Nachgefragt bei: Thorsten Klein (Regisseur LOST PLACE)

In den 1980er Jahren, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, begann das U.S. Militär – beim so genannten Project HAARP (englisch High Frequency Active Auroral Research Program) – mit einer Funktechnologie zu experimentieren die nachgewiesener Weise einen Einfluss auf das menschliche Gehirn hat. Offiziell fanden Experimente in Deutschland nie statt, bis im Pfälzer Wald einige Jugendliche auf seltsame Phänomene stießen. Vor dem Hintergrund wahrer Begebenheiten erzählt Regisseur Thorsten Klein in LOST PLACE eine Geschichte voller Suspense und unerwarteter Wendungen. Virtuos balanciert er in seinem Kinodebüt auf dem schmalen Grat zwischen irdischen Existenzängsten und hoch fliegenden Phantasien, zwischen Wissenschaft und Science Fiction: Wer kann heute schon sicher sagen, dass von modernen Technologien keine Gefahren für den Menschen ausgehen?

Gespannt und voller Erwartungen treffen sich die Geocacher Daniel, Thomas, Elli und Jessi zu einer digitalen Schatzsuche: Als sie an einem gespenstisch verlassenen Campingplatz ankommen, beginnen seltsame Dinge mit ihnen zu geschehen. Als dann noch ein mysteriöser Mann im schwarzen Strahlenanzug auftaucht, stellen sich die Vier die Frage: Ist er nur ein harmloser Fremder oder ein gefährlicher Psychopath, der unschuldige Teenager in die Falle lockt? Als dann ein Mitglied der Gruppe verschwindet, stoßen die anderen bei der Suche auf ein geheimes Militärgelände, einem unheimlichen LOST PLACE. Während die Nacht hereinbricht, ist aus dem ausgelassenen Abenteuertrip längst ein Nerven zerfetzender Kampf auf Leben und Tod geworden …

LOST PLACE ist der erste europäische Spielfilm, der das Thema Geocaching behandelt, und der erste deutsche Spielfilm, der mit RED Epic Kameras in 3D gedreht wurde. Zusätzlich kommt der Mystery-Thriller als erster deutscher und als einer der ersten europäischen Filme im neuen Tonformat Dolby Atmos am 19. September 2013 in die Kinos. In den Hauptrollen sind François Goeske (FRANZÖSISCH FÜR ANFÄNGER, SUMMERTIME BLUES), Josefine Preuß (TÜRKISCH FÜR ANFÄNGER, DAS ADLON), Jytte-Merle Böhrnsen (KOKOWÄÄH 2, SCHUTZENGEL, GROSSSTADTKLEIN) und Pit Bukowski (DORFPUNKS) zu sehen. Der international renommierte Schauspieler Anatole Taubman (JAMES BOND: EIN QUANTUM TROST, DIE PÄPSTIN, DIE SÄULEN DER ERDE) spielt den geheimnisvollen Fremden im Strahlenanzug.

Produziert wurde LOST PLACE von Alex Weimer, Esther Friedrich (MovieBrats Films & Animation) und Lena Vurma (Dragonfly Films) in Koproduktion mit NFP marketing & distribution* und SPB Stereo Postproduction. Gefördert wurde die Produktion von HessenInvestFilm, Medienboard Berlin-Brandenburg und dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF). Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Rheinland-Pfalz (Pfälzer Wald) und Hessen (Fulda), und in den CCC Studios Berlin.

Interview mit Thorsten Klein (Regisseur LOST PLACE)

rottenplaces: Thorsten, LOST PLACE – Realität, Fiktion oder Verschwörungstheorie?

Klein: LOST PLACE ist ein Mystery Thriller. Er ist Fiktion. In der Welt des Films ist die Verschwörung real. Das nimmt man mit in die Realität und wird spätestens daran erinnert, wenn man die nächste SMS schreiben will, oder einen Funkturm sieht.

rottenplaces: Ihr habt einen klaren Genrefilm produziert. Gerade deutsche Produktionen stehen bei der Zielgruppe und den Fachmedien enorm unter Beobachtung und man geht oftmals schonungslos mit dem fertigen Werk ins Gericht. Lag euch diese Tatsache schwer im Rücken?

