Olaf Rauch zur urbEXPO in der Schlegel-Brauerei

Foto: urbEXPO/Olaf Rauch

Die urbEXPO findet in diesem Jahr in der ehemaligen Schlegel-Brauerei in Bochum statt. Der weitläufige Ausstellungssort liegt direkt gegenüber von Rathaus und Christuskirche und bietet eine faszinierende und authentische Atmosphäre für die Ausstellung. Veranstalter Olaf Rauch sprach mit unserer Redaktion über die aktuellsten Geschehnisse.

rottenplaces: Nach den Absagen der urbEXPO in Leipzig und in der Rotunde sah es eine Zeit so aus, als wäre dieses Jahr alles andere als ein Erfolgsjahr für die Veranstaltung. Wie habt ihr diese Komplikationen überwunden und was hat euch dazu bewegt, nicht aufzugeben?

Rauch: Streng genommen waren Leipzig und Rotunde keine Absagen. Die urbEXPO in Leipzig war aufgrund der organisatorischen Probleme mit der Verwaltung zum geplanten Termin nicht realisierbar. Mit dem Eigentümer des Flughafens Mockau sind wir uns nach wie vor einig, dass dieser ein guter Veranstaltungsort für eine urbEXPO ist. Wir sind guter Dinge, dass es 2016 klappt.

Die Nachricht zur Schließung der Rotunde hat uns natürlich schwer getroffen – gerade, weil wir Leipzig zuvor verschieben bzw. vorläufig absagen mussten. Es wäre für das Image der urbEXPO und für uns persönlich fatal gewesen, wenn 2015 ein Jahr ohne Ausstellung geworden wäre, nachdem wir Anfang des Jahres voller Elan zwei Ausgaben der urbEXPO angekündigt hatten.

Zwischenzeitlich haben wir uns manchmal gefragt, ob es überhaupt noch Sinn macht, ein Projekt wie die urbEXPO fortzusetzen, wenn es immer wieder Probleme gibt, die von außen herangetragen werden und unsere Arbeit blockieren. Aber es gab in den Krisenzeiten auch immer wieder schöne Momente: Ehemalige Teilnehmer der urbEXPO und Bewerber haben uns kontaktiert und Vorschläge zu alternativen Veranstaltungsorten – nicht nur in Bochum – gemacht. Das hat gezeigt, dass die urbEXPO nicht nur unser Baby ist, sondern die Veranstaltungsreihe auch den beteiligten Fotografen und Besuchern wichtig ist.

rottenplaces: Da ihr jetzt gezwungen wart, von der Rotunde an einen anderen Veranstaltungsort umzuziehen, habt ihr mit der Schlegel-Brauerei eine gute Alternative gefunden. Wäre es nicht empfehlenswert, den Rotunde-Gedanken zu begraben und zukünftig fest an diesem „neuen“ Ort zu bleiben?

Ich denke, es wäre ein Fehler, sich jetzt schon auf einen bestimmten Veranstaltungsort zu fokussieren. Die Probleme, die sich Anfang des Jahres bezüglich des Veranstaltungsortes ergeben hatten, haben auch gezeigt, wie fragil das Gesamtkonzept wird, wenn man die urbEXPO zu sehr von einem konkreten Ort abhängig macht.

Bei unserer Suche nach Alternativen zur Rotunde haben wir nicht nur Optionen in Bochum geprüft, sondern den Blick auch auf die Nachbarstädte gerichtet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass es nicht einfach ist, Räumlichkeiten zu finden, die den Ansprüchen der urbEXPO genügen: Eine entsprechende Atmosphäre und eine historische Bedeutung sind ja ebenso wichtige Parameter wie eine möglichst zentrale Lage und natürlich die erforderliche Ausstellungsfläche, die wir mit mindestens 400 Quadratmetern angeben.

Die Gärkeller des Schlegel-Hauses sind nicht nur Ersatz für die Rotunde, sondern grundsätzlich ein gleichwertiger Veranstaltungsort.

rottenplaces: Was wird in der Schlegel-Brauerei neben der Tatsache von weitaus mehr Platz anders sein als in der Rotunde die Jahre zuvor?

