Sichtweise wieder. Batram nutzt bei seiner Bildbearbeitung das HDR-Verfahren, wodurch ein fast grenzenloser Detailreichtum möglich ist.

rottenplaces: Batram, woher kommt die Leidenschaft für deine „besondere“ Art der Fotografie?

Batram: Das hat sich so entwickelt. Zuerst war es die HDR-Fotografie, die mich begeistert hat, später oder gleichzeitig haben mich verlassene Orte magisch angezogen! Prinzipiell bin ich von Kinderschuhen an Fotograf, hatte meinen ersten Apparat mit 10. Ich wollte schon immer was Kreatives machen, daher vielleicht die „besondere“ Art der Fotografie.

rottenplaces: Mit deinen Urbex-Touren zeigst du – mal abgesehen vom Portrait-Shooting – zahlreiche verfallene Objekte in Deutschland und dem europäischen Ausland, erkundest die historische und soziale Dimension eines Ortes, findest Spuren, die beispielsweise dort arbeitende Menschen hinterlassen haben. Wie wirken diese Einflüsse und Eindrücke auf dich, wenn du so einen Ort besuchst?

Batram: Das ist schon hammerhart sich heimlich die Spuren der Vergangenheit anzuschauen! Manchmal ist es traurig und andermal fast lustig. Interessant aber immer! Oft ist es schade, was man zu sehen bekommt, aber das ist es ja was wir fotografisch festhalten wollen!

rottenplaces: Deine Fotografien – was das Portrait-Shooting angeht – spiegeln oft eine Art der Endzeitstimmung wieder. Da sind gasmaskentragende Statisten gekonnt in düsteren Industrieruinen abgelichtet, oder Amateurmodels, die als thematische Charaktere oft experimentell in verschiedensten Posen für brillante Motive sorgen, zu sehen. Sind diese Facetten der Umsetzung eine persönliche Lebenseinstellung oder gar Zivilisationsflucht?

Batram: Weder noch! Es gibt momentan so was wie einen Urbex-Hype. Da muss man sich schon was Besonderes einfallen lassen. In meinem Fall sind das Urbex-Portraits. Da ich aber meist mit Freunden unterwegs bin, gibt’s da massenhaft Motive! Oftmals bringen wir sogar Kleidung und Accessoires mit in die Location, das macht riesen Spaß!

rottenplaces: Fototouren benötigen eine konsequente Vorbereitung. Wie bereitest du dich auf eine Location oder ein Model-Shooting vor, welche Herangehensweisen hast du dabei und wie lange nimmst du dir für die Planung Zeit?

Batram: Na klar muss man sich vorbereiten! Die Locations werden ja nicht mehr! Das bedeutet oftmals viel Recherche im Internet. Was Models betrifft, habe ich nur welche aus den eigenen Reihen abgelichtet, da wir meistens gemeinsam mit der Urbex Thuringia Gruppe auf Tour gehen ist das aber oft einfach!

rottenplaces: Thema Locationfotografie: Bei vielen Themen gehen die Meinungen auseinander. Welchen Fotografen man auch nimmt, der eine lichtet Gebäude nur von außen ab, der andere legt Wert auf eine bunte Mischung zwischen Innen-, Außen und Makroaufnahmen und wieder andere dokumentieren fotografisch jeden Winkel und noch so kleinen Raum. Auf deiner Flickr-Seite gibt es auch eine „bunte“ Mischung an verfallenen Objekten. Wie ist deine bevorzugte Herangehensweise?

Batram: Ich neige hauptsächlich dazu Räume, Gänge und Treppenhäuser zu fotografieren. Frauen neigen öfter zu Details. Das ist einfach Geschmacksache.

rottenplaces: Wer perfekte Bilder fertigen möchte, braucht die nötige Fotoausrüstung. Welche Kamera(s) setzt du auf deinen Fototouren ein und was für ein Equipment wird von dir bevorzugt?

Batram: Nikon! Ich benutze die Nikon D300s. Objektive sind: Sigma: 10/20, 18/50/2,8 und Walimex Pro 8 mm.

rottenplaces: Fotografen wie du sehen auf ihren Fototouren zu verfallenen Objekten viel Vandalismus und kriminelle Energie, die den Gebäuden arg zugerichtet hat. Teilweise sind solche, nicht nachvollziehbaren Entgleisungen der Grund für die Zerstörung und das Ende ganzer Objekte. Das Resultat sind komplexe Sicherheitsvorkehrungen der Eigentümer und harte Strafen für Fotografen, die ohne spezielle Genehmigung diese Objekte betreten. Wie ist deine Meinung zu diesem Thema?

Batram: Ich wurde selbst schon von der Polizei aufgegriffen und verhört. Die Leute, die verlassene Gebäude zum Zerstören aufsuchen, kann ich nicht verstehen. Die machen uns viel kaputt in jeder Hinsicht!

rottenplaces: Wenn du die Möglichkeit hättest, zu einer ganz besonderen Tour deiner Wahl aufzubrechen, gibt es eine Location – wo auch immer – die du gerne einmal aufsuchen würdest?

Batram: Ganz klar die Pariser Katakomben. Da muss ich nicht lange überlegen.

rottenplaces: Du hast bei der Verarbeitung und Veröffentlichung deiner Bilder eine Leidenschaft, nämlich die HDR-Fotografie. Wie bist du auf diese Art der Fotografie gekommen und was sagst du den Menschen, die HDR nicht mögen?

Batram: Gekommen bin ich auf HDR über Flickr. Es gibt aber viele die den Sinn des HDR nicht verstehen und zugegebenermaßen lustige Ergebnisse liefern. Wer es nicht mag, brau sich ja keine HDRs anschauen! Ich liebe HDR!

rottenplaces: Was gibt es demnächst von Batram zu lesen, sehen oder hören, bzw. wie lauten deine Zukunftspläne?

Batram: Ich mache so weiter wie bisher. Natürlich hoffe ich, dass es nur Gutes über mich zu Lesen und zu Sehen gibt! Kauft euch das Buch „Beauty in Decay“! Da bin ich auch präsent!

Wir danken Batram für dieses Interview.

Das Interview führte André Winternitz