Klein: Nein, es ist sehr schade, dass in Deutschland so wenige Filme dieser Art gemacht werden. Und das die Kritiker sie für gewöhnlich nicht mögen. Doch auf jeden Kritiker kommen einen Haufen Leute, die den Film sehen möchten. Das spürt man. Und das freut uns natürlich. Eine Last waren da eher unsere eigenen sehr hohen Ansprüche, die wir nur unter völliger Selbstausbeutung erfüllen konnten.

rottenplaces: Warum interessierte dich/euch gerade das Thema Geocaching und Lost Places für den Film?

Klein: Ich war selber ein paar Jahre Geocachen und fand Schatzsuchen aller Art schon immer spannend. Es ist die elektronische Variante, bei der sich die Leute über ihre Erfahrungen austauschen. Als sich die Welt von LOST PLACE entwickelt hat, in der geheime militärische Technologien eine große Rolle spielen, bin ich dann darauf gestoßen, dass die GPS-Technik ebenfalls militärischen Ursprungs ist. Das war ein super Puzzleteil und hat sich von Anfang gut mit der Hauptfigur Daniel verbunden, der sich sehr für Technik interessiert und ein Geocaching-Fan ist.

rottenplaces: Spielt der Film ein bisschen mit den Ängsten aber auch dem Neugierigkeitsdrang der Menschen, die diesem oder ähnlichem Hobby nachgehen?

Klein: Was den Geocaching-Aspekt angeht, fand ich den Neugierigkeitsdrang viel stärker. Ich fand Lost Places immer schon viel spannender als normale Caches. Orte, vor deiner Haustür, von denen du normalerweise nie etwas mitbekommst. Der Pfälzer Wald, die Gegend aus der ich komme, ist voll davon. Ob alte aufgegeben Raketenbasen, Radarstationen oder riesige überwucherte Bunker mitten im Wald. Das ist sehr beeindruckend und geheimnisvoll, wenn man mitten im Wald auf ein gewaltiges stählernes Tor trifft. Über diese Bilder wollte ich einen Film machen. Das Beste ist. Man kann nach dem Film rausgehen und diese Orte wirklich entdecken.

rottenplaces: Ihr beschäftigt euch im Film mit dem Thema HAARP, ein US-amerikanisches, ziviles und militärisches Forschungsprogramm, bei dem Radiowellen zur Untersuchung der oberen Atmosphäre eingesetzt werden. Bei diesem Thema scheiden sich die Meinungen. Die einen sehen es als friedliche Technik, andere als Eingriffsmöglichkeit in die Natur und wieder andere als potenzielle Kriegswaffe. Wie ist deine Meinung zum Thema und inwieweit hatte diese Einfluss auf den Film?

Klein: Bei der Recherche zu LOST PLACE wurde, wie gesagt, offensichtlich, dass alle wichtigen technischen Entwicklungen in den letzten 100 Jahren in Zusammenarbeit mit dem Militär entstanden sind. Vermutlich war das schon immer so. Der amerikanische Präsident Eisenhower hat das den militärisch industriellen Komplex genannt. Bereits in den 70ern wurde in militärisch finanzierten Forschungseinrichtungen über Ideen wie das Internet oder GPS nachgedacht und bereits der erste Tablet PC konstruiert. Wer weiß, worüber jetzt nachgedacht wird. Es gab zudem immer wieder wissenschaftliche Außenseiter wie Nikola Tesla oder Bernard Eastlund, der Haarp entwickelt hat. Der Film enthält viele Anspielungen in dieser Hinsicht und es gibt, wenn man sich damit beschäftigt, viele Details zu erkennen. Das muss man nicht, um den Film zu genießen, aber wenn man sich dafür interessiert, dann kann man noch ein bisschen mehr Spaß haben. Man sollte einfach mal Haarp googeln, um einzusteigen.

rottenplaces: Der Film wurde ein 3D produziert und als erste deutsche Produktion mit speziellem Sound gemischt. Warum habt ihr euch für diese Techniken – natürlich neben dem Qualitätspunkt – entschieden?