Rauch: Eigentlich wird alles anders. Das liegt vor allen Dingen an der Architektur der Gärkeller. In der Rotunde war ja es trotz der Weitläufigkeit überschaubar – man ging von einem Raum in den anderen. In den Kellern des Schlegel-Hauses ist das Gegenteil der Fall: Die Ausstellungsflächen erstrecken sich über vier (Halb-)Etagen, deren Gänge und Räume auch noch gegeneinander verschoben sind. Die größten Räume der Gärkeller sind kleiner als die kleinsten Räume der Rotunde. Der neue Veranstaltungsort ist schon eine Art Labyrinth. Die neue und spezielle Raumsituation wird auch in die Ausstellungsgestaltung einfließen und nicht nur für uns, sondern auch für die Besucher eine Herausforderung. Wir wollen die Besucher der urbEXPO auf Entdeckungsreise schicken – mit Sackgassen und ungewöhnlichen Hängungen. Im Prinzip sollen die Besucher sich ähnlich fühlen wie die ausstellenden Fotografen, wenn diese ihre Motive suchen.

Mit der Ungewissheit, nicht zu wissen, was einen am Ende eines Gangs oder in auf der nächsttieferen Ebene erwartet. Trotz allem ist die Sicherheit der Besucher natürlich garantiert. Deshalb werden wir auch nur eine begrenzte Anzahl an Besuchern gleichzeitig in die Ausstellung einlassen. Da mit der urbEXPO 2015 die Gärkeller erstmals für die Öffentlichkeit geöffnet werden – was an sich schon eine Attraktion ist – rechnen wir mit einem hohen Zuspruch. Deshalb wird es ab Mitte Juni ein Reservierungssystem geben, über das Besucher sich vorab für die Ausstellungbesichtigung anmelden können, um längere Wartezeiten am Eingang zu vermeiden.

Da die neuen Räume als Veranstaltungsort noch nicht erschlossen sind und für die Öffentlichkeit zum erstenmal seit Schließung der Brauerei 1980 zugänglich sein werden, wird es mit einem Monat Ausstellungsdauer auch die längste urbEXPO in unserer jungen Geschichte.

rottenplaces: Die urbEXPO hat sich fest in der Kunst- und Kulturszene etabliert. Wie seht ihr die Entwicklung bis heute und welche Visionen habt ihr für die kommenden Jahre?

Rauch: Wenn wir auf die vergangenen Jahre der urbEXPO zurückblicken, sind wir selbst überrascht und auch ein bisschen stolz. 2012 war die urbEXPO eher noch eine kleinere Szene-Veranstaltung. Inzwischen ist die urbEXPO zu einer Ausstellungsreihe gereift, die vom kunst- und kulturinteressierten Publikum angenommen wird, das sonst eher in Museen und Galerien anzutreffen ist, und auch überregional Besucher anzieht.

Der etwas holprige Start in das Jahr 2015 und die Bereitschaft unterschiedlicher Menschen, deren Engagement es zu verdanken ist, dass es dieses Jahr weitergeht, hat auch unser Denken für die Zukunft beeinflusst. Die Vorbereitungen für Leipzig und auch die Gespräche mit dem Eigentümer des Schlegel-Hauses für Bochum 2015 haben uns gezeigt, dass es ein breit gefächertes Interesse am Konzept der urbEXPO gibt. Der unfreiwillige Ortswechsel in Bochum hat unseren Blick für die Zukunft geöffnet und diese Öffnung wollen wir uns bewahren und keine Prognose wagen, wo nächstes Jahr die urbEXPO im Ruhrgebiet stattfindet. Vielleicht kehren wir in die Rotunde zurück, vielleicht bleiben wir im Schlegel-Haus oder wir nehmen die Herausforderung eines weiteren neuen Spielorts an. Es besteht auch Interesse eines großen ausländischen Museums an der urbEXPO für 2016. Wir lassen uns da selbst überraschen. Konkret liegt uns jedoch noch die Idee der urbEXPO in Leipzig für das kommende Jahr am Herzen.

rottenplaces: Ist in diesem Jahr wieder ein Rahmenprogramm rund um die urbEXPO geplant? Der Veranstaltungsort würde dieses ja hergeben.