Klein: Ein verlassener Campingplatz, riesige Tore im Wald, eine geheime Basis, all diese Orte, die LOST PLACE ausmachen wollte ich möglichst echt wirken lassen. Es geht beim Film immer darum die Illusion von Raum zu erzeugen. 3D macht die Illusion noch ein bisschen überzeugender. Die Figuren sind plastischer, die Hintergründe detailreicher. Wir wollten einen Film machen, der sehr gut aussieht und eine geheimnisvolle Welt zeigt, die nicht nur düster ist. Dabei haben wir viel Unterstützung von unserem Geräteverleih erhalten. Beim Sound war es ähnlich. Dolby fand den Film ebenfalls gut und deswegen haben sie uns ausgewählt, um den Zuschauern dieses neue System, das, einfach gesagt, auf Boxen in der Decke beruht vorzuführen. Das war faszinierend, aber auch sehr viel Arbeit. Denn bislang gab es noch keinen Sound für elektromagnetische Wellen. Mir war zudem ein räumlicher, sehr ausgefeilter klang wichtig. Bei alldem gab es eine Regel. Die Technik muss der Geschichte dienen. Das war unser wichtigstes Kriterium.

rottenplaces: Ihr habt mit Josefine Preuß, Jytte-Merle Böhrnsen und besonders Anatole Taubman namhafte Schauspieler verpflichten können. Wie und warum habt ihr diese Charaktere ausgewählt und war es schwierig diese für euer Projekt gewinnen zu können?

Klein: Wir wollten charismatische Charaktere. In vielen Suspense-Filmen werden Figuren oft austauschbar. Das wollten wir nicht. Wir wollten sie so klar zeigen, wie wir sie uns ausgedacht haben. Jytte kannte ich bereits von einem Kurzfilm. Lena Vurma, meine Co-Autorin und Produzentin wussten immer, dass sie Elli spielen würde. Josefine konnten wir sofort vom Buch begeistern. Bei Daniel war es am schwierigsten. Francois haben wir sehr spät getroffen und wir hatten schon ein bisschen Panik, weil uns davor keiner richtig überzeugt hat. Aber als wir ihm zum ersten Mal gegenübersaßen, da war klar, dass wir Daniel gefunden haben.

rottenplaces: Ihr habt größtenteils an Originalschauplatzen gedreht, aber auch einige Kulissen sehr aufwendig im Studio aufgebaut. Warum?

Klein: Die Originalschauplätze haben fantastische Außensets abgegeben. Aber so mussten wir natürlich auch im Innern mithalten. In der Anlage entdecken Daniel und Elli viele Geheimnisse und das Innenleben der Haarp-Technologie. Das haben haben wir so nicht vorgefunden. Die meisten Anlagen sind leider auch schon stark beschädigt. Wir haben sehr viel Technik, also alte Schaltschränke, Computer bis hin zu Türen und Schildern aus verwenden können.

rottenplaces: Thorsten, der Film ist quasi dein Spielfilm-Regiedebüt. Wenn du einmal zurückblickst auf das Schreiben des Drehbuchs, die Arbeit vor dem Film, die Dreharbeiten und alle Tätigkeiten bis zur Fertigstellung – hast du dir deinen ersten Film so vorgestellt?

Klein: Er ist noch besser geworden, als ich ihn mir vorgestellt habe. Wir konnten ein erstklassiges VFX Team zusammenstellen und einige spektakuläre Dinge ausdenken, die im Trailer schon angedeutet sind und in 3D sehr sehr viel Spaß machen.

rottenplaces: Was fasziniert dich persönlich besonders an vergessenen Orten – also Lost Places?

Klein: Die Geheimnisse dieser Orte. Zwei Beispiele. Auf dem Langekopf in der alten Station, in der wir gedreht haben, gibt es riesige unterirdische Anlagen. Man sieht das an Luftschächten, die weit um die Anlage herum aus dem Boden kommen. Niemand hat die Pläne dafür. Und es ist zu gefährlich, um so was auf eigene Faust zu erkunden. Das fasziniert mich. Während der Recherche hatten wir außerdem Kontakt zu ein paar alten amerikanischen Soldaten, die Anfang der 60er Jahre auf dem Langekopf stationiert waren. Sie haben faszinierende Geschichten erzählt. Wenn man dann dort oben steht und so was weiß, dann kommt da plötzlich eine sehr starke Atmosphäre auf. Das definiert für mich einen Lost Place!

Wir danken Thorsten Klein für das Interview
Das Interview führte André Winternitz