Rauch: Eigentlich hatten wir uns bereits im letzten Jahr von einem begleitenden Rahmenprogramm verabschiedet, da diese Programmpunkte vom Publikum nicht auf so stark angenommen wurden wie die Ausstellung selbst. Deshalb hatten wir uns für längere Öffnungszeiten der Ausstellung entschieden. Da die urbEXPO dieses Jahr über einen Monat stattfindet und mit der Christuskirche Bochum ein weiterer Veranstaltungsort zur Verfügung steht, können wir sowohl längere Öffnungszeiten als auch ein abgestimmtes Rahmenprogramm anbieten. Die Ausstellung wird nach der Eröffnung am 31. Juli 2015 bis einschließlich 30. August 2015 mittwochs bis freitags von 15 bis 21 Uhr und am Wochenende von 12 bis 18 Uhr geöffnet sein.

Die Eröffnungsfeier der urbEXPO 2015 wird am 31.7. um 20 Uhr in der Christuskirche Bochum stattfinden. Von dort aus werden dann die Besucher in kleinen Gruppen bis Mitternacht in die Ausstellung eingelassen, während es parallel ein kleines Programm mit Musik, Getränken und Künstlergesprächen in der Christuskirche Bochum geben wird. Im August wird es verschiedene Events geben, die je nach Größe der Veranstaltung in den Gärkellern der Schlegel-Brauerei oder in der Christuskirche Bochum stattfinden werden. Da das Rahmenprogramm derzeit noch mit den jeweils beteiligten Künstlern und Akteuren abgestimmt wird, können wir noch nichts Genaues hierzu sagen. Es wird verschiedene Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Architektur, Bier und Kunst/ Kultur geben, die sowohl die Gärkeller als auch die Christuskirche einbeziehen werden. Desweiteren sind Kleinstkonzerte in den Gärkellern geplant, die auch über eine sehr individuelle Akustik verfügen.

Für den 29. August stehen wir mit einem hochkarätigen Musiker in Verhandlung, der quasi als Einleitung der Finissage ein Konzert spielen wird, das thematisch sehr eng mit dem Ausstellungsthema Lost Places verknüpft ist. Sobald diese Sonderevents von unserer Seite aus gebucht sind, werden diese natürlich direkt über unsere Website www.urbexpo.eu und unsere Facebook-Seite www.facebook.com/urbexpo bekannt gegeben.

rottenplaces: Wann beginnt ihr mit den Arbeiten vor Ort (Aufbau, Bilderhängung etc.)?

Rauch: Die Arbeiten vor Ort haben bereits begonnen. Es müssen noch Ausstellungsflächen freigeräumt werden und einige bauliche Maßnahmen sind ebenfalls noch erforderlich. Parallel arbeiten wir mit einem Objektdesigner am Lichtkonzept und experimentieren mit Klang- und Videoinstallationen an Elementen der Ausstellung, die die Atmosphäre der Räume zusätzlich unterstützen. Gleichzeitig testen wir, wie wir die Exponate über die Räumlichkeiten verteilen. Derzeit steht eigentlich nur fest, in welchem Raum die Sonderausstellung gezeigt wird. Mit der konkreten Hängung der Ausstellung werden wir dieses Jahr bereits zwei Wochen vor der Eröffnung beginnen.

rottenplaces: Gibt es schon Informationen zu den Eintrittspreisen?

Rauch: Der Eintritt zur Hauptausstellung der urbEXPO und der Sonderausstellung des Europäischen Architekturfotografie-Preises wird 3,- € betragen. Die Veranstaltungen des Rahmenprogramms werden unterschiedliche Eintrittspreise haben. Bei Events, die in den Gärkellern stattfinden, ist der Besuch der Ausstellungen im Eintrittspreis inbegriffen.

Wir danken Olaf Rauch für das Interview.
Das Interview führte André Winternitz

Adresse & Öffnungszeiten

Schlegel-Haus
Willy-Brandt-Platz 5-7
44787 Bochum

Christuskirche Bochum
An der Christuskirche 1
44787 Bochum

mittwochs bis freitags: 15 bis 21 Uhr
samstags und sonntags: 12 bis 18 Uhr